
Stemwede-Wehdem. Nun ist es unter Dach und Fach: Der schwedische Nobia-Konzern verkauft mit Wirkung zum 1. Mai seine Wehdemer Sparten Optifit Jaka-Möbel GmbH und Marlin Badmöbel GmbH. Neue Eigentümerin ist die neue Firma Jaka BKL GmbH. Die wurde von Optifit-Geschäftsführer Leo Brecklinghaus und Sonja Schumacher gegründet und greift den alten Firmennamen teilweise wieder auf. Wermutstropfen des Verkaufs: Rund 50 Arbeitsplätze gehen verloren.
Das Kauf-Interesse hatte Brecklinghaus wie berichtet bereits im Dezember vergangenen Jahres bekundet. Kürzlich stimmten die Nobia-Eigentümer während ihrer Generalversammlung dem Verkauf zu.
Mit diesem Verkauf sei es gelungen, dem nach der Verlagerung der Produktion für die Nobia-Konzerngesellschaft "Hygena" verbleibenden Küchenmöbel- und Badmöbelgeschäft unter dem Dach der Jaka-BKL eine Zukunft zu geben und etwa 160 Arbeitsplätze zu erhalten, teilte Nobia gestern mit.
"Mit der Jaka-BKL haben wir die Basis geschaffen, die Partnerschaft mit langjährigen Kunden im Küchen- und Badmöbelgeschäft unter den eingeführten Labels ,Optifit und ,Marlin fortzuführen und in Zukunft weiter auszubauen. Darauf freuen sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit Monaten", wird Leo Brecklinghaus in der gestrigen Mitteilung des Nobia-Konzerns zitiert. Für eine Stellungnahme gegenüber der NW war er gestern nicht zu erreichen.
Die beiden Namen "Marlin" und Optifit" seien bislang juristisch zwei getrennte Einheiten gewesen, sagte gestern Nobia-Europa-Chef Christian Rösler. Beide Marken blieben erhalten und würden in die neue Firma einfließen. "Für die Kunden gibt es keine Änderung, was die Marken angeht", sagte Rösler gegenüber der Neuen Westfälischen.
Mit dem Verkauf sei eine "100-prozentige Eigenständigkeit" gegeben. Künftige Geschäftsbeziehungen mit dem neuen Unternehmen wollte Rösler gestern für die Zukunft nicht ausschließen, doch sei der Vertrag "auf die totale Eigenständigkeit von Optifit abgestimmt, nicht auf eine Bindung".
Dass rund 50 Mitarbeiter gehen, das begründete Rösler mit der im vergangenen Jahr von Nobia angekündigten Verlagerung der Schrankproduktion nach Großbritannien und dem Auslaufen des Vertrags mit der Firma "Hygena", für die Optifit fertigte.
Er freue sich aber persönlich darüber, dass für die Wehdemer Firma eine eigenständige Lösung für die Zukunft gefunden worden sei. Es habe auch mal anders ausgesehen, so Christian Rösler mit Blick auf die vergangenen Monate, als Nobia Ende zunächst Ende August 2012 die komplette Schließung von Optifit angekündigt hatte.
"Nun bleiben 160 Arbeitsplätze erhalten", erklärte Rösler gestern. Eine stabile Basis und eine Zukunftsperspektive – das sei mit Leo Brecklinghaus machbar. Er kenne den Markt und das Unternehmen sehr gut. Rösler: "Ich kann dem Unternehmen von meiner Seite aus nur alles Gute wünschen."
Einige der vom Verlust des Arbeitsplatzes betroffenen 50 Beschäftigten seien bereits gegangen, die anderen wechselten zum 1. Mai in eine Transfergesellschaft, sagte gestern Kerstin Haver. Küchen und Bäder würden wie gehabt gefertigt, so die Vorsitzende des Betriebsrates.
"Wir bauen erst mal auf die alten Kunden, die uns treu blieben", sagte Haver. Alles andere müsse sich entwickeln. Dazu zählt aus Sicht Havers auch, neue Kunden zu gewinnen.
Der von Nobia gestern offiziell bekannt gegebene Verkauf werde in der Belegschaft mit "gemischten Gefühlen" aufgenommen. Traurig sei, dass Kollegen nach und nach die Firma verlassen hätten. Wegen der Entlassungen habe es einen Beigeschmack. Es gebe aber auch Freude über den Neubeginn und nun wolle man nach vorne sehen, betonte Kerstin Haver.
Die IG Metall war in den vergangenen Wochen und Monaten bei den Verhandlungen nicht mehr dabei – "ab dem Zeitpunkt, wo die Einschnitte so groß waren, dass wir sagten, dass es mit dem Tarifvertrag nicht abzubilden sei", wie Gewerkschafter Andreas Bilz erklärte.
Der Betriebsrat habe "die Sache" mit der Geschäftsführung zu Ende verhandelt. "Wir hätten uns eine andere Lösung vorgestellt, die nicht mit so harten Einschnitten für die Mitarbeiter verbunden gewesen wäre", sagte Bilz. Den Beschäftigten, machte der Gewerkschafter gestern deutlich, stehe die IG Metall auch in Zukunft unterstützend zur Seite.
Verhandlungen und Verträge
Mit Leo Brecklinghaus und Sonja Schumacher hatte dann im Dezember die Optifit-Geschäftsführung ihren Hut für ein so genanntes "Management-Buyout" in den Ring geworfen. Eine Absichtserklärung zum Verkauf aller Vermögens-Gegenstände der Optifit-Gruppe wurde unterzeichnet.
Danach gingen die Verhandlungen weiter. Im April dieses Jahres stimmten die Nobia-Eigentümer dem Verkauf der Wehdemer Firma Optifit zu.