„Es war eine geplante Aktion“: So überlistete die Polizei den Tatverdächtigen nach 20 Monaten Flucht

Minden. Nach der Festnahme des fast 20 Monate lang gesuchten Saban A. am Freitagabend in Dankersen haben die Polizei Bielefeld und Staatsanwaltschaft Bielefeld dies am Montag in einer gemeinsamen Pressemitteilung auch offiziell vermeldet. Der 32-Jährige gilt als einer der Täter der brutalen Gewalttat in der Mindener Obermarkstraße im März 2024. Nun gibt es weitere Informationen zu dem Fall, der Festnahme und einen Ausblick auf den kommenden Gerichtsprozess. Wie berichtet, war der Mindener am Freitagabend in seinem Elternhaus an der Straße Am Sollkamp festgenommen worden - und zwar auf dem Geburtstag seiner jüngeren Schwester. &bdquo;Es war eine geplante Aktion der Polizei, die ihre Überwachungsmaßnahmen zuletzt noch einmal hochgefahren hat“, erklärt die zuständige Staatsanwältin Beatrice Schäfers und gibt Details zu dem Zugriff bekannt. So habe die Polizei im Rahmen ihrer Ermittlungen von der Feier erfahren, außerdem habe es Hinweise darauf gegeben, dass A. dort auftauchen könnte. Lesen Sie dazu: Festnahme auf Geburtstag der Schwester: Ermittlungserfolg nach schwerer Gewalttat in Minden Wichtiger Ermittlungserfolg für Polizei und Staatsanwaltschaft Wie die Ermittler davon erfuhren und wie die Überwachungsmaßnahmen konkret aussahen, gibt Schäfers nicht bekannt. Sie spricht von einem wichtigen Erfolg und einem Zeichen: &bdquo;Auch nach so langer Flucht haben wir Straftäter im Fokus. Sie können sich nicht in Sicherheit wiegen.“ Das habe der Verhaftete offenbar auch nicht, denn laut Schäfers habe er versucht, durchaus geheim zu der Feier zu gelangen. &bdquo;Er war überrascht und hat nicht mit der Festnahme gerechnet“, sagt sie. Laut Mitteilung habe sich der 32-Jährige schließlich widerstandslos festnehmen lassen. Für eine mögliche Flucht hatte die Polizei laut Augenzeugen die Straße in mehrere Richtungen abgesperrt, auch Drohnen schwebten zur Überwachung in der Luft. Nachdem er sich zunächst im Polizeigewahrsam auf der Mindener Wache befunden habe, ist er anschließend aufgrund eines offenen Haftbefehls in die Justizvollzugsanstalt (JVA) nach Detmold gebracht worden. Der Mindener war - wie mehrfach berichtet - seit der Tat im März 2024 abgetaucht. Damals kam es in der Mindener Innenstadt zu einer schweren Körperverletzung, bei der zwei Geschädigte (37,30) aus einer mehrköpfigen Gruppe heraus angegriffen wurden. Am Boden liegend wurde den beiden Männern mehrfach gegen den Kopf getreten. Besonders schlimm traf es den 37-Jährigen: Er überlebte die Tritte gegen den Kopf nur knapp und ist seither pflegebedürftig. Bereits im Juni dieses Jahres war der mutmaßliche Haupttäter Ilian S. (23) wegen versuchten Totschlags und schwerer Körperverletzung zu acht Jahren Haft und einem Schmerzensgeld in Höhe von 300.000 Euro verurteilt worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig und wird vom Bundesgerichtshof (BGH) geprüft. Da Ilian S. in der JVA Bielefeld-Brackwede einsitzt, wurde Saban A. in das Gefängnis nach Detmold gebracht. &bdquo;Es war ein Katz-und-Maus-Spiel“ &bdquo;Es war ein Katz-und-Maus-Spiel in den letzten Monaten“, sagt Schäfers mit Blick auf die Flucht von Saban A., der lange Zeit nicht greifbar war. Der 32-Jährige ist polizeibekannt und wurde im Sommer 2023 rechtskräftig vor dem Amtsgericht Minden wegen einer vorsätzlichen Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe von sieben Monaten verurteilt, weil er einem Mann die Nase brach. Diese Strafe dürfte nun außer Bewährung gesetzt werden - außerdem drohen ihm und weiteren Beteiligten neue Verurteilungen. Denn neben Saban A. werden auch noch drei weitere Tatverdächtige von der Staatsanwaltschaft verfolgt. Wie Beatrice Schäfers erklärt, seien die Ermittlungen der Polizei bereits lange abgeschlossen. &bdquo;Im nächsten Schritt wird nun Anklage erhoben. Das wird nicht mehr lange dauern“, kündigt die Staatsanwältin an. Der erste Prozess gegen Ilian S. sei auch wegen der Hoffnung auf neue Erkenntnisse getrennt verhandelt worden, aber: &bdquo;Die hat es nicht gegeben.“ Dabei sollten alle Tatverdächtigen auch eine Aussage machen, doch sie verweigerten diese, weil sie sich sonst offenbar selbst belastet hätten. Prozess soll am Landgericht stattfinden Wenn es nach Schäfers geht, soll der kommende Prozess am Landgericht in Bielefeld stattfinden. Das erklärte sie gegenüber dem Mindener Tageblatt (MT). Das könnte ein Fingerzeig in Richtung des Strafmaßes sein, dass Saban A. und die anderen Angeklagten erwarten könnte. Denn während es für Landgerichte keine Grenze der Strafgewalt gibt, dort dürfen also auch lebenslange Strafen ausgesprochen werden, beträgt die Maximalstrafe an deutschen Amtsgerichten vier Jahre. Die Anklageerhebung an einem Landgericht eröffnet also die Möglichkeit einer längeren Haftstrafe. Während der 32-jährige Mindener in Haft sitzt, laden in den sozialen Netzwerken Familienmitglieder, Bekannte und sogar Mitangeklagte gemeinsame Bilder hoch und versehen sie mit Herzen und schreiben dazu &bdquo;Free S“. Auch unter dem Facebook-Beitrag des Mindener Tageblatts zur Festnahme am Freitagabend kommentiert einer der Mitangeklagten, sogar die Mutter von A. mischt sich dort in die Diskussionen ein. &bdquo;Diese Aussage stimmt nicht“ Gegenüber dem MT hatte diese am Samstag behauptet, dass ihr Sohn sich die ganze Zeit bei ihr im Haus in Dankersen befunden und versteckt habe. &bdquo;Die Polizei hätte ihn schneller fassen können“, erklärte sie. Diese Ausführung verweist Staatsanwältin Schäfers unterdessen in das Reich der Fabeln. &bdquo;Diese Aussage stimmt nicht“, sagt sie darauf angesprochen und ergänzt: &bdquo;Es war nicht so, dass er sich die ganze Zeit dort aufgehalten hat.“ Nach MT-Informationen vermutete man den polizeibekannten Mann unter anderem in Bremen, wo auch Ilian S. festgenommen worden war, und sogar im Ausland. Ob er dort wirklich klar war, ist gegenwärtig unklar. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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