Pr. Oldendorf

Offelten ist eines der schönsten Fachwerkdörfer der Region

Viele historische, bäuerliche Gebäude sind bis heute gut erhalten. In dieser Dichte sind sie anderswo nur selten zu finden.

Fachwerkdorf mit Vorbildcharakter: In Offelten sind zahlreiche historische Gebäude sehr gut erhalten. Im Dorfzentrum informiert eine Tafel Wanderer, Radfahrer oder motorisierte Besucher detailliert über einzelne Höfe und Hoftypen. | © Ingrun Waschneck

01.07.2016 | 01.07.2016, 16:57
Starke Truppe: Die Dorfgemeinschaft Offelten zählt 100 Mitglieder. Zahlreiche Aktionen mit anderen Vereinen gehören zum Jahresprogramm. - © Privat
Starke Truppe: Die Dorfgemeinschaft Offelten zählt 100 Mitglieder. Zahlreiche Aktionen mit anderen Vereinen gehören zum Jahresprogramm. | © Privat

Pr. Oldendorf-Offelten. Sie leisten wichtige Arbeit in den Orten: In einer Serie stellen die Dorfgemeinschaften in Pr. Oldendorf sich und ihre vielfältigen Aktivitäten vor. Heute: Offelten.

Bis zur Gründung der heutigen Dorfgemeinschaft vor 20 Jahren bestand ein Arbeitskreis "Dorferneuerung Offelten" als Ansprechpartner zwischen der Stadtverwaltung und dem Dorf. Beteiligt daran waren Mitglieder aus der Dreschgemeinschaft, des Schützenvereins und des landwirtschaftlichen Ortsverbandes.

Anstoß zur Gründung der Dorfgemeinschaft war unter anderem eine Spende von 500 DM im Dezember 1994 und das Drängen der Stadt Oldendorf vor dem Hintergrund, Eigeninitiativen der Ortsteile mit ihren Bewohnern zu fördern. Das offizielle Gründungsdatum war der 1. März 1995.

 Infotafel für Besucher

Die erste große Maßnahme war die Restaurierung des Backhauses an der Dorfstraße, das im September 1995 fertiggestellt wurde. Des weiteren wurde im Dorfzentrum eine Informationstafel in Eigenleistung erbaut. Diese Tafel bietet Wanderern, Radfahrern oder motorisierten Besuchern die Möglichkeit, sich über einzelne Höfe und Hoftypen zu informieren und eine Dorfbesichtigung selbstständig zu starten. In naher Zukunft können Besucher mit einem QR-Code über ihr Handy die Hintergrundinformation abrufen.

Die Dorfgemeinschaft zählt zurzeit genau 100 Mitglieder. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit dem örtlichen Schützenverein, dem Landfrauenverein, dem landwirtschaftlichen Ortsverband und der Jägerschaft. Nach ersten Planungen bereits in den 50er Jahren wurde 1996 dann die Dorfstraße erneuert und noch vor Jahresschluss - am 6. Dezember 1996 - eingeweiht.

Besondere Vorbereitung bedeutete die erstmalige Teilnahme am Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" 1999. Eine Projektgruppe wurde eingesetzt und die Offelter Dorftage wurden akribisch geplant als Vorbereitung zum Kreiswettbewerb im Mai 1999. Die Mühe lohnte sich: Die Offelter wurden mit dem zweiten Platz ausgezeichnet.Das war umso mehr Ansporn, die Teilnahme am Wettbewerb zu wiederholen.

Moderne Neuerungen

Nun galt es, neben Altem und Bewährtem den Blick in die Zukunft zu richten und modernes Leben im Dorf vorzustellen. Beispiele dafür waren: ein modernes Energiesparhaus mit Grasdach in Randlage des Dorfes, ein energetisches Konzept mit Erdwärme für ein Haus im Siedlungskernbereich, Umnutzung landwirtschaftlicher Gebäude zu Wohnzwecken, die Errichtung einer Bushaltestelle für Grundschüler und eine Neuanpflanzung von 30 Eichen.

Mit Erfolg: Den Offeltern wurde gemeinsam mit Hävern an der Weser der erste Platz verliehen. Es gab noch eine weitere wiederum erfolgreiche Teilnahme im Jahre 2008, bei dem Offelten den dritten Platz erreichte.

Im Jahre 2002 gab es ein weiteres großes Ereignis im Rahmen des Landartfestivals: Mit einer nachgestellten Inspektionsreise begab sich der preußische König, auch bekannt als der "Alte Fritz" nach Offelten. Diese Großveranstaltung zeigte nicht nur eine längst vergangene Militärhistorie, sondern bot Besuchern auch einen Bauernmarkt und Kunst zum Anfassen.

Nette Dorf-Anekdote

Um die Teilnahme war ein Wettbewerb unter sechs Dörfern vorausgegangen, der zu einer netten Anekdote führte: Im Interview nach der Herkunft befragt, antwortete der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft, er komme aus einem preußischem Dorf an der hannoverschen Grenze, im Übrigen das schönste Dorf zwischen Paris und Moskau, genau an der Heerstraße gelegen, wo bereits Kaiser Napoleon durchmarschiert sei.

Der Zuschlag wurde gegeben und die zweitägige Veranstaltung ein voller Erfolg. Der "Alte Fritz" und seine Soldaten-Truppe in historischen Kostümen wurden von Dorfbewohnern und Besuchern gefeiert und die Festlichkeiten mit einem Gottesdienst auf der Deele des Hofes Hüsemann/Schröder zum Abschluss gebracht. Höhepunkt im August war das 20-jährige Jubiläum der Dorfgemeinschaft auf dem Hof Happich. Viele waren gekommen, um Erinnerungen auszutauschen und den Ist-Zustand des Dorfes bei einem Rundgang in Augenschein zu nehmen.

Viele Veranstaltungen werden mit den örtlichen Vereinen durchgeführt, zum Beispiel Winterwanderungen, die Schießsportwoche des Schützenvereines Edelweiß, Aufstellen des Maibaumes, Beteiligung am Maispaß, Schützenfest, Jahresausflug der dörflichen Gemeinschaft, Weihnachtsmeile. Die Vereinsmitglieder treffen sich jeden ersten Mittwoch im Monat im Backs an der Dorfstraße. Sie würden sich über weitere Interessenten freuen. Auskünfte gibt Heinrich Wildemann, Tel. (0 57 42) 15 88.

Früher mit Rittergut

Der Ortsname wird auf die Endung „lith" zurückgeführt, worunter man „Bergseite" versteht. Offelten liegt östlich von Pr. Oldendorf direkt am Berghang des Wiehengebirges. Urkundlich erstmalig erwähnt wird es mit der Bezeichnung „Oflethen" in einer undatierten Notiz des Bischofs Thietmar von Minden (1185 – 1206).

Offelten hatte früher ein Rittergut an der heutigen „Offelter Dorfstraße" am westlichen Dorfrand (jetzt Familie Kahre). Dieses Gut soll im 17. Jahrhundert aus dem Meierhof entstanden sein. Die dort angesiedelten großen Höfe entstanden wahrscheinlich schon in den Jahren 500 – 800 nach Christus in der Zeit der altsächsischen Landnahme.

Im Ortskern nahe der heutigen Bundesstraße 65 (alte Heerstraße) befanden sich die wohlhabenden Voll- und Halbspännerhöfe, während bachabwärts die abhängigen und grundbesitzlosen Kötter (Heuerlinge) siedelten.

1556 hatte Offelten 39 bäuerliche Stätten, deren Anzahl bis 1721 auf 49 angewachsen war. Diese Höfe gruppierten sich entlang dem Offelter Bach, der noch heute die Siedlungslinie des Dorfes bildet.

1846 wurden durch einen Großbrand im Ortskern 14 Gebäude vernichtet. Vermutlich ist dieses Ereignis die Grundlage für den so gut erhaltenen Bestand bäuerlicher Fachwerkarchitektur. Offelten verfügt damit über eines der besterhaltenen Dorfbilder Westfalens (es war auch mal ein sogenanntes „Reichsmusterdorf").

Aktuell hat Offelten eine Gemarkungsgröße von 5,5 Quadratkilometern mit etwa 480 Einwohnern.