Pr. Oldendorf

Kurort mit eigenem Landbier

Seit einem Jahr entsteht in Bad Holzhausen ein süffiges Hopfengetränk in der Privatbrauerei Rote Erde

11.08.2014 | 11.08.2014, 13:08
Stephan Glahs (l.) und Jürgen Hohnstädt in ihrer Einraum-Brauerei in der Holzhauser Straße Rote Erde, die auch Namensgeber war. 3.000 Liter Bier setzen die Nebenerwerbs-Brauer inzwischen bei Getränkehändlern und Restaurants bis nach Bad Essen ab. - © FOTOS: TYLER LARKIN
Stephan Glahs (l.) und Jürgen Hohnstädt in ihrer Einraum-Brauerei in der Holzhauser Straße Rote Erde, die auch Namensgeber war. 3.000 Liter Bier setzen die Nebenerwerbs-Brauer inzwischen bei Getränkehändlern und Restaurants bis nach Bad Essen ab. | © FOTOS: TYLER LARKIN

Pr. Oldendorf. Die Zahlen des Braugewerbes sind seit Jahren nicht ermutigend. Obwohl das Bier Deutschland weltberühmt machte, trinken hierzulande stetig weniger Menschen ein Glas Pils. Dazu kommt, dass das Geschäft im Wesentlichen von international agierenden Brauereikonzernen beherrscht wird. Ein Wachstumsmarkt sieht also anders aus. Stephan Glahs und Jürgen Hohnstädt, zwei Nebenerwerbsbrauer aus Bad Holzhausen, stört das wenig.

Auf wenigen Quadratmetern in einem Rückgebäude an der Roten Erde - der Straßenname war Namensgeber für die Privatbrauerei - kreieren Stephan Glahs und Jürgen Hohnstädt Bier mit einer Eigenschaft, die den Produkten der Brauriesen immer mehr abhanden kommt: Charakter. "Wir sind bekennende Biertrinker und nehmen natürlich die Vereinheitlichung des Biergeschmacks war", sagt Glahs. Die Individualität ihres Bad Holzhauser Landbiers erreichen sie durch das Weglassen von sonst üblichen Herstellungsprozessen. "Wir filtern nicht und machen das Bier auch nicht haltbar", sagt Glahs. Heraus kommt ein naturtrüber, untergäriger Gerstensaft, dem zu Recht Vollmundigkeit attestiert wird.

Seit Ende Mai konnten die Privatbrauer etwa 300 Partyfässchen rund um Pr. Oldendorf verkaufen.
Seit Ende Mai konnten die Privatbrauer etwa 300 Partyfässchen rund um Pr. Oldendorf verkaufen.

Mit ihrem Produkt stoßen Glahs und Hohnstädt in eine Lücke vor, die Menschen im Marketing mit Heimatverbundenheit und Exklusivität verbinden. Erhältlich ist das Landbier nur bei Getränkehändlern vor Ort, einem Supermarkt in Holzhausen und einer Handvoll Restaurants und Kurhäusern von Bünde bis Bad Essen - ausschließlich frisch gezapft, da eine Flaschenabfüllung zu aufwendig wäre. Den Trend zu Lebensmitteln aus der Region bedient das Brauer-Duo im Wesentlichen mit Fünfliter-Partyfässern. Im Preiskampf der großen Marken wollen noch können sie mithalten und setzen inzwischen pro Monat 3.000 Liter ab.

Zwei Packungen Hopfen aus der Hallertau.
Zwei Packungen Hopfen aus der Hallertau.

Stephan Glahs rückt die Eigenschaften seines Produkts in die Nähe eines sogenannten Kellerbiers, wie man es in Franken nahezu ausschließlich trinkt. Tatsächlich würde es rund um Bamberg, wo die weltweit größte Dichte an Brauereien herrscht, wohl kaum einen Aufstand geben, selbst wenn dort Bier aus einem Ort ausgeschenkt würde, dass mit Preußen den ärgsten Konkurrenten der Bayern im Namen trägt. Qualität weiß man auch im Freistaat zu schätzen.

Dazu könnte beitragen, dass wichtige Zutaten des Landbiers aus dem Süden der Republik stammen. Das Gerstenmalz kommt aus Bamberg, der Hopfen aus der Hallertau, dem bekannten Anbaugebiet entlang der Autobahn kurz vor München. Die meterhohen, mit Draht verbundenen Stangen, an denen der Hopfen in die Höhe wächst, sind ein Markenzeichen der Region.

Im Hauptberuf beschäftigen sich Glahs (Software) und Hohnstädt (Versicherung) mit Dingen, die "nicht greifbar sind", wie sie es ausdrücken. "Ein Lebensmittel herzustellen, ist dagegen sehr greifbar", sagt Glahs. So wie ein kühles Glas Bier mit anständiger Schaumkrone, dass man in den Händen hält.

Die Holzhauser Landbier-Fibel

Nicht nur für interessierte Biertrinker hat die Privatbrauerei Rote Erde eine handliche, 15-seitige Broschüre herausgegeben. Neben Fragen zum Brauvorgang und Unterschieden wie ober- und untergäriges Bier räumen die Brauer aus Bad Holzhausen auch mit Mythen aus der Bierwelt auf. Beispiel: Ein gutes Bier braucht sieben Minuten.

Für Stephan Glahs und Jürgen Hohnstädt schmeckt ein Bier am besten, wenn es acht Grad kalt ist und man sich beim Zapfen nicht so viel Zeit lässt. Ein Bier, an dem sieben Minuten lang rumgezapft wurde, kann nicht mehr frisch sein, so das Brauer-Duo. Das Glas sollte langsam mit der ersten Schaumkrone bis zum oberen Rand gefüllt werden. Wenn sich der Schaum gesetzt hat, einmal kurz nachzapfen, fertig. Das dauere etwa drei Minuten. Prost!