Rahden

Essen auf Schienen

Rahdener Metallbauer montiert Technik für Event-Gastronomie

Christian Schultes und Martin Schmidt (v. l.) setzen zwei Test-Kochtöpfe auf das Schienensystem, bevor sie kreisförmig etwa elf Meter in die Tiefe sausen. | © FOTO: TYLER LARKIN

22.05.2014 | 22.05.2014, 12:15

Rahden. Kann ein Restaurant erfolgreich sein, in dem es kein Geschirr gibt? Wo keine Bedienung an den Tisch kommt und das Essen, ohne Zwischenstopp, aus dem Topf in den Mund wandert? Der letzte Schrei in der Event-Gastronomie ist ein Schienensystem, dass die Kost, digital bestellt, per Schwerkraft an den Tisch liefert. Ein Rahdener Betrieb montiert dafür die Komponenten.

Direkt hinter den Gleisen residiert die Heinzig Metallbau GmbH, auf deren Parkplatz ein hohes Gerüst thront, das den "spektakulären Schienentornado" stützt. Das doppelläufige Schienensystem beginnt in etwa elf Metern Höhe und setzt sich kreiselförmig nach unten fort - quasi wie der Rüssel eines Unwetter-Tornados.

Zur anschaulichen Demonstration klettern zwei Mitarbeiter in die Höhe und setzen einen Kochtopf auf die Schienen, sichern den Deckel ab und lassen der Schwerkraft freien Lauf. "Im Restaurant würden wir hier auf Höhe der Küche stehen und das Essen runter zu den Tischen gleiten lassen", sagt Martin Schmidt. Er meint ein Restaurant, das im November im größten Einkaufszentrum von Abu Dhabi eröffnet werden soll, in direkten Nachbarschaft zur dortigen Formel-Eins Rennstrecke. Knapp 380 Menschen werden dort über den Schienentornado ihre Bestellung erhalten.

Wer kommt auf so eine Idee? Der Nürnberger Hobbykoch Michael Mack hatte daheim für Freunde ein mehrgängiges Menü gezaubert und musste etwa zehn Meter bis zur langgestreckten Tafel im Esszimmer überwinden. Damals wünschte er sich eine Lösung, um nicht ständig hin und her laufen zu müssen. Heute ist Mack Geschäftsführer der HeineMack Restaurantsysteme GmbH, die 2007 in Nürnberg den ersten Standort mit 150 Sitzplätzen eröffnete. Es folgten Restaurants in Dresden, Hamburg und 2011 im Europapark Rust nahe Freiburg. Die jüngste Niederlassung eröffnete im Januar 2014 in Kuwait, im Olympiaort Sotschi soll es nach baulichen Verzögerungen bald losgehen. Betrieben werden die Restaurants im Franchise-System - Investitionssumme ein bis zwei Millionen Euro.

Ein Filmclip aus dem Europapark führt vor, wie es genau funktioniert: Nachdem die digitale Bestellung über einen Tabletcomputer aufgegeben wurde, wird das Essen auf die Schiene gesetzt, durchläuft auf dem Weg nach unten einen Looping und erreicht anschließend den Tisch. "Fast Food im wahrsten Sinne des Wortes", sagt die Moderatorin im Film.

Der Schienentornado in Rahden hat die Topf-Testläufe bestanden und wird bald nach Abu Dhabi gefrachtet. Essen auf Rädern war gestern.