Extremsportler berichtet in Espelkamp von 14-monatiger Reise um die Welt

Espelkamp. Er kam, sah und siegte. So könnte man - kurz zusammengefasst - die Resonanz auf den Vortrag des Extremsportlers, Buchautors und Filmemachers Jonas Deichmann zusammenfassen. Der drahtige 35-Jährige brauchte nur wenige Minuten Vorlaufzeit auf der Bühne des Neuen Theaters, wo er seinen Multimedia-Vortrag aufgebaut hatte, um das mehr als 200-köpfige Publikum so zu faszinieren, dass es die folgenden anderthalb Stunden an seinen Lippen hing und jedes Wort begierig aufsog. Für den Stadtmarketingverein und dessen neuen Geschäftsführer Hendrik Schmalhorst, der die Veranstaltung, die von der Firma Naue gesponsert wurde, organisiert hatte, war es ein Glücksgriff. Denn bisher musste aus Platzgründen noch nie der große Theatersaal für die traditionelle Stadtmarketingveranstaltung gebucht werden. Vortrag in einem Rutsch durchgezogen Deichmann zog seinen Vortrag - dabei immer auf dem Boden bleibend und dennoch äußerst spannend erzählt - in einem Rutsch durch. Schließlich sollte im Anschluss noch genügend Zeit bleiben, um mit dem inzwischen berühmt gewordenen Abenteurer ins Gespräch zu kommen. Einmal um die Erde in den Triathlon-Disziplinen Schwimmen, Laufen und Radfahren. Ganz auf sich allein gestellt, machte Jonas Deichmann das Unmögliche möglich. Während die Welt im Lockdown verharrte, umrundete er sie in 14 Monaten voller Grenzerfahrungen und Momente größten Glücks. Deichmann schwimmt durch die Adria, fährt mit dem Fahrrad 20.000 Kilometer bis nach Wladiwostock und durchläuft Mexiko in 120 Marathons. Zu allen Stationen hatte er immer sehr prägnante und menschliche Erlebnisse, die er im Neuen Theater zum Besten gab. 120-fache-Ironman-Distanz rund um die Welt Dabei gab es noch einige Besonderheiten in Jonas Deichmanns "Tour", die noch kein Mensch zuvor gemacht hat. Seine 120-fache Ironman-Distanz, die er in dieser Zeit zurückgelegt hat, bewältigte er ohne Begleitfahrzeuge oder Helfer - vielleicht auch bewusst immer wieder die eigenen Leistungsgrenzen ausschöpfend. Nur seine eigene Muskelkraft und der Erfindungsreichtum haben ihm immer wieder geholfen bzw. haben ihm die Grenzen aufgezeigt. Außerdem verlief die "Welt-Abenteuer-Tour", Deichmann selbst bezeichnet sich inzwischen als "Profi-Abenteurer", genau in der Haupt-Corona-Zeit, in der es auf der gesamten Welt immer wieder unterschiedliche Lockdowns gab. Das forderte seinen Erfindungsgeist und seine Widerstandskraft heraus. Doch er konnte - trotz geschlossener Grenzen - immer wieder Wege finden, um sich ins Ziel zu bringen. Kaum zu glauben aber wahr: "Für mich war es die schönste Zeit meines Lebens", sagte er voll Überzeugung. Dabei weilte Jonas Deichmann bereits, als es um die Vorbereitungen zu seiner Tour ging, einmal in heimischen Gefilden. Und zwar in Minden, wo die Deutsche Bahn AG eine Kältekammer unterhält. Dort testete Deichmann sein gesamtes Material, einschließlich Fahrrad, für seine Tour durch Sibirien. Wie sich dann später herausstellte, war das auch genau richtig. Er lernte als Minimalist zu leben. So sollte es beispielsweise auch ausreichen mit einer halben Zahnbürste zu reisen, um Gewicht einzusparen. In Mexiko war er schnell der deutsche Forrest Gump Bis auf wenige Tage, in besonders schönen Gegenden, die interessante Bilder versprachen, begleitete ihn ein Freund mit der Videokamera, blieb Deichmann alleine unterwegs. Mit einer großen Ausnahme: Mexico. Das durchlief er auf seiner 5.000-Kilometer-Lauf-Distanz komplett. Dort blieb er nicht lange alleine. Über Social Media war dort sein Kommen auch angekündigt worden, sodass ihn die Mexikaner bereits kurze Zeit später als "deutschen Forrest Gump" bezeichneten. Er wurde zur Berühmtheit im dortigen Fernsehen, viele Menschen begleiteten ihn unterwegs, er erhielt Polizeischutz - mit gepanzerte Fahrzeugen und Motorrädern. Selbst das berüchtigte Sinaloa-Drogenkartell war auf ihn aufmerksam geworden und hatte eine Abordnung zu seinem Schutz abgestellt - mit entsprechenden Waffen im Anschlag. Überall Merkwürdigkeiten erlebt Abenteuer und Merkwürdigkeiten erlebte er immer wieder, auf jeder Tour in jedem Land, das er berührte. Davon erzählte er noch gerne den zahlreichen Interessierten, darunter auch viele Jugendliche, im anschließenden Gespräch im Theater-Foyer. Und wer noch mehr wissen möchte, der kaufte sich sein Buch "Das Limit bin nur ich", das auf einem eigenen Büchertisch von der heimischen Buchhandlung Lienstädt & Schürmann verkauft wurde. Noch nicht verraten will Deichmann, was er als nächstes genau plant. Doch eins steht fest: Es gibt wohl weitere Abenteuer, denn er ist schließlich ein Profi-Abenteurer. Ob er wohl am darauf folgenden Tag bereits in heimischen Gefilden welche erlebt hat? Denn es hieß, er wolle einen 25-Kilometer-Lauf durch die heimische Gegend unternehmen.

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