Jugendliche heimlich im Bad gefilmt? Polizei ermittelt gegen Mindener Lehrer

Hille/Minden. Jahrelang hat er sich um Kinder und Jugendliche gekümmert, hat sie zu DVD- oder Spieleabenden eingeladen, ist mit ihnen zu McDonalds gefahren, hat in Hille die Ferienspiele geleitet. Jetzt ermittelt die Polizei gegen einen 35-jährigen gebürtigen Hiller. Er steht im Verdacht, Kinder beim Toilettengang und unter der Dusche heimlich gefilmt zu haben. Laut Informationen des "Mindener Tageblatts" (MT) stehen auf der Liste, die aktuell von der Polizei kontaktiert werden, die Namen von mindestens 50 Kindern. Auf Anfrage des Mindener Tageblatts bestätigt die Polizei Minden-Lübbecke, dass es &bdquo;ein laufendes Ermittlungsverfahren" gibt. Weitere Auskünfte könnten sie nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Bielefeld zum aktuellen Zeitpunkt nicht erteilen. Die MT-Redaktion wollte aufgrund der ihr detailliert vorliegenden Informationen wissen, wie der Mann in den Fokus der Polizei geraten war und ob bei den Durchsuchungen relevante Beweismittel wie Kameras, Speichermedien oder Laptops sichergestellt wurden. Nach Informationen dieser Zeitung hatte ein Jugendlicher in der vergangenen Woche eine versteckte Mini-Überwachungskamera im Badezimmer des Mannes entdeckt. So erfuhren schließlich auch die Eltern davon und informierten die Polizei. Der Beschuldigte soll, so berichten es die Eltern, die Jugendlichen häufiger vom Training abgeholt und ihnen angeboten haben, bei ihm zu duschen. Bestätigt hat die Polizei diese Informationen bislang nicht und verweist auf das laufende Verfahren. Weitere betroffene Eltern zeigen den Mann an Die Polizei wollte auch nicht näher darauf eingehen, ob bereits Zeugen zu Vernehmungen eingeladen worden sind und wie viele Eltern oder Betroffene bereits Anzeige gegen den Mann erstattet haben. Dass es bereits erste Anzeigen gibt, haben zumindest die angesprochenen Eltern bestätigt. Auch zu den möglicherweise sichergestellten Beweismitteln – etwa Computer, Festplatten, Videoaufnahmen oder Fotos – sagten die Ermittler bisher nichts. Laut MT-Informationen wurden die Privatwohnung des Mannes sowie der Arbeitsplatz – eine Schule in Minden – durchsucht. Dort sollen keine Beweismittel sichergestellt worden sein. In der Schule seien keine Hinweise auf ein Fehlverhalten des Lehrers bekannt gewesen, ist aus dem Umfeld zu hören. Nachdem der Pädagoge sich am Montag, dem ersten Tag nach den Weihnachtsferien, zunächst krank gemeldet haben soll, soll er am Dienstag bereits von der Bezirksregierung Detmold vom Schuldienst freigestellt worden sein. Die Schulleitung äußerte sich am Mittwoch zu dem Fall auf MT-Anfrage nicht und verwies auf die Bezirksregierung als personalführende Dienststelle. Diese bestätigte auf Nachfrage, dass ihnen der Vorfall bekannt sei. Die Bezirksregierung werde &bdquo;die notwendigen Schritte veranlassen". Die Herausgabe weiterer Informationen sei aus Personenschutz- und Personalrechtsgründen nicht möglich, teilte die Behörde mit. Lehrer gilt als beliebt und engagiert Die Kollegen des Lehrers – zunächst erreichte die Nachricht die Schulleitung, ehe das Kollegium tags darauf informiert wurde – soll von den Vorwürfen gegen den gebürtigen Hiller geschockt sein. Der Mann gilt als beliebt und soll eine engagierte Lehrkraft sein, heißt es. Laut MT-Informationen soll sich der Tatverdächtige für den Bereich der Prävention sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche interessiert und darin auch weitergebildet haben. Als Folge der Vorkommnisse in Lügde, Bergisch-Gladbach und Münster hatte das Land Handlungs- und Maßnahmenkonzept für diesen Bereich beschlossen, welches sich vor allem an Lehrkräfte und weitere pädagogische Fachkräfte richtet. Menschen in Heimatgemeinde reagieren irritiert Nicht nur an der Schule, auch in der Heimatgemeinde des Verdächtigen reagierten die Menschen irritiert. Einige können nicht glauben, was sie über den Mann hören, den die meisten als freundlich beschreiben. Doch es melden sich insbesondere Eltern, die laut eigenen Angaben schon länger &bdquo;ein komisches Gefühl" gehabt hätten. Eine Mutter erzählt, dass sie ihrem Sohn den Umgang mit dem zehn Jahre Älteren verboten habe, nachdem sie mitbekommen hatte, dass der ihrem Sohn spätabends noch Nachrichten geschrieben habe. Sie selbst habe den Beschuldigten seinerzeit zur Rede gestellt. Eine andere Mutter bestätigt, dass ihr nicht nur die nächtlichen Handy-Nachrichten, sondern auch die Einladungen komisch vorgekommen seien. &bdquo;Warum lädt ein Älterer Jungs zu sich nach Hause ein?" Wie die betroffene Mutter weiter berichtet, hätten sie und ihr Mann sich vor ein paar Jahren näher über den jetzt Beschuldigten erkundigt und sich darüber informiert, ob er polizeilich in Erscheinung getreten sei. &bdquo;Wir haben uns mit anderen Eltern ausgetauscht und unsere Kinder gefragt, ob es irgendwelche Vorfälle gab." Die Jungs hätten das stets verneint und es &bdquo;cool gefunden", dass ein Älterer mit ihnen etwas unternehmen wollte. Auch die Handy-Nachrichten seien nie anrüchig gewesen. Ein anderes Elternpaar hat am Montag die Information bekommen, dass Kameras in der Wohnung des 35-Jährigen gefunden wurden. Sie hätten inzwischen Kontakt zur Polizei aufgenommen. CVJM Hille zeigt sich geschockt Ein Hiller, der den Mann aus der Kindheit und Jugend kennt, erklärt, dieser sei später immer nur mit 15 bis 20 Jahre jüngeren Jungen zusammen gewesen. Engagiert habe er sich beim CVJM, wo er Jugendgruppen und die Ferienspiele leitete. Der Vorstand des christlichen Vereins ist über die polizeilichen Ermittlungen informiert worden. Mit so etwas hätten sie nie gerechnet und seien entsprechend geschockt, sagt der Hiller CVJM-Vorsitzende Christoph Breuer. Sie wollten die weiteren Ermittlungen abwarten und niemanden vorverurteilen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, werde man sich professionelle Hilfe holen und den Fall aufarbeiten.

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