Stemwede-Levern. Seit Sommer 2009 ist die Stemweder-Berg-Schule in Wehdem als Verbundschule am Start. Auf einen gemeinsamen Verwaltungstrakt warten Schulleiter Jürgen Ehlers und seine Kollegen noch immer. Eine zentrale Verwaltung im Mitteltrakt hält auch Dr. Detlef Garbe für richtig. Sein Planungsbüro ist im Rahmen der Schulentwicklungsplanung gebeten worden, vorab eine Stellungnahme zum beabsichtigen Umbau abzugeben.
Dass der Fachmann jetzt im Schul-, Sport- und Kulturausschuss dennoch mit einer Handlungsempfehlung zögerte, liegt an den zum Schuljahr 2016/2017 nochmals deutlichen eingebrochenen Schülerzahlen.
Aus schulfachlicher Sicht wäre es nur konsequent, die zentrale Verwaltung im Mitteltrakt zu platzieren, vertritt Dr. Detlef Garbe. "Wir haben einen Verbund aus Haupt- und Realschule mit einer Schulleitung und einem Kollegium." Der Mitteltrakt mit Medienzentrum wäre ein Highlight für die notwendige, intensive Kommunikation im Lehrkörper, eine Drehscheibe für die Arbeit in den beiden Flügeln der Schule.
Unabhängig von schulpolitischen Debatten werde man mittelfristig allein schon bedingt durch den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlungen und das veränderte Elternwahlverhalten zu anderen Schulformen in der Sekundarstufe I kommen. Egal ob die Schule nun Gemeinschafts- oder Sekundarschule heißen werde, sie hätte immer eine Schulleitung und ein Kollegium. Deshalb sei es sinnvoll, die Infrastruktur zentral vorzuhalten.
188.400 Euro würde der Umbau im Mitteltrakt kosten zuzüglich Einrichtungskosten in Höhe von überschlägig 35.000 Euro und 25.000 Euro für den Rückbau und die Renovierung für dann nicht mehr benötigter Räume der Verwaltung.
"Was mich bewogen hat, die Notbremse zu ziehen, ist der Einbruch in der Zahl der Erstklässler 2016/2017 in Kombination mit dem veränderten Wahlverhalten der Eltern", erklärt Dr. Detlef Garbe.
Etwas mehr als 80 Kinder wurden 2010 in Stemwede geboren. Die werden 2016 eingeschult und stehen dann vier Jahre später vor der Wahl einer weiterführenden Schule.
"Welche Vision von Schullandschaft lässt sich in Stemwede realisieren auf Basis dieser Geburtenzahlen?" fragt er sich. Über Wechselwirkungen auf Standorte und Rückwirkungen auf Grundschulen würde er gern noch einem Moment nachdenken. "Was heute richtig ist, kann 2019 fragwürdig sein", gibt Dr. Garbe zu bedenken. Noch etwa sechs Wochen brauche er zur Fertigstellung des Schulentwicklungskonzeptes.
"Ich würde nicht damit leben können, im Schuljahr 2011/2012 ohne gemeinsame Verwaltung dazustehen", erklärte Schulleiter Jürgen Ehlers. "Es geht nicht um das Luxus-Lehrerzimmer. Wir leben und arbeiten für eine vernünftige Ausbildung der Schüler."
Die missliche Situation sei nicht tragbar, argumentiert Lars Lekon (CDU). "Wir brauchen die zentrale Verwaltung", unterstreicht auch Brigitte Höger-Allhorn (CDU).
"Bei den gegenwärtigen Geburtenzahlen kommen wir mit dem Realschulgebäude aus Süd- und Mitteltrakt aus", stellt Hermann Gesenhues (Bündnis 90/Grüne) fest. "Als wir die Verbundschule auf den Weg gebracht haben, hatten wir 160 bis 120 Schüler pro Jahrgang. Diese Zahl ging 2009 dramatisch runter auf 100 und liegt jetzt deutlich unter 90. Wir werden mehr als drei Züge hier nicht halten können, trotz Schulen mit hervorragendem Profil."
Noch nicht einmal drei-, sondern zweizügig sieht Dr. Garbe die weiterführende Schule in Stemwede, wenn das Auswanderungsverhalten nicht gestoppt werden könne. "Alle drehen an der Qualität der Schullandschaft. Da tritt Stemwede in den Wettbewerb mit Rahden und Espelkamp."
"Auch ich habe heute eine Entscheidung erwartet, weil die Verbundschule sie braucht", sagt Bürgermeister Gerd Rybak. "Dennoch sollten wir die Hinweise aufgreifen und uns die Zeit gönnen, um eine Entscheidung mit fundierten Zahlen treffen." Mehrheitlich beschlossen die Ausschussmitglieder schließlich die Entscheidung bis zum Vorliegen des Schulentwicklungsplans auszusetzen. Sie folgten damit einem gleichlautenden, von der FWG während der Sitzung eingebrachten Antrag.