„Frohes Fest“ vom Textroboter: Mindener IT-Expertin empfiehlt Weihnachtsgrüße von ChatGPT

Minden. Kann das Textprogramm &bdquo;ChatGPT“ passende Weihnachtsgeschenke empfehlen, Tipps für die besten Currywurststände geben oder Grußkarten entwerfen? Und vor allem: Kann man sich über dieses Thema gemütlich beim Punsch austauschen? Es zeigte sich: Klar kann man, vor allem, wenn die Gesprächspartnerin so lebhaft, versiert und gut aufgelegt ist wie Prof. Dr. Grit Behrens. Dabei ging es vor allem um Fachliches, um Gefahren und Chancen - aber zwischendurch auch um den Terminator und Raumschiff Enterprise. Lassen Sie sich von ChatGPT beim Schreiben ihrer Weihnachtsgrüße helfen? Bisher nicht, aber warum eigentlich nicht? Wenn ich die Person beschreibe, der ich die Grüße schicken möchte, bekomme ich bestimmt einen netten Text mit herzlichen Wünschen - und das in besonders guter Ausdrucksweise. Ohne schlechtes Gewissen? Kommt drauf an. Unternehmensgrüße beispielsweise sind doch sowieso meist vorgedruckt. Da wären ein Text und vielleicht dazu ein KI-generiertes Bildmotiv sogar interessanter als so ein Massen-Produkt. Das würde nämlich zeigen, wie offen man modernen Medien gegenüber ist und dass man diese gut beherrscht. Im Moment will doch so ziemlich jede Firma demonstrieren, wie versiert sie auf diesem Gebiet ist. Da könnte solch eine Grußkarte auch ein Aushängeschild sein. Dann steht auch auf der Karte, dass sie KI-generiert ist? Na klar, ich zeige damit doch, dass ich besonders gut mit dem Instrument umgehen kann. Dann kann ich die Karte auch stolz verschicken. Aber lieben Freunden schreibe ich selbstverständlich was Persönliches. Ich habe noch keine Ideen für ein Weihnachtsgeschenk für meine Tante. Sollte ich ChatGPT fragen? Wenn Ihnen nichts einfällt - versuchen Sies. Aber dann müssten Sie genau beschreiben, was für eine Person das ist, welche Vorlieben und Hobbies sie hat, was Sie die letzten Jahre geschenkt haben. Dann kann die KI Analogien finden und Vorschläge generieren, denn ChatGPT wird ja auch viel im Produktmarketing eingesetzt und hat darum das Datenwissen, welches zu Geschenkvorschlägen führen kann. Das klingt so, als ob ChatGPT werten und urteilen kann. Auch Werte können berechnet werden, wenn nur genug Daten vorliegen. Aber eine KI wird niemals im Voraus wissen, ob das Gewählte dann Ihrer Tante auch wirklich gut gefällt. Sie können sich Vorschläge holen - die Entscheidung müssen Sie aber selbst fällen. Je mehr Sie dann aber der KI zurückmelden darüber, wie gut oder schlecht die Vorschläge waren, desto besser werden die Empfehlungen sein. Denn das macht ja das Besondere aus: Diese KI-Systeme können mit immer mehr Daten trainiert werden und werden dann immer nützlicher. Wie kann ich mir dieses KI-Training vorstellen? Wir haben beispielsweise mit den Studenten Daten zu Feinstaubmessungen der letzten zehn Jahre rund um Bielefeld gesammelt und die KI damit trainiert. Dazu wurden weitere Daten eingegeben, etwa zum Wetter. Am Ende konnten wir voraussagen, wie die Luftqualität in den nächsten Tagen sein wird. Der Großteil der Arbeit war dabei tatsächlich das Eingeben der Daten, das ist ganz viel Handarbeit. Aber das ist ja auch bei Chat GPT der Fall: Das wurde über Jahre mit Milliarden von Wörtern und Texten trainiert. Macht KI bequem? Ja, das sehe ich manchmal schon. Bei mir in der Lehre gibt es immer mehr Hilfen, wie Aufgaben mathematisch gelöst werden, oder auch wie Programme geschrieben werden können. Die Studierenden benutzen das natürlich fleißig. Auf der anderen Seite kommen so viele neue Ansätze von diesen Programmen, dass die bessere Herangehensweise vielleicht diese ist: Wenn ChatGPT so viele kreative Ideen einbringt, dann kann ich davon lernen, diese als Basis nutzen und selbst dadurch bereichert werden. Sollte KI in Schulen und Hochschulen alltäglich werden, wie heute ein Taschenrechner? Ja. Der Umgang damit muss schon Schulkindern beigebracht werden, denn keiner kann den Vormarsch dieses nützlichen Instruments verhindern. Die Studierenden finden schon heute von ganz allein Möglichkeiten, sich mit ChatGPT das Leben leichter zu machen. Meine Übungsaufgaben zum Programmieren zum Beispiel, die ich vor zwei Jahren noch problemlos einsetzen konnte, kann ich inzwischen vergessen, die löst Chat GPT im Handumdrehen. Aber dann lernen die Studis nichts. Also muss ich mir Übungsaufgaben überlegen, die heute noch Sinn ergeben und die KI einbinden. Sie haben also keine Angst vor einer Künstlichen Intelligenz, die wie der berühmte Terminator an der Auslöschung der Menschheit arbeitet? Na, ich mache doch selber KI, natürlich habe ich davor keine Angst. Angst haben müsste man nur davor, dass falsche Entscheidungen im Umgang mit KI zum Beispiel in der Gesetzgebung getroffen werden. Kritisch zu hinterfragen sind auch Tech-Riesen, die mit dieser neuen Technologie natürlich auch eigene Ziele verfolgen. Sieht das die Wirtschaft auch so gelassen? Heimische Unternehmen und Beschäftigte haben eine ganz andere Sorge: Den Wandel der Arbeitswelt. Wird künftig vieles automatisiert? Werden Menschen in bestimmten Jobs nicht mehr nötig sein? Manches ist da ja auch nicht von der Hand zu weisen. Um so wichtiger ist es, dem Ganzen ins Auge zu sehen und klar zu analysieren, was ein Unternehmen mit dem Einsatz von KI erreichen kann. Man sollte - zumindest gedanklich - Möglichkeiten zulassen, bei denen die KI repetitive und eintönige Arbeit übernimmt und die Kraft und Zeit der Beschäftigten für andere Aufgaben frei macht Wohin führt der Weg? Das wird heute niemand sagen können. Aber wenn ich zurückdenke an meine Studienzeit vor 25 Jahren, da haben alle davon geträumt, dass der Computer mal gesprochene Sprache simultan übersetzen kann, wie dieser fiktive Universalübersetzer aus der Fernsehserie Raumschiff Enterprise. Damals schien das unerreichbar, heute gehört es zum Alltag. Damals habe ich bei Bosch auch mit an Fahrerassistenzsystemen gearbeitet, Einparkhilfen zum Beispiel. Da war die allgemeine Meinung: Autonomes Fahren wird es nie geben, weil es viel zu viele Umwelteinflüsse gibt, die eine KI niemals alle auf einmal in Echtzeit bewältigen kann. Und heute hat man diese große Rechenpower, und die ersten Autos fahren bereits autonom. Darum gibt es keine einfache Antwort auf die Frage &bdquo;Wohin“. Sicher ist: KI wird bleiben, und wir werden eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten finden - auch solche, an die wir heute noch gar nicht denken.

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