
Minden. Fast ein Dutzend Jahre hatte Rainer Engelhardt (65) das Steuerrad auf dem Dampfer "Finanzamt Minden" in der Hand, Nun geht er aufs Sonnendeck eines Kreuzfahrtschiffes und das Steuer übernimmt Irina Peters-Schwiete.
In einer mit Humor gewürzten Feier im preußische Ordnung und Macht ausstrahlenden, vertäfelten Sitzungszimmer des Finanzamts vollzog Finanzpräsident Edgar Alfes den Führungswechsel.
Alfes dankte Engelhardt für 37 Jahre in der Finanzverwaltung, davon 20 als Vorsteher auf vier Stationen, unter anderem nach der Wende in Brandenburg. Er lobte ihn als "positiven Querdenker, der Tacheles redet" und nicht nur sprichwörtlich offene Türen zu seinem Amtszimmer hatte. "Sein offener, verbindlicher und motivationsfördernder Führungsstil hat wesentlich zu einem positiven Arbeitsklima und hohem Leistungsstand der 290 Kollegen beigetragen", lobte der Finanzpräsident.
Personalratsvorsitzender Franz Dalpke witzelte, dass er nicht genau wisse, was im Juni 2013 schlimmer gewesen sei: die Auflösung der Oberfinanzdirektion Münster zur Oberfinanzdirektion NRW oder die Pensionierung Engelhardts. Seinem Abschiedsgruß "Lob und Anerkennung, Herr Kollege", folgte lang anhaltender Beifall für den sichtlich gerührten Neupensionär.
Der gab zum Abschied noch Proben echten Ruhrgebietshumors zum Besten. Engelhardt erzählte, dass er eigentlich zur Kriminalpolizei wollte, dort die freie Stelle in Detmold abgelehnt habe, zur Finanzverwaltung ging und eingewiesen wurde - nach Detmold. Aber Ostwestfalen seien "nicht so schlimm", habe er bald gespürt. Zu seiner Einführung 2001, so Engelhardt, habe er gesagt, dass jeder, der hier vernünftig arbeiten wolle, ohne Bauchschmerzen kommen und gehen könne. Dieses Versprechen konnte er einhalten. "Die Truppe ist toll", sagte er jetzt, "man muss sie aber auch so behandeln, dann läuft es."
Engelhardts Nachfolge tritt mit Irina Peters-Schwiete (57) erstmals eine Frau an. Die gebürtige Herforderin kennt den Mühlenkreis aus ihrer Funktion als Vorsteherin des Finanzamts Lübbecke von 2004 bis 2007. Jetzt komme sie vom Finanzamt Lemgo nach Minden, sagte der Finanzpräsident, der sie als in allen Sachgebieten und in sieben Ämtern erfahrene Führungskraft würdigte. "Die Verwendungsbreite ist beeindruckend", sagte Alfes, der das diplomatische Verhandlungsgeschick, die hohe Durchsetzungskraft, die offene und zupackende Art, sowie die Kontaktfreude und fröhliche Lebensart Peters-Schwietes hervorhob. Die "Neue" bestätigte, dass sich das Klima im Mindener Finanzamt trotz schlechter werdender Rahmenbedingungen wohl nicht ändern wird: "Die Tür zu meinem Arbeitszimmer bleibt offen."