Lübbecker Ehrenamtler scheidet nach 40 Jahren aus allen Ämtern aus

Lübbecker Land. &bdquo;Wenn Sie ankommen, brauchen Sie nicht zu schellen. Ich bin hinterm Haus und sitze im Wintergarten. Da können wir uns dann treffen." Rainer Kütemann ist ein Mann der klaren Worte. Den Text, den er als Whatsapp verfasst hat, verfehlt seine Wirkung nicht. Tatsächlich, die Schiebetüren stehen weit auf. Über einem an der Wand befestigten Fernsehmonitor flimmert ein Frauen-Weltmeisterschafts-Fußballspiel. Kütemann sitzt am Tisch, vor ihm unzählige ausgeschnittene Zeitungsberichte. &bdquo;Einfach reinkommen, ich schaue mir gerade mein ehrenamtliches Leben an", erzählt er. Nach knapp 40 Jahren ist er jetzt von allen Ämtern zurückgetreten. Auch sein Arbeitsleben als Getränke-Vertriebler hängt er jetzt an den Nagel. Es ist ein deutlicher Schnitt in Rainer Kütemanns Leben. "Ich habe mich sehr darüber gefreut" Vor allem, wenn man bedenkt, dass er einmal dem &bdquo;Club der 100" angehört hatte. Was ist damit gemeint? Seit der Gründung der Aktion Ehrenamt im Jahr 1997 verleiht der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in Zusammenarbeit mit seinen Landesverbänden jährlich den DFB-Ehrenamtspreis. Bundesweit 100 Ehrenamtliche werden für ihre Leistungen in den Amateurvereinen besonders geehrt. Rainer Kütemann war der Ehrenamtler aus dem Kreis Minden-Lübbecke, der in den erlauchten Club aufgenommen wurde. Sicherlich ein besonderes Erlebnis für den heute 64-Jährigen. &bdquo;Ja, ich habe mich sehr darüber gefreut", gibt er zu. Aber er habe in seinem Leben &bdquo;immer nur das gemacht, was er gerne gemacht hat". Und vor allem hat es &bdquo;immer Spaß gemacht, wenn man etwas hinbekommen hat und andere profitieren davon", blickt er zurück. Großes Engagement für den SV Schnathorst Kütemann blickt wieder auf seine Stapel von Zeitungsberichten, die er auf dem Tisch ausgebreitet hat. Er hat sie nach Themen geordnet. Da sind die sportlichen Erfolge und das, was er vor allem für die sportliche Entwicklung des SV Schnathorst in knapp 40 Jahren gemacht hat. Da sind aber auch die vielen anderen Dinge, die die Infrastruktur des Vereins, aber auch des ganzen Dorfes Schnathorst verbessert haben. Dazu zählt das neue Vereinsheim, das mithilfe des Landesprogramms &bdquo;Moderne Sportstätten 2022" erstellt worden ist. Gelder gesammelt hat Kütemann auch für den neuen Jugendtreff, der noch Ende des Jahres fertiggestellt sein soll. &bdquo;Das hat mir der Bürgermeister versprochen, trotz der jetzt schwierigeren Finanzsituation", sagt Kütemann. Auch bei der Umgestaltung des Dorfplatzes hat er geholfen und entsprechende Sponsoren beschafft und Ehrenamtliche, die einfach mit angepackt haben. An ein Projekt erinnert sich Kütemann ganz besonders. Dank Kütemann ist die Schnathorster Kirche beleuchtet Gleitschirmflieger Joachim Mehnert, der bekannt dafür ist, Fotos vom Lübbecker Land von oben zu machen, sei zu ihm gekommen und habe ihm gesagt, dass es doch schön wäre, wenn die Schnathorster Kirche beleuchtet sei. Das fand Kütemann auch. So gab es eine Sponsorenaktion. Er fand Paten für die Strahler und es wurden so genannte &bdquo;Lichtaktien" ausgegeben. Und so erstrahlte das Gotteshaus irgendwann in vollem Glanze. An eine erfolgreiche Aktion mit der Jugendstrafanstalt Herford erinnert er sich noch wie heute. Ein junger Strafgefangener sei als Schiedsrichter beim SV Schnathorst aktiv gewesen. Auch hier hatte er die Idee und setzte sie auch um. &bdquo;Ich habe immer über den Tellerrand geblickt. Wir sind als Sportverein Teil des Dorfes. Das ist mir immer wichtig gewesen." Kütemann war Ehrenamtsbeauftragter, er setzte sich vor allem für die Jugendarbeit und die Förderung des Frauenfußballs – bis heute – auch auf Kreisebene ein. Und in vielen Fällen griff er auch schon mal in die eigene Tasche, um etwas anzustoßen. Dabei blieb er immer bescheiden im Hintergrund, Ämter strebe er nicht an. Er arbeite lieber im Hintergrund, stoße an, organisiere und besorge Sponsoren. &bdquo;Das Arbeiten und die Umsetzung selbst haben Andere vollzogen", gibt er zu. Und noch eins ist ihm sehr wichtig: &bdquo;Wenn meine Frau Bärbel nicht wäre, die mir Zuhause absolut den Rücken frei hält, weil sie sowohl im Haus wie auch im Garten alle Arbeiten übernimmt, hätte ich das alles nicht machen können." Er selbst sei &bdquo;Gast im eigenen Haus". Der Partner oder die Partnerin müssten mitziehen, sonst sei &bdquo;das alles nicht möglich". Zuverlässigkeit ist ihm wichtig In einer für ihn persönlich schwierigen Zeit hätten die Freunde vom SV Schnathorst immer zu ihm gehalten, deshalb sei er dem Verein bis jetzt immer treu geblieben und habe sich auch dafür eingesetzt. Das sei für ihn selbstverständlich. Allerdings arbeite er nur mit Menschen zusammen, auf die man sich verlassen könne und die zuverlässig seien. Deshalb gibt es auch schon mal ein Nein. Wie beispielsweise für die Dorfgemeinschaft, die in seinem Heimatort den Weihnachtsmarkt organisiert. Dort ist Kütemann immer mit einem Zelt vertreten gewesen, in dem er verschiedenste Getränke anbot. Auch das ist jetzt vorbei. Neue Aufgaben in Isenstedt Doch dafür macht er jetzt bei den Dorfhandwerkern seit einiger Zeit mit. Die Dorfgemeinschaft hatte ihn gefragt, ob er nicht bei der Sanierung des Grillplatzes mit Grillhütte mithelfen wolle. Hier ist Kütemann natürlich wieder dabei. Aber vor allem wünscht er sich eine E-Bike-Station. Eine entsprechende Projektbeschreibung zur Förderung durch das Land sei bereits auf dem Weg, so Kütemann. &bdquo;Ich glaube, das sieht gut aus, wir haben da wohl alles richtig gemacht." Ebenso wie bei der Interessengemeinschaft (IG) &bdquo;Schule vor Ort", die vor etwa sechs Jahren per Ratsbürgerentscheid durchgesetzt hat, dass die Grundschule Isenstedt bestehen bleibt. Auch hier hatte Kütemann im Vorstandsteam mitgearbeitet. Im kommenden Schuljahr werden hier zwei Klassen eingeschult. Und wie sieht sein Ruhestand zurzeit aus? Mit seinem E-Bike ist er mit Freunden unterwegs nach Cuxhaven. Der passionierte Radfahrer will 80 Kilometer am Tag schaffen. &bdquo;Das kriegen wir schon hin", ist er zuversichtlich. Weitere Touren sind in Planung.

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