So lief die Bergung des Polizeibootes an der Weser in Porta Westfalica

Porta Westfalica-Barkhausen. Am Ende geht alles ganz schnell. Das Polizeiboot, das eben noch am Ufer der Weser nahe des Guts Wedigenstein lag, hängt nach gerade einmal 20 Minuten am Haken des tonnenschweren Autokrans. Eigentlich waren drei bis vier Stunden eingeplant. &bdquo;Mir fällt der halbe Kaiser-Wilhelm vom Herzen“, sagt Thomas Bues und lacht. Der Pressebeauftragte der Wasserschutzpolizei Minden ist an diesem Freitagmorgen ein gefragter Mann. Zahlreiche Medienvertreter wollen ein Statement von ihm, viel sagen kann er aber nicht. &bdquo;Wie groß die Schäden sind, müssen die Experten beurteilen.“ Und die sind unter anderem vom Bootsbauer Siemers aus dem niedersächsischen Kreis Cloppenburg angereist. Die Werft ist unter anderem spezialisiert auf Polizeischiffe, das Mindener Boot wurde dort gebaut. &bdquo;Der Chef ist sogar persönlich da“, sagt Bues. Zu sehen ist er aber kaum. Zusammen mit anderen Fachleuten schaut er sich jeden Schritt der Bergung aus direkter Nähe an. Es dauert nur wenige Minuten, bis das kleine Schiff, das erst im vergangenen Jahr in den Dienst gegangen ist, über dem Ufer in der Luft hängt. Sofort gehen mehrere Experten unter das Schiff. Der erste Anlaufpunkt: die Schraube, die vor wenigen Minuten noch im Schlick hing. &bdquo;Dort wird jetzt geschaut, ob die Dichtung noch intakt ist“, erklärt Thomas Bues die Arbeitsschritte vom rund 20 Meter entfernten Weserradweg aus. Hier hat sich auch der große Autokran positioniert. &bdquo;Die schauen jetzt, ob da Wasser reinläuft.“ Der erste Anblick des Rumpfes: nahezu unauffällig. &bdquo;Besser als gedacht“, kommentiert Thomas Bues. Erleichterung macht sich breit. Das alles hätte auch anders ausgehen können, sagt der Wasserschutzpolizist. Wie es zu dem Unfall überhaupt kam, sei noch nicht abschließend geklärt, betont er auf Nachfrage. &bdquo;Die Untersuchungen laufen noch.“ Nach ersten Ermittlungen könnte aus Sicht der Polizei ein Ausweichmanöver wegen eines größeren Stücks Treibgut die Ursache sein. Sicher sei das aber noch nicht. Alles andere sei zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation. Nur so viel will er dazu sagen: &bdquo;So ein Boot ist eben größer als ein Streifenwagen. Das lässt sich nicht so wendig steuern.“ Er sei jedenfalls froh, dass niemand der Kollegen zu Schaden gekommen sei. &bdquo;Ihr Glück war, dass sie dabei den Schlick getroffen haben und sanft aufgesetzt sind. Sonst hätte es sicherlich Verletzte gegeben.“ Überhaupt sei solch ein Unfall höchst selten. &bdquo;Der letzte Vorfall war vor mehr als 20 Jahren auf dem Rhein“, erinnert sich Bues. In Porta kam es zuletzt aber immer mal wieder zu außergewöhnlichen Unglücken. So zum Beispiel im Oktober 2019, als ein Segelflugzeug in einer Baumkrone zwischen Hausberge und Lohfeld landete. Damals rückten ebenfalls große Autokräne an, um das Flugzeug zu bergen. Während Thomas Bues erzählt, setzt der Kran das Boot wieder in Bewegung. Der erste Blick unter den Rumpf reicht, das Schiff soll ins Wasser zurück. Denn jetzt kommt es drauf an: Springt die Maschine an der Steuerbordseite an? Die lag nämlich im Schlick. Und tatsächlich: Die Maschine läuft. Sie pumpt Wasser aus dem Bereich der Schraube aus dem Boot zurück in die Weser. Läuft da etwa Wasser in den Rumpf? &bdquo;Nein, das ist sogar ein gutes Zeichen“, sagt Bues. Alles normal. Doch die Antriebswelle macht Geräusche, sagt einer der Mechaniker weiter unten am Ufer. Sie könnte vom Auffahren im Uferbereich verbogen sein. Zu sehen ist das von außen aber nicht. Und der Propeller hinten habe auch einen kleinen Schaden. Wenn das die einzigen Macken sein sollten, sagt Thomas Bues, dann könnten sich alle glücklich schätzen. Mehr als eine Million Euro hat das Boot samt Technik gekostet. Der Schaden wäre dann vergleichsweise gering. Weil nicht klar ist, welche Teile innerhalb des Rumpfes kaputt gegangen sein könnten, soll das Polizeiboot nicht aus eigener Kraft nach Minden zur ersten Begutachtung fahren. Das Bergeschiff der Wasserschutzpolizei hat einen Abschlepp-Ponton zur Unfallstelle gebracht. Die Profis brauchen nur wenige Minuten, bis sie die &bdquo;WSP 16“, so heißt das Boot, festgemacht haben. Mit gut zehn Stundenkilometern schippert der Verbund nach einem schnellen Wendemanöver nur rund eine Stunde nach Beginn der Bergungn gen Minden zum Baubetriebshof des Wasser- und Schifffahrtsamtes neben der Schachtschleuse. Zurück bleibt der riesige Autokran, der auf dem Weserradweg aufgebaut wurde. Daneben stehen drei Lastwagen, sie haben unter anderem mehrere tonnenschwere Gegengewichte für den Kran gebracht. Denn das Schiff der Wasserschutzpolizei wiegt allein rund 16 Tonnen, erklärt Thomas Bues. Für die Bergung mussten übrigens zwei Bäume gefällt werden. Das sorgt bereits seit Mittwoch für Aufregung in den sozialen Medien. Doch an der Fällung führte kein Weg vorbei, heißt es vor Ort. Der Kran braucht Platz, um an das Schiff zu kommen. Ursprünglich war sogar geplant, das Boot auf einen Tieflader zu heben. Von diesen Plänen hat sich die Polizei aber schnell verabschiedet, sagt Bues. &bdquo;Der logistische Aufwand wäre dann noch größer gewesen als ohnehin schon.“ Und das Boot ohne Kran ins Wasser zurückzuziehen, wäre ebenfalls keine Option gewesen: Zu groß wäre das Risiko gewesen, dass dabei die im Schlick aufgesetzten Maschinen weiteren Schaden genommen hätten. Alles weitere hängt nun an der Einschätzung der Experten. Wann die WSP 16 ihren Dienst wieder aufnehmen kann, ist ungewiss. So lange muss das kleinere Boot aus Minden genügen.

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