Pilzbefall an Allee in Minden-Lübbecke: Müssen die Bäume gefällt werden?

Rahden. &bdquo;Es wackelt abartig. Das sieht nicht gut aus“, resümiert der Baumsachverständige Carsten Venzke nach einem Zugversuch und notiert seine Messungen in sein Protokoll. Dass dieser vom Pilz befallene Baum in der Kolbusallee zeitnah gefällt wird, gilt als sehr wahrscheinlich. &bdquo;Das ist frustrierend. Gerade bei diesem Baum dachte ich, dass er bleiben kann“, sagt Sönke Tielbürger, Leiter der Unteren Umweltbehörde beim Kreis Minden-Lübbecke. Aber: Erstmal final die Endergebnisse abwarten. Die Auswertung der Ergebnisse dauert ein bis zwei Wochen. Ein anderer Baum wurde bereits im Vorfeld ohne Zugversuch als &bdquo;zu fällen“ deklariert. Einige Bäume in der Kolbusallee sehen von außen gesund aus. &bdquo;Wir können den Pilzbefall vor allem im Wurzelbereich innendrin aber nur schwer beurteilen, sodass wir die Standfestigkeit messen müssen“, begründet er die Untersuchung. &bdquo;Die Pilze sind wie ein Krebsgeschwür, die die Bäume zersetzen“ Der Zugversuch an diesen Linden in der Rahdener Allee gibt nun Aufschluss darüber, wie stark Bäume durch den ermittelten Brandkrusten-Pilzbefall geschädigt sind. Die Methode sei baumschonend, weil man nicht in ihn hineinbohre. Dabei wird der Baum Venzke zufolge kurzzeitig unter eine höhere Last gesetzt – so stark wie bei einem Orkan – und die daraus resultierten Veränderungen gemessen. Das sei vor allem in der Kolbusallee dringend notwendig. &bdquo;Die Pilze sind wie ein Krebsgeschwür, die die Bäume zersetzen. Töten kann man ihn gänzlich nicht. Und kippt ein Baum um, kann es lebensgefährlich werden für die Autofahrer an dieser viel befahrenen Kreisstraße“, sagt Peter Herbert Hofschild vom Umweltamt des Kreises. Bei vergangenen Sturmereignissen seien bereits mehrere Äste im Kronenbereich der Linden herausgebrochen. &bdquo;Es geht dabei um Menschenleben“ &bdquo;Einzelne Bäume, die visuell stabil aussehen, könnten aber durch den Pilz nicht mehr standfest sein, wozu die Zugversuche auf ihre Standsicherheit untersucht werden“, sagt Hofschild. Der Grund: Die dortigen Bäume seien in den 1970er-Jahren durch Kappungen der Kronen vorgeschädigt, so dass sie keine normalen Kronenformen bilden konnten. Die offene Wunden seien von Pilzen befallen. Fällt ein Baum durch diese Untersuchungen, wird er gefällt. &bdquo;Wir haben alle der rund 80 Bäume im Vorfeld kontrolliert und 13 nun mittels des Zugversuchs geprüft, weil wir Brandkrustenpilz feststellten. Denn die Bäume müssen schließlich beispielsweise bei Stürmen standfest sein und dürfen nicht umkippen. Es geht dabei um Menschenleben. Die Allee ist bedenkenswert und viele Bäume in einem kritischen Zustand“, betont Tielbürger. Es gehe auch darum, nach und nach die Bäume dort neu zu pflanzen. &bdquo;Alles zu roden und auf einmal neu zu pflanzen, machen wir aber definitiv nicht. Wir überbrücken das nun, damit die Allee auch bestehen bleibt. Deshalb ziehen wir jetzt die nicht mehr standfesten Linden raus, pflanzen dann neu und prüfen weiter.“ Fällung schon nach 80 bis 100 Jahren Das Schlimme: &bdquo;Linden sind sehr tolerant, was zum Beispiel Hitzeschwankungen oder Feinstaub angeht. Deshalb verwenden wir sie auch vor allem im städtischen Bereich gerne. Sie könnten 500 Jahre alt werden. Durch die Belastungen in einer Allee zwar nicht solange. Aber wenn man sie nach 80 bis 100 Jahren fällen muss durch einen Pilzbefall, ist es misslich. Und das hier an der bekanntesten Allee im Kreis.“ Wenn eine Brandkruste an Bäumen zu sehen ist, sei eine Linde an der Allee von einem Pilz befallen. &bdquo;Dann ist es zu spät“, merkt Hofschild bei der Begehung durch die Allee an. Bauarbeiter fahren zu nah an Bäume heran Dazu kommt ein weiterer Missstand: &bdquo;Manche Bäume stehen zu nah an der Straße. Die Abstände zur Straße oder anderen Bäumen müssen eineinhalbfach so groß sein wie der Baumteller“, erklärt Venzke. &bdquo;Dazu kommt bei Bauarbeiten, dass nicht alle Mitarbeitenden aufpassen, zu nah an die Bäume fahren oder eben auch durch Glasfaserausbau. Das macht vor allem neuere Bäume kaputt“, sagt Hofschild. Janik Peselmann und Maximilian Arend vom Lohnbetrieb Steinmann pflegen unter anderem Bäume und sind selbst bei der Untersuchung in der Kolbusallee vor Ort gewesen. &bdquo;So eine Gelegenheit gibt es ja selten und ist sehr spannend“, begründet Peselmann.

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