Unfall, Anzeige, Frust: Minden-Lübbbecker Senior verzweifelt nach Parkrempler

Porta Westfalica. Reinhard Meier ist sauer. Im Sommer 2024 hat er einen Parkunfall angezeigt und wartet seitdem darauf, dass die Versicherung des Verursachers den Schaden an seinem Auto zahlt. Bislang ist das nicht geschehen. Nach dem Zusammenstoß und der jüngsten Post von der Staatsanwaltschaft dürfte ein Rechtsstreit folgen. Diese Situation sorgt beim 82-Jährigen für Unverständnis, zudem schildert die Gegenseite einen anderen Sachverhalt. Rückblick: Reinhard Meier fährt im Juli 2024 mit seiner Frau morgens zum Edeka Röthemeier nach Eisbergen. Dort parkt er seinen Mercedes. Er berichtet, dass damals kein weiteres Auto in seiner unmittelbaren Nähe stand. Nach dem Einkauf sei ein ihm unbekannter Mann auf ihn zugegangen, habe sich beschwert und ihn beschimpft. &bdquo;Ich wusste gar nicht warum, der war so aufgebracht“, erinnert sich der Veltheimer. Danach sei der Wagen weggefahren, am Steuer habe eine Frau gesessen, der Mann daneben. Nachdem das Ehepaar die Lebensmittel in den Kofferraum eingepackt hat, bemerkt die Frau von Reinhard Meier, dass auf der Beifahrerseite am Kotflügel der A-Klasse ein Schaden ist. Beide entdecken dort weißen Lack. Sie schließen daraus, dass das weiße Auto mit dem wütenden Mann dafür verantwortlich sein könnte. Reinhard Meier ruft zunächst nicht die Polizei. Weil alles so schnell ging, hat er auch nicht das Kennzeichen notiert. Schwerer Unfall auf Parkplatz: Frau vor dem Supermarkt von Lieferwagen erfasst Mutmaßlicher Parkrempler ist polizeibekannt Einen Tag später ist Reinhard Meier entschlossen, den Vorfall nicht auf sich beruhen lassen. &bdquo;Ich fand das ziemlich frech, dass er mich beschimpft hat, obwohl ich überhaupt nichts dafür konnte und einfach nur geparkt habe.“ Der Senior geht zum Edeka-Marktleiter und fragt ihn, ob möglicherweise eine Kamera den Unfall festgehalten haben könnte. &bdquo;Er hat mir nur Fotos gezeigt. Darauf war zu erkennen, dass ich zuerst dort stand und das weiße Auto erst danach dort parkte.“ Der Marktleiter selbst bestätigt im MT-Gespräch, dass man sich zusammen die Aufnahmen angeschaut habe. Er erinnert sich daran, dass viele Details aufgrund der Sonneneinstrahlung nicht zu erkennen waren. Reinhard Meier berichtet, dass er ein Bild von der Sequenz bekommen hat, auf der auch das Kennzeichen des mutmaßlichen Verursachers zu erkennen ist. Damit wendet er sich an die Polizei. &bdquo;Auf der Wache zeigte mir ein Polizist eine Aufnahme des verärgerten Mannes - ich habe ihn wiedererkannt.“ MT-Informationen zufolge handelt es sich um einen polizeibekannten Portaner, der bereits eine Haftstrafe verbüßt hat. Deswegen hatte die Polizei unter anderem Lichtbilder von ihm vorliegen. Nach schwerem Unfall: Welche Verkehrsregeln auf einem Supermarkt-Parkplatz gelten Zwei unterschiedliche Aussagen Nach dem Unfall wendet sich Reinhard Meier auch an eine Werkstatt und holt sich einen Kostenvoranschlag. Die Kfz-Experten berechnen ihm für die Lackierarbeiten und Ersatzteile rund 2.200 Euro. Der Senior lässt seinen Mercedes reparieren und meldet den Haftpflichtschaden dann bei der Versicherung des Fahrzeughalters. Im August 2024 antwortet ihm der Versicherungsservice von Volkswagen, dass man die amtliche Ermittlungsakte angefordert habe. Die Versicherung wolle sich melden, wenn die Akte vorliege. Seitdem hat Reinhard Meier nichts mehr von ihr gehört. Auf MT-Anfrage erwähnt die Versicherung zwei unterschiedliche Aussagen und verweist auf ein anderes Szenario. Demnach könnte Reinhard Meier selbst beim Parken das Auto ihres Kunden beschädigt haben. &bdquo;Uns ist bewusst, dass die Haftungsprüfung viel zu lange dauert“, teilt eine Sprecherin mit. Jedoch habe die Versicherung keine Möglichkeit, die Zusendung der Akte beziehungsweise den Abschluss der polizeilichen Ermittlungen zu beschleunigen. &bdquo;Da wir zwei unterschiedliche Aussagen zum Schadenhergang haben, können wir aktuell keine Zahlung leisten.“ 100 Euro für Schaden angeboten: Ist ein 78-jähriger Herforder ein notorischer Parkrempler? Verfahren liegt bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld Von der Polizei bekommt Reinhard Meier keine Auskunft, da das Verfahren inzwischen bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld liege, wie die Beamten mitteilen. Ihn ärgert, dass die Verursacher nicht zu ihren Fehlern stehen: &bdquo;Das ist dreist, ich habe nichts mit dem Unfall zu tun, habe sie angezeigt und nicht umgekehrt.“ Das MT hat Gelegenheit, auch mit der Gegenseite zu sprechen. Der Portaner sagt, dass er und seiner Partnerin beim Vorfall kein Handy dabei hatten, um die Polizei direkt zu informieren: &bdquo;Er ist uns reingefahren und war dann frech, als ich ihn drauf ansprach, und wollte mir seine Daten nicht geben.“ Der Portaner behauptet, dass der Senior schräg eingeparkt und dadurch sein Auto beschädigt habe. Zumindest auf dem Bild der Überwachungskamera, das dem MT vorliegt, ist davon nichts zu sehen. Der Schaden des Portaners sei gering gewesen: &bdquo;Für mich war das eine Lappalie, aber im Nachhinein hätte ich ihn anzeigen müssen - auch ich bin richtig sauer, wie das ablief.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke Sorgt Aktenstau bei Staatsanwaltschaft für Verzögerung? Offenbar zieht sich das Verfahren aufgrund der &bdquo;Aussage gegen Aussage“-Situation in die Länge. Möglich ist aber auch, dass die zahlreichen unbearbeiteten Strafverfahren bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld der Grund dafür sind. Aus einer Analyse des NRW-Justizministeriums ging 2024 hervor, dass Tausende Ordnungswidrigkeiten-Verfahren und unbearbeitete Strafverfahren für einen Aktenstau bei der Behörde sorgen. Grund dafür sind offenbar interne Probleme, an der Spitze der Staatsanwaltschaft könnte es unter anderem deswegen bald einen Wechsel geben. Zum Thema: Aktenstau bei der Bielefelder Staatsanwaltschaft - 13.500 Strafverfahren unbearbeitet Ob das Verfahren von Reinhard Meier ebenfalls Bestandteil des Aktenstaus ist, lässt die Staatsanwaltschaft offen. Im Juli hat sie auf MT-Anfrage mitgeteilt, dass sie den Vorwurf des unerlaubten Entfernens vom Unfallort gegen eine 48-Jährige aus Porta prüfe und das Verfahren vor dem Abschluss stehe. Sprecherin Kim Beatrix Simon erklärt auf erneute Anfrage vor einer Woche, &bdquo;dass sich die Bearbeitung zwischenzeitlich leider verzögert hatte“, das Ermittlungsverfahren nun abgeschlossen sei, man aber keine weiteren Auskünfte erteilen könne. Erst sollen die Beteiligten über den aktuellen Verfahrensstand unterrichtet werden. Portaner Rentner ist aufs Auto angewiesen Wenige Tage später bekommt Reinhard Meier Post von der Staatsanwaltschaft. Die teilt in dem Brief mit, dass das Ermittlungsverfahren eingestellt sei. Maßgebend dafür sei, dass die Beschuldigte bisher strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten sei und ein gegenseitiges Fehlverhalten nicht ausgeschlossen werden könne. &bdquo;Unter diesen Umständen wäre das Verschulden als gering anzusehen“, heißt es zu den Gründen. Ein öffentliches Interesse an der Strafverfolgung bestehe in diesem Falle nicht. Auch hinsichtlich der Ordnungswidrigkeit erfolge eine Einstellung aufgrund der Verjährung. Das verwundert Reinhard Meier, er bleibt bei seiner Version. Nachteilig für ihn ist, dass er die komplette Aufnahme der Edeka-Kamera nicht besitzt. Das vermutlich wichtigste Beweismittel wurde nach 24 Stunden gelöscht, aber der 82-Jährige will noch mal beim Markt nachfragen. Der Rentner hat auch seine Rechtsschutzversicherung eingeschaltet und prüft juristische Schritte. Ihm geht es in erster Linie nicht um die Schadenssumme. Vielmehr störe ihn die dreiste Art der mutmaßlichen Verursacher und die lange Bearbeitungszeit der Behörden. Bei einem größeren Schaden hätte er nicht die Kosten für die Reparatur aus eigener Tasche vorstrecken können. &bdquo;Das wäre fatal gewesen, ich brauche das Auto auf dem Land.“

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