Neuste Technologie auf dem Mindener Polizeiboot

Minden. Es ist stürmisch an diesem Dienstagmittag im November. Auf dem neuen Boot der Wasserschutzpolizei herrscht leichter Seegang. Kein Problem für die langjährigen Wasserschutzbeamten, die gerade Dienst haben. Sie sind kürzlich von einer Kontrollfahrt entlang des Mittellandkanals zurückgekehrt. Die Dienststelle liegt im Gebäude der Kreispolizeibehörde an der Marienstraße. Das Boot nur wenige Meter von dort entfernt am Kanal. Kontrollflug mit der Fliegerstaffel Actionreiche Verfolgungsjagden, kniffelige Kriminalfälle: So ist die Wasserschutzpolizei aus Film und Fernsehen bekannt. Die Fantasie der Filmemacher entspricht jedoch nicht der Realität. Trotzdem beschreibt Thomas Bues, Leiter der Mindener Dienststelle, sie als vielseitig: Regelmäßig werden Boote und Schiffe kontrolliert, Angler überprüft und der Mittellandkanal und die Weser begutachtet - auch aus der Luft. &bdquo;Am Dienstag haben wir einen Kontrollflug zusammen mit der Hummel vorgenommen, um verschiedene Dinge zu überprüfen. Zum Beispiel, dass niemand illegale Abflussrohre in die Weser verlegt hat“, erklärt der Polizist. Auf die Frage, was eine Hummel ist, antwortet er lachend: &bdquo;der Polizeihubschrauber“. Auch die Bereiche des Kanals werden in verschiedenen Abständen gemeinsam mit der Fliegerstaffel der Dortmunder Polizei kontrolliert. Schiffstaufe in Münster Vor Kurzem haben die 22 Mindener Beamten für ihre Kontrollen ein neues Boot bekommen: die WSP 16. Am 17. Oktober wurde das Wasserfahrzeug in der Polizeiwerft am Dortmund-Ems-Kanal in Münster getauft. Dort ist die einzige Werft, über die die Wasserpolizei verfügt. Jüngst wurde Nummer sechs der Polizeiflotte NRW ausgetauscht, in den kommenden Jahren sollen alle 23 alten Boote durch neue ersetzt werden. Die Kosten für die gesamte Modernisierung werden sich auf rund 26 Millionen Euro belaufen. Mindener Wasserpolizei hat drei Boote In Minden gibt es insgesamt drei Boote: ein kleines, welches hauptsächlich auf der Weser zum Einsatz kommt, die neue WSP 16 und ein Sportboot, das in Bramsche liegt. Um letzteres nutzen zu können, fahren die Beamten in einem Streifenwagen zum Wasserstraßenamt nach Bramsche, wo das Boot vor Anker liegt. Von dort aus starten sie ihre Kontrollrunde, im Anschluss folgt die Rückfahrt nach Minden. Die WSP 16 liegt unterhalb der Mindener Wache im Mittellandkanal. Das neue Polizeiboot ist mit spezieller Technik zur Suche von Vermissten ausgestattet. Mithilfe der neuen Technologien an Bord können vermisste Personen und Objekte im Wasser gefunden werden. Das 3-D-Sonar und die Wärmebildkamera helfen dabei. Die beiden Motoren haben eine Leistung von jeweils 350 PS, die dem Boot zu einer Spitzengeschwindigkeit von etwa 45 Stundenkilometern verhelfen. &bdquo;Verfolgungsjagden gibt es bei uns nicht“, erzählt Peter Mentzner. Vermisstensuche vom Wasser Plötzlich fällt den Beamten ein älterer Herr auf, der seit einigen Minuten am Mittellandkanal sitzt. Das Handy von Bues klingelt. Als er nach einigen Minuten wieder kommt, erzählt, er, dass der Mann gesucht wurde. Er sei mal Binnenschiffer gewesen und es ziehe ihn immer wieder an den Kanal. Der Mann wird von den Kollegen der Streife abgeholt und nach Hause gebracht. &bdquo;Auch das gehört zu unseren Aufgaben: vom Wasser aus vermisste Personen zu suchen. Besonders Ältere zieht es oft an den Kanal, die Schiffe beobachten“, erzählt er. Der Fall heute ist glimpflich ausgegangen. Schwerer Unfall in diesem Sommer Besonders im Sommer hat die Wasserschutzpolizei viel zu tun. Seit Corona gebe es, besonders in der warmen Jahreszeit, ein reges Jetskitreiben auf der Weser. Denn durch ein erhöhtes Aufkommen der Wassermotorräder kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Thomas Bues erinnert sich an einen Unfall in Rinteln in diesem Sommer. Dabei sei ein Mann mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Böschung gefahren und von seinem Fahrzeug geschleudert worden. Der Schwerverletzte wurde im Anschluss mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Das Einsatzgebiet der Polizei erstreckt sich auf etwa 80 Kilometer auf dem Mittellandkanal und circa 70 Kilometer auf der Weser, bis in den Hafen Osnabrück reicht das Einzugsgebiet, erläutert Wasserschutzpolizist Peter Metzner. Kontrollen auch am Hafen Zu den weiteren Aufgaben gehört zudem die Überwachung des Güterumschlags und der Mindener Hafenanlage. &bdquo;Auch die Container werden von uns überprüft“, erläutert er. Eine der beliebten Aufgaben des Teams sei die Unterstützung bei verschiedenen wesernahen Veranstaltungen wie dem Blauen Band, den Weserliedern oder dem Drachenbootcup. &bdquo;Da stellen wir sicher, dass niemand auf dem gesperrten Teil der Weser mit seinem Boot schippert“, erzählen die Beamten mit einem Schmunzeln. Übers Land gehts aufs Wasser Der Weg aufs Wasser führt über Land, denn wer eine Ausbildung zum Wasserschutzpolizisten machen möchte, der sollte einiges an Zeit einplanen. Das Grundstudium dauert zunächst drei Jahre, es folgen vier Jahre im Streifendienst. Im Anschluss folgt eine weitere dreijährige Ausbildung bei der Spezialeinheit. Die Schüler lernen unter anderem die auf dem Wasser geltenden Gesetzte, erklärt Thomas Bues. In diesem Rahmen geht es dann auch drei Monate nach Hamburg, wo die Ausbildung auf dem Schulschiff erfolgt. Neben verschiedenen Fortbildungen und Prüfungen muss auch der Bootsführerschein absolviert werden. &bdquo;Dieser unterscheidet sich von einem normalen Sportschein, denn für die Polizei gelten andere Regeln und die Instrumente am Bord sind speziell“, erklärt Bues. Guter Umgang mit den Schiffern Was macht den Beruf des Wasserschutzpolizisten so besonders? Zum einen sei da das Element Wasser, was ihn schon immer angezogen hätte, erzählt Björn Siebering, der an diesem Mittag Dienst auf dem Boot hat. Zum anderen sei der Umgang mit Schiffern viel entspannter und es sei ein selbstbestimmteres Arbeiten. &bdquo;Der Umgang mit Binnenschiffern ist mehr ein Miteinander als ein Gegeneinander. Anders sieht es an Land aus. Da kommt es öfter zu Konflikten“, fügt Thomas Bues hinzu. Vielleicht auch, weil Kontrollen beispielsweise keinen Zeitverlust für die Schiffsführer bedeuten, denn die Beamten steigen auf den Kahn über, dieser kann während der Kontrolle einfach weiterfahren. Ein anderer Beamter fährt mit der WSP 16 neben dem Schiff entlang, sodass die Kontrolleure nach der Überprüfung einfach wieder zurücksteigen können. Keine Gefängniszelle an Bord Kommt es doch einmal zu einer Festnahme, wird die Person an Land gebracht und von dort aus mit einem Streifenwagen abgeholt, denn an Bord der Polizeiboote gibt es keine Zellen. &bdquo;Wir machen hier keine Gefangenen“, scherzt Björn Siebering. Dafür gibt es auf dem Gefährt eine kleine Küche, ein Büro mit Drucker sowie eine Toilette. &bdquo;Schlafplätze gibt es zwar keine, aber dank der Ausstattung können die Kollegen ihre Schicht komplett auf dem Wasser verbringen“, erzählt Thomas Bues. Dann wird es wuselig. &bdquo;Wir haben gleich Schichtwechsel und die Kollegen lösen uns ab“, sagt Spieker. Es wird Zeit, das Schiff zu verlassen.

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