Rahden. Das alte Kantorenhaus in Rahden lässt Magdalene Kottenbrinks Herz höher schlagen. Das war ihr bei ihrem Vortrag zur Geschichte des Fachwerkhauses deutlich anzumerken. Gerne würde sie es sehen, wenn das Haus wieder mit Leben gefüllt würde.
Die Gruppe "Nicht leer" und die evangelische Kirchengemeinde Rahden hatten das historische Gebäude jetzt geöffnet und zur Besichtigung und Diskussion eingeladen. Rund 130 Besucher kamen.
"Wir freuen uns über so viel Interesse", sagt Hannelore Kühnen, die die Veranstaltung gemeinsam mit Uta Hartmeier, Brunhilde Meier, Sonja Wiebke, Magdalene Kottenbrink, Meike Rehmann, Inka Kurtz und Edith Lübking organisiert hat.
Seit 1985 steht das Zweiständer-Ackerbürgerhaus als Zeugnis für die über Jahrhunderte typische Bauweise in der Region unter Denkmalschutz. "Das Haus steht noch auf festem Fundament. Auch das Dach ist in Ordnung", weiß Magdalene Kottenbrink. Innen herrsche Patina, die aber viel Geschichte erzähle. Parallelen ließen sich zum Haupthaus des Museumshofes ziehen, erklärt Magdalene Kottenbrink. Beides seien niedersächsische Hallenhäuser.
Das markante Gebäude an der Langen Straße wurde 1810 von der Kirchengemeinde, der es bis heute gehört, für den Kantor gebaut. Rahden gehörte zu der Zeit zum Kaiserreich Frankreich.
Die Zeiten für die Bevölkerung waren nach wie vor schwer. Ackerbürger ernährten sich durch Landwirtschaft, hätten aber auch über Nebeneinkünfte verfügt. So war der erste Bewohner nicht nur Kantor, sondern auch Lehrer, Organist und Post-Expediteur.
Die Kirche sei zu der Zeit für die Bildung zuständig gewesen und ließ sich dafür auch bezahlen, berichtet Magdalene Kottenbrink. Erst in der Bismarck´schen Zeit sei dem Staat die Oberhoheit über die Schulen übertragen worden.
Das Fachwerkhaus sei noch nahezu im Urzustand erhalten. Die beheizbare Stube liege auch hier wie immer in der Mitte. Durch Türen zu den beiden benachbarten Zimmern habe die Wärme zirkulieren können. Die Wand, die Wohn- und Viehbereich trennten, sei nicht von Anfang an vorhanden gewesen.
Einen Garten habe das Haus noch. Der eigentliche Bauerngarten sei aber verschwunden. Dort hat die Kirchengemeinde den Kindergarten und das neue Pastorenhaus gebaut. "Die Bewohner 1972 sind ausgezogen, weil man ihnen den Garten genommen hat", weiß Magdalene Kottenbrink.
Seit dem Auszug der letzten Mieter 2009 konnte bisher kein neues Nutzungskonzept für das Haus gefunden werden. "Es wäre schade, wenn eins der letzten für die Region typischen Fachwerkhäuser verschwinden würde", sagt Magdalene Kottenbrink. "Wir hoffen, Menschen zu finden, die sich trauen".
Ideen, was mit dem Haus passieren kann, lieferten die Besucher schon einmal auf Flipchart und an Wänden. Heimathaus oder Heimatmuseum, Jazz-Deele, Instrumentenmuseum, Radfahrerhotel, Stadtbücherei oder Markthalle war dort unter anderem zu lesen.