ESPELKAMP

Um Wohl der Kinder besorgt

Eltern der Klasse 3a der Ostlandschule wollen Klassenlehrerin behalten

Eltern und Kinder trafen sich gestern auf dem Pausenhof der Ostlandschule. Worum es ihnen geht, haben sie auf dem Transparent kurz und bündig formuliert. | © FOTO: KARSTEN SCHULZ

22.09.2012 | 22.09.2012, 00:00

Espelkamp. Sie wollen nicht protestieren oder auf einen Missstand hinweisen oder gar die Schulleitung in Misskredit bringen, nein - sie sorgen sich um das Wohl ihrer Kinder. "Wir wollen unsere Frau Faust behalten", hatten denn auch besorgte Eltern der Klasse 3a der Ostlandschule auf ein großes Banner geschrieben, das sie gestern morgen zum Unterrichtsbeginn auf dem Schulhof entrollten.

Im Vorfeld dieser Aktion waren bereits viele Gespräche geführt worden, unter anderem mit Bürgermeister Heinrich Vieker und natürlich mit der Schulleiterin Annegret Lömker-Rarei. Bisher sei ihnen von keiner Seite geholfen worden.

Das für die Personalsituation an den Grundschulen zuständige Schulamt des Kreises Minden-Lübbecke hat von den Eltern bereits einen langen Brief mit einer angehängten Unterschriftenliste erhalten. Auch von dort gab’s bisher noch keine Reaktion. "Wir sind besorgt. Natürlich haben wir vor allem Angst um unsere Kinder", sagt Klassenpflegschafts-Vorsitzende Irina Kröker.

Hintergrund der Aktion gestern ist die Tatsache, dass im vergangenen Jahr die Klassen 2a und 2b zur jetzigen Klasse 3a zusammengeführt worden waren. Dieses war notwendig geworden, weil sich viele Schüler abgemeldet hatten und somit die Klassenstärken nicht mehr der Lehrer-Schüler-Relation entsprachen.

Zunächst wurde die neue Klasse von zwei Lehrern geführt. Zu Beginn des neuen Schuljahres wurde Brigitte Faust Klassenlehrerin. Jetzt soll die Pädagogin auf Anweisung des Mindener Schulamtes zu einer Grundschule nach Lübbecke versetzt werden, so dass die gerade zusammengefundene Klasse wieder eine neue Klassenlehrerin bekommen müsste.

In ihrem Brief an das Schulamt erläutern die Eltern die Situation: "In den vergangenen zwei Jahren haben unsere Kinder viel Unruhe erlebt, mussten Schüler und Freunde verabschieden. Ihre erste Klassenlehrerin hat eine lange Zeit zusätzlich auch an einer anderen Schule unterrichtet, wodurch verständlicherweise eine Doppelbelastung entstand, die die Kinder sehr wohl gespürt haben. Und nun die Umstellung auf eine neue Klassenlehrerin, die sie gerade gemeistert haben."

Die Zusammenführung der beiden selbstständigen Klassen durch Brigitte Faust sei "wirklich sehr gut gelungen", so heißt es in dem Schreiben weiter. Sie habe es geschafft, die Klassen zu einer Einheit zu formen und die Kinder freuten sich "endlich wieder" auf die Schule.

Die Jungen und Mädchen seien "begeistert darüber, wie der Unterricht von Frau Faust gestaltet wird und möchten sie als Klassenlehrerin nicht missen". Wörtlich heißt es: "Sie haben sie aufrichtig in ihre Herzen geschlossen".

"Da nach diesem Schuljahr die Empfehlung für die weiterführende Schule folgt, fragen wir uns als Eltern, ob hier zum Wohl der Kinder entschieden wurde oder die Bürokratie gesiegt hat. Sie hatten weder einen guten Start ins Schulleben, noch waren die vergangenen zwei Jahre von Sicherheit geprägt. Sollte dies nicht in den folgenden Grundschuljahren wieder ,gutgemacht’ werden? Sie werden verstehen, dass wir in großer Sorge sind und uns dieser Zustand schlaflose Nächte bereiten wird, geschweige denn, was es in unseren Kindern anrichtet", endet das Schreiben der Eltern an die Mindener Schulbehörde.

Inzwischen würden viele Kinder "abends weinen", so heißt es aus Reihen der Elternschaft. Einige der kleinen Dötze wollten gar nicht mehr zur Schule gehen. Und einige Mütter seien sogar in großer Sorge, weil ihre Schützlinge inzwischen "aus Angst und Unsicherheit wieder in die Hose machen".