Rahden-Tonnenheide

"Wir sind enttäuscht"

Geplante Ställe: Absage an Tauschangebot / Bürgerinitiative übt Kritik

Der geplante Bau der beiden Mastställe unweit der Tonnenheider Grundschule bewegt viele Menschen. Groß war die Zahl derer, die sich Mitte August zu einer ersten Info-Veranstaltung auf dem Schulhof trafen. BI-Sprecher Volker Witting nahm dabei zu den Risiken des Vorhabens Stellung. | © FOTOS: ARCHIV JOERN SPREEN-LEDEBUR

20.10.2012 | 20.10.2012, 16:00

Rahden-Tonnenheide. Die Hoffnungen von Gegnern der beiden geplanten Geflügelmastställe mit insgesamt 80.000 Plätzen unweit der Grundschule Tonnenheide auf einen anderen Standort für die Bauten haben sich zerschlagen. Die Familie Rehling, die die Ställe bauen möchte, hat einen von Heinz Behring angebotenen Grundstückstausch abgelehnt. Bei den Gründen für die Ablehnung aber gehen die Meinungen auseinander. Gegner des Baus vermuten als Grund höhere Erschließungskosten. Nicht klar ist auch, wer wann was prüfte.

Heinz Behring hatte wie berichtet während der Bauausschuss-Sitzung am 27. September Dietmar Rehling ein alternatives Grundstück für die Ställe angeboten und dieses Angebot später schriftlich wiederholt.

"Wir ließen die Fläche von unserem Planer prüfen", sagte gestern Dietmar Rehling gegenüber der NW. Der Planer habe "in Verbindung mit der unteren Landschaftsbehörde" geprüft. Die hätten klar gesagt, dass das von Behring angebotene Tausch-Grundstück in der Tonnenheider Brandheide an zwei Seiten an FFH-Gebiete grenze und es dort auch einen "schützenswerten Biotop" gebe. Das stehe einem Stallbau dort entgegen, so Rehling, der die Fläche als "ungeeignet" bezeichnete.

Kreissprecher Oliver Roth hatte dagegen am Donnerstag gegenüber der NW erklärt, dass der Kreis diese Fläche nicht geprüft habe – ändere sich bei einem Bauantrag der Standort, dann erfordere dies nämlich ein ganz neues Verfahren.

Wer hat also geprüft? Man brauche nicht vor Ort gucken, verneinte Dietmar Rehling die Frage, ob der Planer vor Ort gewesen sei. Auf Internet-Seiten könne man Geo-Daten einsehen, die anzeigten, die weit ein FFH-Gebiet gehe. Trotzdem habe sein Planer mit einem Vertreter der unteren Landschaftsbehörde gesprochen. Dietmar Rehling: "Wir haben da kein neues Verfahren angestoßen."

"Die Absage ist wohl endgültig", sagte gestern Heinz Behring. Und so wie er das verstanden habe, habe es keine offizielle Prüfung des Grundstücks in der Brandheide gegeben. Seine Unterlagen gebe er nun an die Bürgerinitiative weiter.

Behring wies erneut darauf hin, dass seine Fläche östlich des FFH-Gebietes liege. Bei einer Haupt-Windrichtung aus Westen – das sei zu gut 90 Prozent der Fall – wäre das FFH-Gebiet nicht betroffen. Nach Überzeugung Behrings gebe es noch andere Grundbesitzer, die Rehlings ein Tauschangebot machen könnten. Diese Flächen lägen weiter entfernt vom FFH-Gebiet. Das aber sei wohl eine Frage der Erschließung.

Heinz Behring sieht die Kommunalpolitik gefordert, Vorranggebiete für solche Ställe auszuweisen. Die sollten auf geeigneten Flächen gebaut werden. "Aber in dörflichen und eng besiedelten Bereichen – das kann nicht sein."

Man müsse die Gründe für die Ablehnung des Tausch-Angebotes in Erfahrung bringen, meinte gestern gegenüber der NW Volker Witting. Stelle man einen Bauantrag, dann gebe es einen Bescheid, sagte der Sprecher der Bürgerinitiative gegen die Stallbauten. Aus BI-Sicht sei es aber nicht ausreichend, sich auf eine mündliche Auskunft zu verlassen. "Da braucht man einfach weitere Fakten, warum das da nicht möglich sein soll."

Als einen Grund für die Ablehnung des Grundstückstausches vermutet auch Witting die Erschließungskosten. "Wir sind schon ein bisschen enttäuscht", so der BI-Sprecher. "Wenn mir einer ein Grundstück anbietet zum Tausch, dann muss ich so fair sein und es richtig prüfen." Aber es auf diesem Weg zu tun und abzulehnen, das sei "nicht zufriedenstellend."

Während der Bauausschuss-Sitzung am 27. September hatte Bürgermeister Bernd Hachmann davon gesprochen, dass Rehling ein anderes Grundstück angeboten worden sei. Auf Nachfrage hatte Hachmann am Tag danach bestätigt, dass Bauamtsleiter Dieter Drunagel und er im Stadtgebiet nach einer Fläche gesucht und Rehling ein Areal in Tonnenheide angeboten hätten.

Beim Besuch des Bürgermeisters habe man nur über die eigenen Grundstücke gesprochen, die seiner Familie gehörten und im Bauantrag genannt worden seien, sagte dazu gestern Dietmar Rehling. Aber auch da habe es eine FFH-Problematik gegeben. "Der Bürgermeister bot kein neues Grundstück an", so Rehling gestern.

Von einem "Missverständnis" sprach gestern gegenüber der NW Dieter Drunagel. Es sei um Rehlings eigene Flächen gegangen; der Landwirt habe eine eigene Fläche in der Brandheide. "Wir boten ihm an, das doch mal zu prüfen", sagte Drunagel. Beim Besuch habe man Rehling nahe gelegt, über sein eigenes Grundstück nachzudenken.