
Lübbecker Land. Weltuntergangsstimmung im Mühlenkreis: Teils heftige Gewitter sind am Donnerstagabend über das Lübbecker Land hinweg gezogen. Es wirkte so, als stürzte der Regen in Fluten herab – und richtete zum Teil schwere Schäden an. Keller liefen voll, Bäume stürzten auf die Straße, Straßen wurden überflutet. Besonders stark betroffen war Pr. Oldendorf.
Knapp 60 Mal musste die Feuerwehr in Pr. Oldendorf ausrücken, wie Löschgruppenführer Ralf Lohrie im Gespräch mit der NW erklärte. Bis ein Uhr nachts waren er und seine Kameraden auf den Beinen, um Keller leerzupumpen oder Bäume von den Straßen zu räumen. Im Feuerwehrgerätehaus wurde eine örtliche Einsatzleitung eingerichtet, um die Leitstelle in Minden zu entlasten. "Wir bekommen dann alle Einsätze per Fax hierher und können priorisieren und Einsatzfahrzeuge und Personal demnach verteilen", so Lohrie.
30 Grad Hitze in Rahden – 14.000 Blitze im Kreis
Der Lübbecker Meteorologe Friedrich Föst merkt zum Donnerstag an, dass Sommergewitter normalerweise aus dem Westen und Südwesten kommen: "Diesmal zogen sie aus Osten auf uns zu, was eher selten der Fall ist."Grund sei eine ungewöhnliche Wetterlage: Während sich im Süden Deutschlands Luft polaren Ursprungs festgesetzt habe, dominierten im Norden schwül-warme Luftmassen aus dem Mittelmeerraum. Während vorgestern am Bodensee eine Höchsttemperatur von 14 Grad gemessen wurde, waren es 27 Grad in Lübbecke und 30 Grad in Rahden-Varl.
Im Mühlenkreis wurden Föst zufolge 14.000 Blitze registriert. Gleichzeitig fielen in Lübbecke Hagelkörner bis zwei Zentimeter Größe, und es wurden Böen von 60 bis 70 km/h gemessen.
Während es in Espelkamp-Isenstedt knapp 7 Liter pro Quadratmeter Niederschlag gab, wurden in Lübbecke 16 und in Porta-Westfalica 19 Liter pro Quadratmeter binnen kürzester Zeit registriert.
Föst: "Damit gab es in Teilen des Mühlenkreises in den vergangenen Tagen mehr als 60 Liter pro Quadratmeter Regen. Das ist so viel, wie sonst im gesamten Monat Juli."
Gleich zu Beginn des Unwetters wurde die Pr. Oldendorfer Wehr zu einem Kellerbrand in der Spiegelstraße gerufen. Dort war Wasser im Hausanschluss eingetreten und hatte einen Kurzschluss verursacht. Der Brand war schnell gelöscht, ein Mitarbeiter des Energieversorgers musste gerufen werden, um den Strom abzuklemmen.
Mit insgesamt rund 120 Kräften war die Oldendorfer Wehr im Einsatz. Die sieben Tauchpumpen, für die die Feuerwehr auch immer ihre eigene Stromversorgung dabei hat, liefen an dem Abend heiß. Teils einen halben Meter hoch stand das Wasser in manchem Keller, sagt Lohrie. Viele Überschwemmungen von 5 bis 10 Zentimetern Wasser mussten deshalb zurückgestellt werden.
Aber auch überflutete Straßen hielten die Kameraden auf Trab, so im Stadtzentrum (B 65) und in Börninghausen. Auf der Bergstraße im Stadtzentrum und auch in Harlinghausen mussten die Einsatzkräfte umgestürzte Bäume von der Straße räumen. In Bad Holzhausen trat die Große Aue über die Ufer.
Das Szenario sei ähnlich heftig gewesen wie bei dem Unwetter im April 2011, als ein Gewitter in Börninghausen eine Schlammlawine auslöste, die den Ortskern erfasste.
Auch in Hüllhorst richtete das Unwetter einige Schäden an. Zwölf Mal musste die Wehr ausrücken, wie Gemeindebrandmeister Michael Möller berichtete, auch dort wurde ebenfalls eine örtliche Einsatzleitung eingerichtet.
In Lübbecke kam es laut Stadtbrandmeister Christoph Stallmann lediglich zu einem Einsatz wegen eines voll gelaufenen Kellers, in Minden waren es 12, in Petershagen 3, in Porta Westfalica 4 und in Hille 7 Einsätze.
Vom Unwetter verschont blieben Rahden und Espelkamp. "Es kam gut Wasser runter, aber es ist nichts passiert", sagte Feuerwehrchef Mark Ruhnau. In Stemwede musste nach Angaben von Wehrführer Joachim Lübke nur die Leverner Wehr ausrücken, um kleine Bäume und Äste von der Straße zu räumen.