Längste Sperrung des Weserauentunnels: Eine Seite noch längere Zeit nicht befahrbar

Minden. Ein blauer Bulli mit orangenem Blinklicht macht am Donnerstag das, worauf tausende Autofahrer nun schon seit einigen Tagen warten: Das Fahrzeug fährt durch den Weserauentunnel. Allerdings auf und ab, denn dort läuft die Sicherheitsprüfung. Sieht der Fahrer das Tempo 60-Schild, welches ein Mitarbeiter aus der Tunnelleittechnik gerade aktiviert hat? Funktionieren die Schranken und Lautsprecher? Inzwischen können solche Fragen fast alle wieder mit &bdquo;Ja“ beantwortet werden, aber erst seit Donnerstagmittag können die Schranken an den Ein- und Ausfahren wieder gesteuert werden. &bdquo;Ein Großteil der Technik läuft wieder, allerdings hakt es noch bei einigen Kameras und der Verbindung zur Tunnelleitzentrale in Hamm und solange die nicht wieder hergestellt ist, können wir den Tunnel auch noch nicht freigeben“, berichtet Sven Johanning, Pressesprecher von Straßen NRW. Ein Techniker aus Oldenburg sei am Nachmittag noch auf dem Weg nach Minden, um das Verbindungsproblem zu beheben, sagt der Sprecher im Gespräch mit dem Mindener Tageblatt (MT). Zumindest die Röhre in Richtung von Minden in Richtung Porta Westfalica konnte am Donnerstagabend wieder geöffnet werden. Autofahrer in Richtung Minden müssen noch etwa 14 Tage Geduld haben und bis dahin über die Portastraße ausweichen. In der Oströhre seien laut Johanning erst drei der insgesamt 14 Kameras wieder in Betrieb, die restlichen elf weiterhin defekt. &bdquo;Die Ersatzteile für die Kameras haben eine so lange Lieferzeit. Ohne eine lückenlose Videoüberwachung ist keine Verkehrssicherheit gegeben“, betont er. Tunnel ist schon seit mehreren Tagen nicht befahrbar Ein Kurzschluss in einem Schaltkasten hatte am vergangenen Freitag dafür gesorgt, dass an zahlreichen Geräten im Tunnel die Netzteile durchgeschmort sind. Im Tunnel ging nichts mehr. Das Licht fiel komplett aus. Nicht einmal die Wege zu den Notausgängen wurden angezeigt, was in so einer Situation eigentlich der Fall hätte sein sollen. Computer, Kameras, Schranken und Lautsprecher funktionierten plötzlich nicht mehr. Autofahrer wunderten sich über den stockdunklen Tunnel und informierten die Polizei. Nicht nur die rückte aus. Auch Kräfte der Feuerwehr wurden alarmiert, da Qualm aus einem Schaltkasten ausgetreten war. Mitarbeiter vom Landesbetrieb Straßen NRW und einer Wartungsfirma waren rasch vor Ort, um sich einen Überblick zu verschaffen und mit den Reparaturarbeiten zu starten. Teilweise zwölf Techniker und Ingenieure waren gleichzeitig damit beschäftigt, die beschädigten Bauteile zu ersetzen. Das Problem bei den Arbeiten: &bdquo;Bei dem Kurzschluss sind einige Spezialteile beschädigt worden, die nicht kurzfristig über ein Wochenende zu bekommen sind“, meint Sven Johanning. Glücklicherweise hätte ein Elektrotechniker von Straßen NRW, der die Arbeiten am Weserauentunnel koordiniert, eine gute Idee gehabt. &bdquo;Am Wochenende haben die Kollegen in Elektrofachmärkten sämtliche Netzteile aufgekauft und diese entsprechend an die Tunneltechnik angepasst“, so Johanning. Mit diesem Provisorium würde die Technik nun erstmal laufen. Sobald die bestellten Spezial-Netzteile eingetroffen seien, würde man diese dann einsetzen. &bdquo;Die sind einfach stabiler und robuster“, erläutert Johanning den Unterschied. Für den Austausch müsse der Tunnel voraussichtlich für ein oder zwei Stunden gesperrt werden – nicht aber sieben Tage, wie es in der fast 20-jährigen Geschichte des Tunnels noch nie vorgekommen ist. Kurzschluss ist schuld Wie es zu dem Kurzschluss gekommen ist, ist weiterhin unklar. Denn das Kuriose an dem Defekt ist, dass die Sicherungen an den Transformatoren noch intakt sind. &bdquo;Eigentlich hätte bei einem Kurzschluss die Sicherung kaputt gehen müssen, um die Elektronik zu schützen“, berichtet der Pressesprecher. Derzeit würden Messgeräte laufen, um herauszufinden, ob starke Stromschwankungen ursächlich für den Kurzschluss sein können. Tag und Nacht wird der Tunnel von der Leitzentrale in Hamm überwacht, die für sämtliche Tunnel in Westfalen zuständig ist. &bdquo;Die Mitarbeiter dort können sich anhand von 14 Kameras in jeder Röhre jederzeit ein Bild von der aktuellen Situation machen“, sagt Johanning. Wenn viel Verkehr sei, würde von dort aus die Geschwindigkeit reduziert und entsprechende Hinweise erscheinen. Sicherheitstechnik soll Schlimmeres verhindern Wie wichtig die Sicherheitstechnik in einem Tunnel ist, veranschaulicht Johanning an einem Beispiel. &bdquo;Gerät im Tunnel ein Fahrzeug in Brand, sieht man durch die Rauchentwicklung innerhalb weniger Minuten nichts mehr“, so der Pressesprecher. Über eine Notrufstelle im Tunnel würden Betroffene die Zentrale in Hamm informieren können und anhand von Schildern zum Notausgang geführt. &bdquo;Bei einem Unfall dient die Sicherheitstechnik in erster Linie zur Selbstrettung“, sagt Johanning. Weitere Elemente der Sicherheitstechnik seien Lautsprecher, um weitere Autofahrer zu informieren oder aber auch Ventilatoren, die Rauch aus dem Tunnel befördern sollen. Übrigens: Wer sich schon immer einmal gefragt hat, warum an der Tunneleinfahrt ein Schild mit &bdquo;Radio ein“ steht, obwohl dieses im Tunnel gar keinen Empfang hat: Auch darauf kann die Leitzentrale in Hamm zugreifen und wichtige Informationen durchgeben.

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