Lübbecke-Eilhausen. Schutzkleidung ist Pflicht. Nur den Kopfhörer lässt Siegfried Meier schon mal weg, wenn er zur Motorsäge greift. "Ich möchte den Sound hören", sagt der Sprecher der Altmaschinenfreunde, die ihr Domizil neuerdings in der Remise auf dem Gelände der Eilhauser Königsmühle haben. Zum Saisonabschluss der Mühlengruppe sägten der Gehlenbecker Meier und seine Mitstreiter gestern, was das Zeug hielt. Außerdem zeigten sie Alt-Traktoren, gaben Tipps und schnitzen mit ihren Sägen Kunststücke aus Baumstämmen.
Wie der Name schon sagt: Nicht moderne Kettensägen sind es, die das Herz von Siegfried Meier in den höchsten Tönen schlagen lassen, sondern Altmaschinen, Oldtimer. Allein schon diese Kraft: Meiers liebstes Stück, eine Anfang der 1960er-Jahre gebaute Stihl 090, mobilisiert acht PS aus 125 Kubikzentimetern Hubraum. "Die Kraft kommt von unten, bei niedriger Drehzahl", erklärt der Sprecher. "Das ist fast wie Motorradfahren."
In den USA wurden damit Mammutbäume gefällt, ausgerüstet mit bis zu 2,10 Meter langen Schwertern. Dann sind zwei Mann nötig, um die Säge zu halten. Nicht ganz so heftig ist die Werus von 1950, eine Motorsäge aus der DDR, 90 Kubik, bis zu 6.000 Umdrehungen, rund 2,5 PS, sonorer Sound. Laien würden trotzdem daran verzweifeln, weil die Werus einen Schwimmer-Vergaser hat, der im Gegensatz zu modernen Produkten allergisch reagiert, wenn die Säge in der Luft hin und her geschwenkt wird. Irgendwann sagt der Motor dann gar nichts mehr. Der Trick: Man verstellt das Schwert, die Säge wird gerade gehalten.
Historische Motorsägen, von denen allein Siegfried Meier 32 besitzt, sind mit Vorsicht zu genießen. Teilweise fehlen der Fangbolzen für die Kette oder eine Bremse. Im Gewerbe sind sie daher nicht mehr erlaubt. "Ohne Schutzkleidung geht gar nichts, bei Oldtimern erst recht nicht", betont Meier. "Und die Kette muss korrekt geschliffen sein." Äußerlich darf eine historische Motorsäge als Arbeitsgerät gebraucht aussehen, technisch muss sie auf dem neusten Stand sein. Meier schätzt die leicht verständliche Technik. Richtig interessant wird es, wenn er eine defekte Säge wieder zum Laufen bringen kann.
Damit hatte Müller Timo Lohmann gestern an anderer Stelle seine liebe Müh. Die Flügel der Königsmühle wollten kaum in Fahrt kommen. "Ab Windstärke 4 kann man arbeiten", erklärte Fritz Schöphörster, Sprecher der Mühlengruppe. Und davon konnte keine Rede sein. Egal, mit der zu Ende gegangenen Saison sind die 20 Mühlenfreunde zufrieden. "Durch die Einweihung des Mühlengehöfts im Mai sind unsere Besucherzahlen gestiegen", freuten sich Schöphörster und sein Stellvertreter Fritz Kammann.
"Die 1724 entstandene Königsmühle ist die älteste im Mühlenkreis und eine der schönsten", schwärmte Wolfgang Kuhlmann, früherer Geschäftsführer des Kreismühlenvereins. Nun muss die Königsmühle winterfest gemacht werden.