Rahden

"Kleines Kompottpouri auf dem Geflügel"

Robert Kreis brachte Zwerchfell erschütternde Unterhaltung in die Kul-Tür-Soirée

Auch das aufgemalte "Menjou"-Bärtchen und seine unvergleichliche Mimik sind äußeren Markenzeichen des 20er-Jahre-Entertainers Robert Kreis. | © FOTO: RALF KAPRIES

25.02.2013 | 25.02.2013, 13:00

Rahden. Zum 14. Mal hatte Kul-Tür zur Soirée geladen. "Hauptgang" war am Freitagabend der Entertainer Robert Kreis, der schon seit mehreren Jahrzehnten sein Publikum im Stil der "Golden 20er Jahre" glänzend unterhält.

Kreis fühlte sich sichtlich wohl vor dem für seine Verhältnisse kleinen Publikum und in "dieser wunderschönen Jugenstil-Bonboniere", wie er den Spiegelsaal des Westfalen Hofs beschrieb. Auf dem Weg von Berlin nach Oberhausen hatte er sich zu einem Abstecher nach Rahden bereit erklärt. Hier freute sich das Publikum, den berühmten Unterhaltungskünstler einmal aus der Nähe sehen zu können, der seit 40 Jahren auf der Bühne steht, davon allein 30 in Deutschland. Er begründete die 20er-Jahre-Retrowelle noch vor Henry de Winter und Max Raabe.

"Ich muss jetzt Johannes Heesters ersetzen", lacht der Holländer und plaudert munter weiter. Als "Jopi" 85 wurde, habe er die Ehre gehabt, mit ihm im Kölner Gürzenich auf der Bühne zu stehen, als dieser 95 wurde, wieder. Als Heester dann seinen 100. Geburtstag feierte, habe ein Agent ihn, Kreis, angerufen und gefragt: "Herr Kreis, sind sie noch da?"

Er ist immer noch da und wenn er wie in Rahden unter dem Motto "Humor ist der einzige Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt" in die Klaviertasten greift und "Heut' bin ich gut aufgelegt, heut' möcht' ich einfach lustig sein" singt, dann ist das ein Abend nicht nur voll Nostalgie, sondern auch mit aktuellen Bezügen, aber immer voller amüsanter und hintersinniger Texte.

Überhaupt sind das wohl die schönsten Momente, wenn der ausgezeichnete Pianist ankündigt: "Ich habe für sie ein kleines Kompottpouri auf dem Geflügel zusammen gestellt."

Von "Wenn ich heute die Politiker sehe, kriege ich gleich einen Tinnitus auf den Augen – alles Pfeifen", geht es bis zu "wenn Sie heute Abend Pferdefleisch gegessen haben, dann hatten Sie Schwein" oder "als der Mann in den Hafen gelotst wurde, wusste er nicht, dass ein Kriegsschiff auf ihn wartete".

Gerne bummelt Kreis in seiner Freizeit durch Antiquariate: Der Sammler von Schellack-Platten, Noten und alten Zeitschriften trug neben Witzen auch Auszüge aus den Blättern, wie zum Beispiel dem in Wien erscheinenden Kulturmagazin "Die Bühne", vor. Selbst die darin erscheinenden Anzeigen erscheinen aus heutiger Sicht lustig, wie etwa "Kauf nur Gummiwaren bei Fromms – die Konkurrenz platzt". Oder er erläuterte die Funktion des "Gummikavaliers", den die Frauen als aufblasbare Schwimmhilfe mit ins Wasser nahmen.

Daraus resultierten dann auch Lieder wie "Amalie geht mit 'nem Gummi-Kavalier ins Bad". Couplets wie Otto Reutters "Der Blusenkauf" oder Max Hansens "Das wär' herrlich, herrlich, herrlich, aber gefährlich". Manchmal tat es auch schon ein Zitat wie "Borg mir dein Gesicht – ich will die Großmutter erschrecken."

Dann wieder kringelte sich das Publikum vor Lachen, weil es sich der Wirkung seines Lach-Foxtrotts "Du du dudeludu" unmöglich entziehen konnte. Bei seinen drei Auftritten trug der Entertainer jedes Mal einen anderen Anzug. Was stets gleich bleibt, ist sein pomadisiertes Haar, sein bleich geschminktes Gesicht mit den rosa Bäckchen, die schmalen, roten Lippen, das aufgemalte "Menjou"-Bärtchen und seine unnachahmliche Mimik.

Als Zugabe spielte und sang Kreis "Ach, Sie sind mir so bekannt". Das Publikum hätte sich mit seinem nicht enden wollenden Applaus gerne noch weitere erstritten. Diese hochvergnügliche Unterhaltung wird so schnell keiner vergessen, der sie bei Kul-Tür miterleben durfte.