Patienten von AOK-Klinikvergleich verunsichert: Klinikum Minden wehrt sich

Minden. Wer sich seinen Blinddarm oder seine Mandeln entfernen lassen muss oder eine neue Hüfte braucht, sollte sich, wenn er eine überdurchschnittliche Qualität wünscht, nicht im Johannes-Wesling-Klinikum (JWK) operieren lassen – den Eindruck vermittelt zumindest ein aktueller Klinikvergleich, den die AOK Nordwest öffentlich gemacht hat. Für den Vergleich, der Qualitätsunterschiede zwischen den Krankenhäusern in Westfalen-Lippe deutlich machen soll, hat die Krankenkasse Behandlungsdaten für 13 häufige Eingriffe ausgewertet. Die Ergebnisse macht die AOK in ihrem Gesundheitsnavigator zugänglich. So sollen Patienten bei der Wahl einer geeigneten Klinik unterstützt werden. Auffällig ist, dass das JWK in der aktuellen Auswertung der AOK Nordwest nicht unter den Häusern mit überdurchschnittlicher Behandlungsqualität aufgeführt wird. Die Ergebnisse des Klinikvergleichs würden laut AOK auf dem sogenannten QSR-Verfahren (&bdquo;Qualitätssicherung mit Routinedaten“) beruhen. Dabei würden die Abrechnungsdaten der Krankenhäuser zu Behandlungen von AOK-Versicherten wissenschaftlich ausgewertet. Hier geht es zur Auswertung: Wo Krankenhäuser in OWL wirklich überzeugen Was das Mindener JWK an der AOK-Studie kritisiert Auf dieser Grundlage ließe sich die Behandlungsqualität nicht nur während des Krankenhausaufenthalts, sondern auch über längere Zeit nach der Entlassung beurteilen – etwa anhand von Komplikationen, Nachoperationen oder Wiedereinweisungen. So könne eingeschätzt werden, wie erfolgreich und nachhaltig eine Behandlung tatsächlich gewesen sei. Nach Angaben der Krankenkasse würden unterschiedliche Patienteneigenschaften wie Alter oder Vorerkrankungen in den Analysen berücksichtigt, um einen fairen Klinikvergleich zu ermöglichen. Den sieht Professor Dr. Hansjürgen Piechota, Ärztlicher Direktor im JWK allerdings kritisch. Gemeinsam mit seinen Kollegen aus dem ärztlichen Direktorat des Klinikums, Professor Dr. Jörg Radermacher und Professor Dr. Martin Griesshammer, äußert er sich auf Anfrage des Mindener Tageblatts zu dem Klinikvergleich. Eine Studie müsse vom Design her gut sein, meint Piechota. &bdquo;Im Klinikvergleich der AOK sehen wir aber handwerkliche Mängel.“ Auch deswegen sei sie zu hinterfragen. Mehr Infos: Klinikreform-Folgen: Diese Leistungen dürfen Kliniken in OWL jetzt anbieten Externe Gutachter bestätigen Klinikum Minden hohe Standards Vielmehr bauen die Mediziner auf andere Qualitätsmerkmale. So seien die 13 zertifizierten Zentren – ausgezeichnet von externen Gutachtern – ein ganz anderer Ausweis und ein echtes Qualitätssiegel. Zusätzlich befänden sich ein Urologisches Krebszentrum und ein Prostatakrebszentrum gerade im Zertifizierungsprozess. &bdquo;Die Herausgeber der Zertifikate sind die jeweiligen Fachgesellschaften, in der Regel die Deutsche Krebsgesellschaft. Um Interessenskonflikte zu verhindern, vergeben die Fachgesellschaften die Prüfungen an anerkannte Zertifizierungsgesellschaften, die die Audits auf Grundlage der von den Fachgesellschaften aufgestellten Kriterienkataloge durchführen“, erklärt Christian Busse, Pressesprecher der Mühlenkreiskliniken. Eine weitere Bestätigung für gute Arbeit würde dem JWK der Krankenhausplan NRW attestieren – ein staatliches Instrument, das festlegt, welche Krankenhäuser es in Nordrhein-Westfalen gibt und welche Aufgaben sie übernehmen sollen. Eins von drei Zentren in OWL: So begleitet das Klinikum Minden extrem frühgeborene Kinder Patienten vom AOK-Klinikvergleich verunsichert Dort sind bestimmte Behandlungen in Leistungsgruppen eingeteilt, zum Beispiel Herzoperationen, Hüft- oder Knieprothesen. Kliniken müssen sich gezielt für diese Leistungsgruppen bewerben, wenn sie diese Eingriffe anbieten möchten. Dabei müssen sie nachweisen, dass sie über die notwendige Ausstattung, Fachpersonal und Erfahrung verfügen. Nur wenn das zuständige Landesministerium oder die zuständige Genehmigungsbehörde die Bewerbung anerkennt, darf die Klinik diese Behandlungen offiziell durchführen und abrechnen. So soll sichergestellt werden, dass Patienten in NRW nur in Einrichtungen behandelt werden, die die erforderliche Qualität gewährleisten können. &bdquo;Das JWK hat alle Leistungsgruppen erhalten“, berichtet Christian Busse. &bdquo;In dieser Beurteilung sind wir sehr gut weggekommen, das ist wichtig für uns“, bestätigt Martin Griesshammer. Hansjörg Piechota ärgert die Zeit, die er damit aufbringen muss, vom Klinikvergleich verunsicherte Patienten zu beruhigen. &bdquo;Die könnte ich anderweitig besser einsetzen.“ Außerdem hätte die AOK-Studie auch Mitarbeiter des Klinikums irritiert. &bdquo;Die haben den Eindruck, dass ihre Arbeit nicht wertgeschätzt wird“, berichtet der Ärztliche Direktor von Gesprächen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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