LÜBBECKE

Willkommen im Mittelalter

Erste Burgmannstage ein Erfolg / Recken schlugen ihr Lager auf / Spannende Geschichten zu erleben

Bei Schmied Achim Dux konnten Kinder erleben, wie ein Hufeisen geschmiedet wird und das auch selbst ausprobieren. | © FOTOS: HENDRIK SCHMALHORST

01.10.2012 | 01.10.2012, 10:00

Lübbecke. So etwas hatte der Burgmannshof seit Jahrhunderten nicht erlebt: Die 1. Lübbecker Burgmannstage am Samstag und Sonntag versammelten fahrendes Volk aller Arten, Handwerksleut, Marketender, Gaukler und Spielmänner waren in großer Zahl in den mittelalterlichen Mauern des historischen Burgmannshofes zusammengekommen, um dem Volke von Lübbecke Einblick zu gewähren in die eigene Vergangenheit.

Im Schatten des altehrwürdigen Herrenhauses und des Speichers wurden an den Ständen aus Baumstämmen und grobem Tuch die Preise in Talern gemessen und die Esse des Schmieds verbreitete Schall und Rauch. Am Ende des Tages wurde dann auch noch der dänische Obrist Limbach mit seinen Truppen in die Flucht geschlagen.

Zu dieser für Lübbecke neuen Veranstaltung hatten Stadtmarketing Lübbecke, die LK-Werbegemeinschaft und die Recken zur Porta gemeinsam eingeladen. Neben dem mittelalterlichen Treiben zwischen den aus Bruchsteinen geschichteten Ringmauern des Burgmannshofes gab es einen Bauernmarkt, der sich an den regulären Wochenmarkt anschloss. Hier konnte man sich mit Kunsthandwerk, Marmelade und Käse eindecken, oder sich mit Waffeln oder Bratwurst stärken. Anziehend war auch die rustikale Feldküche zur Selbstversorgung, aus der die Recken zu Porta die Mannen ihres westlich des majestätischen Turmes der Andreas-Kirche aufgeschlagenen Heerlagers versorgten.

Versorgt wurden die Besucher auch innerhalb der Ringmauern. Wer mochte, konnte sich vom Wirt ein frisches Landbier zapfen lassen, bei Timo Pinna ein frisch geröstetes Fladenbrot genießen, oder Whisky und Beerenweine verkosten und natürlich auch kaufen. Angeboten wurde außerdem mittelalterlich inspirierter Schmuck und Kleidung. Eine Färberin und ein Seiler führten ihre Handwerkskunst vor. Hier war Mitmachen gefragt ebenso wie bei Achim Dux, dem aus Hannover angereisten Schmied. Bei ihm konnten selbst Kinder mit Hand anlegen. Mit einer schweren Lederschürze geschützt, konnten sie ein eigenes Hufeisen schmieden und erlebten so den Alltag der Vergangenheit hautnah: Den Lärm der Schläge, die körperliche Anstrengung, die Hitze und den Geruch des Schmiedefeuers.

Die Müllerin Marie, die bürgerlich Katja Volmar heißt und aus Petershagen kommt, führte sie sodann in das Reich der Märchen und Geschichten. Mit ihrem freien Vortrag verzauberte die Erzählerin nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen. Die Spielleute Oropher, Heinitz der Bettler und die Bogen- und Armbrustschießbahn für Kinder, eingerichtet von Ragnarök e.V., machten das Angebot komplett. Ob diese mittelalterliche Welt authentisch ist, oder unserer modernen Vorstellung über den Alltag vor 400 Jahren entspringt, sei dahingestellt. Historisch belegt ist jedenfalls, dass Lübbecke im Jahre 1627 von den Dänen unter dem Obristen Limbach überfallen worden ist. 20 Jugendliche des Lübbecker CVJM stellten dieses Ereignis an drei Schauplätzen in der Lübbecker Innenstadt dar: vor der Andreaskirche, auf dem Heldenhain und abschließend im Burgmannshof. Diese Darbietung war, ebenso wie die ersten Burgmannstage, die am Samstag mit einer Feuer-Show von FireAnima ausklangen, ein voller Erfolg.

Vor allem am Samstag hatte die Veranstaltung mit den Unbilden der westfälischen Witterung zu kämpfen, an der sich in den vergangenen Jahrhunderten nicht allzu viel geändert haben dürfte.