Pr. Oldendorf. Umgewöhnen musste er sich schon ein wenig. Mittlerweile hat sich Hartmut Jacob aber an sein Leben nach dem Job gewöhnt – und genießt es. Für die Serie "Was macht eigentlich..." haben wir mit ihm über seinen Weg vom Bankmanager zum Pensionär gesprochen.
Das Kaminfeuer wirft lange Schatten an die Wand. Auf dem Tisch: Gebäck, ein Ausstellungskatalog, daneben liegt die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Hartmut Jacob (61) ehemaliger Chef der Volksbank Lübbecker Land, sitzt entspannt zurückgelehnt in einem Fauteuil, das Leder knautscht, im Kamin prasselt Holz. Wohlfühlathmosphäre. "Natürlich ist mir der Abschied zunächst schwer gefallen", sagt er.
Am ersten Juli 2011 wurde er von den Kollegen in die passive Phase der Altersteilzeit verabschiedet. Danach war der Terminkalender plötzlich leer. Erstmals seit 30 Jahren – so lange war Jacob für die Volksbank im Dienst. "Ich habe da zuerst viele private Termine gemacht, um mich daran zu gewöhnen", sagt Jacob. Zieht demonstrativ sein Smartphone aus der Tasche, öffnet die Kalenderfunktion.
Jetzt, mehr als ein Jahr später, braucht er sie nicht mehr allzu oft. "Ich genieße die Freiheit", räumt er ein. Im Vorstandsteam der Volksbank war Jacob zuständig für Firmenkunden. Das ganz große Geschäft. "Ich hatte häufig Abendtermine, deshalb blieben private Dinge oft auf der Strecke." Das ist jetzt anders. "Ich verbringe viel Zeit mit meiner Frau Annegret." Die 58-Jährige ist seit August ebenfalls in die Passivphase der Altersteilzeit gewechselt. Nun haben sie Zeit für die schönen Dinge: Im Sommer sitzen sie häufig auf dem Fahrrad. Ein Hobby, das Jacob seit seiner Pensionierung intensiv pflegt: "Ich bin bisher 2.000 Kilometer pro Jahr gefahren, im nächsten Jahr werden es noch mehr." Geplant ist, dass sie den gesamten Ems-Radweg fahren, von der Quelle bis zur Mündung, immerhin 375 Kilometer.
Die Touren plant Jacob selbst, mit Vorliebe im kalten Winter an seinem Laptop. Später überträgt er die Tourdaten dann auf sein Navigationsgerät. "Früher konnten wir nur fahren, wenn das Wetter gut ist." Jetzt ist immer Urlaub. In diesem Jahr haben sie deshalb schon den Mosel-Radweg und die Thüringer Stadtkette geschafft. "Wir wollen die Beine spüren", sagt Jacob.
Freude haben beide auch an Städtereisen. "Sich eine Woche Zeit nehmen, um eine Stadt kennen zu lernen, dafür fehlte früher die Zeit." 2012 waren sie schon in Rom, Istanbul und Wien. Jacob steht auf. Öffnet die Glastür des Kamins, wirft einen Holzscheit nach.
Trotz der zahlreichen Passionen des Ehepaares: Einige Ämter bekleidet Hartmut Jacob auch heute noch. Ehrenämter. Dabei ist er Überzeugungstäter. "Ich bin davon überzeugt, dass wir aus der Atomenergie aussteigen müssen", sagt er. Deshalb ist er Vorsitzender des Aufsichtsrates der Genossenschaft "Energie für uns". Außerdem sitzt er im Kuratorium der Stiftung Volksbank Lübbecker Land "von Menschen für Menschen".
Besonders am Herzen liegt ihm das Amt als Kassierer beim Lions-Club Lübbecke-Espelkamp. Er kümmert sich um die Finanzen, stellt Spendenquittungen aus. Jedes Jahr gehen Spenden in Höhe von bis zu 40.000 Euro bei den Lions ein.
2013 möchte sich Jacob noch einen Wunsch erfüllen: Im Salon der Jacobs steht ein Klavier – und das möchte er gern wieder spielen. Mit 30 hatte der Banker begonnen, Unterricht zu nehmen. "Eine Mozart-Sonate hatte ich schon fehlerlos geschafft." Seit er Vorstand bei der Bank war, war für den Unterricht keine Zeit mehr. Jetzt fehlt ihm das Training. Die Zeit für die Klavierstunden möchte er sich jetzt aber wieder nehmen.