22-jährige Ehefrau nach Affäre getötet: 42-Jähriger räumt Tat ein

Bielefeld/Minden. Mit einem Geständnis ist am Mittwochmorgen der Prozess gegen den 42-Jährigen Sergej F. gestartet. Er räumte vor dem Landgericht Bielefeld ein, am Abend des 30. Mai 2021 seine 22-jährige Ehefrau erdrosselt zu haben und sie anschließend an der Schlagde in die Weser versenkt zu haben. Nach eigenen Angaben bereut der Angeklagte die Tat und bedauert, dass die gemeinsamen Kinder (1 und 3 Jahre alt) ohne Mutter aufwachsen müssten. Der Angeklagte gab vor Gericht außerdem an, regelmäßig verschiedene Drogen konsumiert zu haben - das allerdings bezweifelte der Vorsitzende Richter Georg Zimmermann, weil die Polizei nirgendwo Spuren dazu habe finden können. Außerdem machte er diese Angaben erst zwei Tage vor der Verhandlung in einem Brief gegenüber seiner Mutter. Der Anwalt des Angeklagten las zu Beginn der mehr als sechsstündigen Verhandlung eine sechsseitige Erklärung vor, wie es zu der Tat gekommen sein soll. Vorausgegangen sein soll ein länger andauernder Beziehungsstreit, der in einer Affäre der 22-Jährigen zu einem anderen Mann gipfelte. Bei ihrer Rückkehr von einem vermeintlichen Besuch einer Freundin, soll der Angeklagte ein klärendes Gespräch gesucht haben. Seine Schwägerin, die Schwester der Getöteten, habe ihm am Morgen des Tattags einen Hinweis darauf gegeben, dass er betrogen werde. "Schalt doch mal dein Hirn ein", habe sie gesagt. Dies bestätigte die Schwester, die am Mittwoch als einzige Zeugin vernommen wurde, auch. Dabei gab sie auch zu Protokoll, dass der Tatverdächtige gesagt habe "Laura muss weg". Diese Worte wurden zum Vorboten des schrecklichen Verbrechens, das Anfang Juni ganz Minden erschütterte. "Damit wollte ich ihr Angst machen" Dem abendlichen Gespräch wich Laura F. nach Aussagen ihres damaligen Mannes immer wieder aus. Es kam zunächst zu einem verbalen Streit. Sergej F. verlies darauf das gemeinsame Haus in Meißen, um Zigaretten zu besorgen. Bei seiner Rückkehr entschloss sich Sergej F., der nach eigenen Angaben Bier getrunken, gekifft und Kokain genommen habe, einen Schritt weiterzugehen, um das Handy der Getöteten zu bekommen. Dafür holte er aus dem Keller eine Tauchharpune, Kabelbinder und einen Knebel, der im Vorfeld als Sexspielzeug benutzt worden sein soll, und legte die Gegenstände in die Badewanne. Noch einmal probierte er seiner Ehefrau das Handy ohne Gewalt abzunehmen. Weil das nichts gelingen wollte, holte er die späteren Tatwaffen aus dem Bad und bedrohte Laura F. mit der Harpune. Er fesselte sie an mit den Kabelbindern an den Händen und steckte ihr den Knebel in den Mund, damit sie ruhig blieb. Außerdem legte er ihr einen weiteren Kabelbinder um den Hals. "Damit wollte ich ihr Angst machen", erklärte Sergej F. am Mittwoch die Beweggründe. Doch anstatt - wie geplant - den heimlichen Liebhaber anzurufen, eskalierte die Situation plötzlich. Aus ungeklärtem Grund fiel die Harpune von der Sofalehne, es gab einen lauten Knall und Laura F. versuchte die Verwirrung zur Flucht zu nutzen. Sergej F. wollte dies verhindern und stieß ihr vor die Brust, woraufhin sie zu Boden fiel. "Dann bin ich durchgedreht", sagt er mit leiser Stimme. Er habe seine Frau an den Haaren über den Boden gezogen. "Dabei muss ich den Kabelbinder an ihrem Hals zugezogen haben. Es kann kein anderer gewesen sein", wiederholte der Angeklagte mehrfach auf die vielen Nachfragen des Vorsitzenden Richters Georg Zimmermann, Staatsanwältin Claudia Bossen und den vier Rechtsanwälten der Nebenanklage. Zu diesem Zeitpunkt sei er sich noch nicht über sein Handeln bewusst gewesen, teilte Sergej F. mit. Weil sich während der Auseinandersetzung das Babyphone des jüngsten Kindes meldete, ging Sergej F. zunächst ins Obergeschoss, um nach den beiden schlafenden Kindern zu sehen. Als er wieder zurück im Wohnzimmer war, lag seine Frau leblos auf dem Fußboden. Als er den Puls seiner Frau fühlte, wurde ihm klar, dass seine Frau tot sei. Laura F. war in der Zwischenzeit qualvoll erstickt. "Ich wollte die Spuren verwischen" &bdquo;Ich realisierte langsam, was passiert war", sagt der Angeklagte. Weil er keinen anderen Ausweg sah, wollte er ihre Leiche verschwinden lassen. Er steckte den leblosen Körper in einen blauen Sack, zog ihn zu seinem VW Bulli und lud ihn zusammen mit einer Sackkarre, Spanngurten und einer Steinplatte ein. Gegen Mitternacht stoppte Sergej F. zunächst bei seiner Mutter. Er log ihr vor, dass seine Frau in ein Auto eines fremden Mannes verschwunden sei, und er sie verfolgen wolle. In Wirklichkeit er fuhr in Richtung Innenstadt und parkte an der Schlagde. Dort befestigte er den Leichnam mit einer Steinplatte, die eigentlich als Befestigung eines Trampolins diente, auf einer Sackkarre und warf ihn schließlich in die Weser. &bdquo;Ich wollte die Spuren verwischen", so Sergej F., der in der Nacht einen Ausweg aus der Situation suchte. Also fuhr er mit dem Auto in Richtung Göttingen, wo die Getötete gebürtig herkam. &bdquo;Ich wollte erzählen, dass Laura verschwunden ist und Spuren legen." Doch weil er schon nach kurzer Zeit auf der B 83 bei Bückeburg geblitzt wurde, sah er seinen Plan gescheitert und kehrte um. Auf einem Parkplatz zerstörte er vor Wut das Handy seiner Frau und entsorgte es dort. Am Morgen nach der Tag wollte er zudem in einer Kfz-Werkstatt das Navi auslesen lassen, um weitere Hinweise zu verwischen.Einige Tage hatte der Angeklagte noch versucht, seine Tat zu vertuschen, bis er am 3. Juni bei der Polizei ein Geständnis ablegte. In der Verhandlung zeigte Sergej F. Reue und sagte Sätze wie "Es ist das Schlimmste, was man einem Menschen antun kann." Ob diese Reue jedoch auch der Gefühlslage des 42-Jährigen entspricht, darf zumindest bezweifelt werden. Bei einem Besuch seiner Mutter in der Untersuchungshaft sagte er laut Richter Zimmermann: "Ich bekomme dafür jetzt acht bis zehn Jahre, aber Laura hat das verdient." Auch wurde durch Aussagen der Schwester des Opfers deutlich, dass das Verhältnis zwischen Laura und Sergej F. "alles andere als liebevoll" gewesen sei. Sie berichtete von vielen Streitereien, auch sei Sergej F. wenige Tage vor der Tat in der Küche des gemeinsamen Textes ausgerastet und habe vor Augen des älteren Kindes eine Kanne auf den Boden geschmissen. Auslöser seien verschimmelte Lebensmittel gewesen. "Er hatte eine kurze Schnur und war aufbrausend", charakterisierte die Zeugin ihren Schwager. Kurz vor der Tat überschreibt er ihr zwei Häuser Neben dem Verhältnis des Paares wurde immer wieder die finanzielle Situation in den Fokus gerückt. So habe Sergej F. seiner Ehefrau gerade einmal knapp sechs Wochen vor der Tat seine Anteile von zwei Immobillien an seine Frau überschrieben, außerdem wurden immer wieder Fragen zu einem Kryptowährungs-Depot gestellt, das Sergej F. mutmaßlich mit Schwarzgeld angelegt habe. Die finanzielle Situation der Familie sowie der Baufirma des Mannes sei gerade in den letzten Monaten kritisch gewesen. Ein Kreditkarten-Konto war 14.000 Euro im Minus, was Sergej F. erst kurz vor der Tat herausgefunden haben woll. Inwieweit diese Punkte noch wichtig für den weiteren Verlauf der Verhandlung werden könnten, blieb am Mittwoch ungeklärt. Ebenso wird vor dem Bielefelder Landgericht noch zu klären sein, wie der Alkohol- und Drogenkonsum des mutmaßlichen Täters Einfluss auf ein späteres Urteil haben wird. Den Zweifeln Zimmermanns an dem Konsum wurden durch die Aussagen der Schwester des Opfers Wind aus den Segeln genommen. Sie berichtete davon, dass Laura F. ihr gegenüber öfters davon berichtet und sich darüber beschwert hatte. So soll Sergej F. zu viel getrunken, regelmäßig gekifft und auch "härtere Drogen" konsumiert haben. "Gerade in Bezug auf die Kinder war das für sie sehr schlimm", erklärte sie im Zeugenstand. Nach Angaben des Angeklagten habe er am Tattag mehrere Bier getrunken, gekifft und am Mittag zwei Gramm Kokain gekauft - als er mit seinem älteren Sohn einen Spaziergang an der Weser machte. Der nächste Verhandlungstermin ist für Freitag, 8. Oktober angesetzt.

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