Kult-Moped im Kreis Minden-Lübbecke unterwegs

Rahden-Pr. Ströhen. Das Zwei-Takt-Geknatter ist schon aus einiger Entfernung zu hören. Dann dauert es nicht mehr lange und Jan-Erik Titkemeier, Erik Borcherding, Jonah Moormann, Jost Rohlfing, Till Becker und Mirko Meyrose biegen auf ihren Simson-Mopeds um die Ecke. Der Reiz der Ost-Mopeds liegt für die 15- bis 17-Jährigen aus Pr. Ströhen auf der Hand. Zum einen bedeuten die Mopeds ein Stück Freiheit und Mobilität. Eine Simson ist irgendwie aber auch Kult. &bdquo;Das Moped ist schon cool“, sagt Jan-Erik Titkemeier. &bdquo;Die Maschinen sind einfach zu reparieren“, erklärt Jost Rohlfing. Auch wenn eigentlich immer irgendetwas zu schrauben ist. &bdquo;Und man kann sie schon mit 15 mit dem AM-Führerschein fahren“, ergänzt Mirko Meyrose. Ein Punkt ist auch die Endgeschwindigkeit. Die alten Ost-Mopeds dürfen legal 60 Stundenkilometer fahren. Eine Sonderklausel im Einigungsvertrag gewährt ihnen Bestandsschutz. Normalerweise ist bei dem AM-Führerschein bei 45 Stundenkilometern Schluss. Die Maschinen sind teurer geworden Die Simson-Fangemeinde wächst deshalb. &bdquo;Sie sind teuer geworden“, merkt Mirko Meyrose an. &bdquo;Für eine gute und preisgünstige muss man weit fahren“, weiß Jan-Erik Titkemeier aus eigener Erfahrung. &bdquo;Zu kaufen gibt es viele, man muss gucken, dass man eine Gute bekommt“, sagt auch Till Becker. Das Unternehmen Simson wurde 1856 in Suhl gegründet. Hergestellt wurden anfangs unter anderem Waffen und Fahrräder. Der Durchbruch gelang dem Unternehmen zu DDR-Zeiten mit der sogenannten Simson Vogelserie mit Modellen wie Schwalbe und Star. Auch die Modelle S50 und S51 waren im Osten Deutschlands Verkaufsschlager. Über 30 Jahre nach der Wende hält die Faszination Simson an und das weit über die östlichen Bundesländer hinaus. Von den Pr. Ströher Jugendlichen war Jan-Erik Titkemeier der Erste, der sich eine Simson zugelegt hat. &bdquo;Ich habe sie bei einem Kumpel gesehen und wollte auch eine haben“, erzählt der 17-Jährige. &bdquo;Ich habe sie mir dann von meinem Konfirmationsgeld gekauft.“ Die blaue Simson Schwalbe sei nicht fahrbereit gewesen. &bdquo;Der Vergaser musste neu“, erklärt der Pr. Ströher, der vorher schon viel an Fahrrädern geschraubt hat. &bdquo;Ich habe die Simson bei Jan-Erik gesehen und wollte auch eine haben“, erzählt Jost Rohlfing. Schrauben habe er zu Beginn nicht viel müssen an seiner roten Simson Star. &bdquo;Die lief sofort.“ Danach stießen Mirko Meyrose, Erik Borcherding, Jonah Moormann und Till Becker zu der Gruppe. Was die Simsonbande unternimmt &bdquo;Wir kannten uns alle vom Sehen, schließlich leben wir hier in einem kleinen Dorf“, merken Jan-Erik Titkemeier und Jost Rohlfing an. Bis auf wenige Aufnahmen hätten sie vorher aber nicht viel miteinander zu tun gehabt. Durch die Mopeds habe sich Freundschaft und Zusammenhalt entwickelt. &bdquo;Wir haben uns gegenseitig geholfen, die Maschinen zum Laufen zu bringen oder zu reparieren. Dann kamen wir auf die Idee, auch mal gemeinsam eine Runde zu drehen. So hat sich die Truppe gebildet“, erzählt Jan-Erik Titkemeier. Die sechs nennen sich die Pr. Ströher Simsonbande und sind unter dem Namen auch auf Instagram zu finden. Regelmäßig touren sie mit ihren Mopeds durch die umliegenden Dörfer. Die Jugendlichen fahren aber auch gemeinsam um den Stemweder Berg oder an den Dümmer See. Die Reaktion der Eltern auf den Wunsch nach einem Moped fiel unterschiedlich aus. &bdquo;Mein Vater hat die Maschine gekauft, weil er Simson auch gut findet“, erzählt Till Becker. Andere Eltern waren nicht gleich begeistert. Mit etwas Überredung hat es dann aber geklappt. Einen Roller zu fahren, käme für die Jugendlichen nicht in Frage. Alle sechs schütteln energisch den Kopf. &bdquo;Das hat keinen Stil und ist zu viel Plastik“, sind sich die Pr. Ströher einig. Transparenzhinweis: Die Autorin ist nicht mit Jost Rohlfing verwandt. Die Namensgleichheit ist zufällig.

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