Lübbecke. Viele Lübbecker kennen das kleine Gebäude als das "Hexenhaus", an dem sie selbst mitgebaut haben. "Die jüngeren Fußgänger finden es oft einfach süß, wenn sie vorbei kommen", sagt Stephanie Gargosch-Buchwald. Gemeint ist das kleine Häuschen an der Osterstraße. Nun planen die Besitzer, es unter Denkmalschutz stellen zu lassen.
Gebaut hat es Elisabeth Rausch 1947. Heute gehört es Frank Buchwald. Dessen Mutter Marie-Luise Buchwald ist die Nichte der 1973 verstorbenen Erbauerin, die sie liebevoll "Lie"nennt. "Sie hat es errichtet, weil nach dem Krieg vier Menschen bei ihr einquartiert wurden", sagt Marie-Luise Buchwald. Sie habe es nicht ertragen, mit so vielen Menschen in einer 80-Quadratmeter-Haus zu leben. Darum entschied sie sich, ein weiteres Häuschen auf ihrem Grundstück zu errichten. "Das durfte nur 35 Quadratmeter groß sein, sonst hätten die britischen Besatzungstruppen ihr wieder eine Einquartierung verordnet."
Gebaut wurde das Haus aus Lehmbausteinen, die nicht gebrannt werden mussten. "Dafür hat sie Lehm aus der Umgebung genutzt", sagt die Nichte. Doch die erste Lehmprobe kam mit dem Urteil "ungeeignet" zurück, sie enthielt zu viel Sand. Die zweite Lehmprobe, die direkt vom Grundstück stammte, wurde als geeignet bewertet.
Da sie Lehrerin an der Lübbecker Volksschule war, fragte Elisabeth Rausch ihre Schüler, ob sie bei den Bauarbeiten helfen können. Zur Belohnung gab es Eis. Viele der Helfer aus jener Zeit erinnern sich noch heute an die Entstehung des Häuschens.
Auch bei den Baumaterialien zeigte sich Elisabeth Rausch erfinderisch. Sie tauschte ein Lamm gegen Holz und Dachziegel, für die Mischung des Lehms hatte sie einen Esel ausgeliehen. Die Bezeichnung "Hexenhäuschen" bekam die Hütte, weil die Lehrerin sich gut mit Wildkräutern auskannte und mit ihren Schülern Spaziergänge in die Natur unternahm. "Darum hatte sie den Ruf einer Kräuterhexe", sagt Marie-Luise Buchwald.
Mittlerweile nutzen Sohn Frank Buchwald, dessen Frau Stephanie Gargosch-Buchwald und Enkel Benedikt das "Hexenhäuschen" als Ferienhütte. "Wir genießen es, hier unsere Zeit in Lübbecke zu verbringen." Die Familie lebt nämlich im hektischen Berlin.
Noch heute bestehen die Mauern des Häuschen aus den Lehmsteinen, die Elisabeth Rausch mit ihren Schülern hergestellt hat. "Nach und nach haben wir das Haus restauriert. Alle Arbeiten sollten den historischen Charakter des Gebäudes erhalten", sagt Frank Buchwald. So wurde 1997 eine Heizung eingebaut, die es zuvor dort nicht gab, 2000 wurde das Bad renoviert und 2008 das Dach erneuert.
Nun will Buchwald sich mit der Stadt Lübbecke in Verbindung setzen und den Denkmalschutz für das Haus beantragen – damit dieses Stückchen Lübbecker Geschichte auch in Zukunft erhalten bleibt.