Deutsch-vietnamesische Hochzeit in Lübbecke: Ein Paar über den langen Weg ins gemeinsame Leben

Lübbecke/Saigon. Das Glück ereilte die beiden genauso unverhofft, wie es sie schon kurze Zeit später wieder zu verlassen drohte. Während eines Ausfluges nach Da Nang im Juni 2019 kamen sie als zufällige Sitznachbarn in einem Reisebus ins Gespräch. &bdquo;Sympathie war sofort da“, erinnert sich Peter Kröger. Auf Englisch unterhielten sie sich und verbrachten den Tag gemeinsam. Als der erste Abschied nahte, tauschten sie ihre Handynummern aus, um in Kontakt zu bleiben. Anfangs haben sie sich nur Nachrichten geschrieben, dann wurde der Kontakt immer intensiver. Schon sechs Monate später verbrachten sie einen gemeinsamen Urlaub in Saigon. Während das Coronavirus begann, sich über alle Grenzen hinweg zu verbreiten, ahnte das junge Liebespaar noch nicht, wie tief das Virus auch in seine Geschichte einschneiden würde. Verliebt und hoffnungsvoll planten Peter und Nhung die nächste Reise für den April 2020. Vor allem Nhungs Eltern hätte er auf dieser Reise kennenlernen sollen. Corona machte ein Wiedersehen vorerst unmöglich Das Coronavirus und die verhängten Maßnahmen machten die Reisepläne des Paares zunichte. Während sie eigentlich die nächsten Meilensteine ihres gemeinsamen Weges passieren wollten, saßen sie beide getrennt voneinander in ihrer Heimat fest. Die täglichen Videotelefonate entwickelten sich deshalb zum festen Bestandteil ihres Alltags. Auch die Eltern des Lübbeckers sahen ihre jetzige Schwiegertochter auf diesem Weg zum ersten Mal. Damals musste Sohn Peter die Gespräche noch übersetzen, schon bald aber hatte die sprachbegabte Vietnamesin, die in Saigon als Englischlehrerin arbeitete, sich erste Deutschkenntnisse angeeignet. Trotz des ausgefallenen Wiedersehens war spätestens Mitte 2020 für beide klar, dass es ihnen ernst war. &bdquo;Gefühle waren schon vor dem Besuch zum Jahreswechsel da“, sagt Peter Kröger. Als ihre Zuneigung allen Widrigkeiten zum Trotz weiter wuchs, begannen die beiden Heiratspläne zu schmieden. Während Nhung in Vietnam Deutschkurse besuchte, erledigte der zukünftige Bräutigam in Deutschland erste Behördengänge. Bei Eltern der Braut vorgesprochen Mit einer großen Portion Hoffnung und gutem Mut ausgestattet, überstand das Paar die lange Zeit der Trennung, bis im April 2022 die Einreise nach Vietnam endlich wieder möglich war. Schnellstmöglich flog der 41-Jährige nach Saigon und machte sich von dort aus gemeinsam mit Nhung auf den Weg zu ihren Eltern. Viele Male habe er ihnen versprechen müssen, dass ihre Tochter es gut bei ihm haben würde. Besonders die Mutter der zukünftigen Braut habe sich schwergetan mit dem Gedanken, ihre Tochter ziehen zu lassen. Wenngleich sich die Eltern des Wohles ihrer Tochter hätten versichern wollen, sei ihnen die Hochzeit des Paares aber sehr willkommen gewesen, sagt Peter Kröger. Mit dem Segen seiner Schwiegereltern fand am 9. April im Kreise von Freunden, Nachbarn und Familie eine traditionelle vietnamesische Hochzeitsfeier statt. Zwar habe diese Hochzeit keinen rechtlichen Bestand gehabt, sei aber für Nhungs Familie von großer Bedeutung gewesen, erklärt das Paar. Für Braut und Brauteltern war es die einzige Möglichkeit, überhaupt gemeinsam die Hochzeit zu zelebrieren. Rund 200 Gäste verbrachten diesen besonderen Tag mit dem Brautpaar. Die bürokratischen Hürden waren hoch, die Zeit knapp Zurück in Deutschland wartete Peter Kröger dann händeringend auf die notwendigen Papiere seiner Frau. Bevor ein Heiratsvisum beantragt werden konnte, musste das Paar seine geplante Eheschließung beim Standesamt anmelden. Eine ganze Reihe von Dokumenten, von den vietnamesischen Behörden beglaubigt und von einem vereidigten Dolmetscher in Deutschland übersetzt, war dafür nötig. Längst hatte Nhung die Dokumente losgeschickt, aber &bdquo;es kam und kam nichts“. Die Fristen und Vorgaben waren eng und Peter Kröger sicher, er müsste die Unterlagen nach Erhalt noch einem Notar und einem Dolmetscher vorlegen. Entsprechend groß war die Erleichterung, als er das Päckchen erhielt und alle Unterlagen bereits bearbeitet worden waren. Da vietnamesische Behörden das vom Standesamt geforderte Ehefähigkeitszeugnis nicht ausstellten, mussten die Papiere zwecks einer weiteren Prüfung dem Oberlandesgericht Hamm vorgelegt werden. Als endlich alle Genehmigungen und das benötigte Visum vorlagen, blieben dem Paar nur wenige Wochen Zeit, um die Hochzeit zu organisieren. Ihre Schwiegertochter nennen sie &bdquo;Xiu“ Am 6. Oktober landete Nhung in Frankfurt und wurde dort nicht nur von Peter, sondern auch von ihrem Schwiegervater bereits sehnsüchtig erwartet. &bdquo;Sie fiel mir in die Arme und sagte ,Ach Papa, dass wir uns endlich sehen!“, erinnert er sich sichtlich gerührt. Er und seine Frau haben die ganze Zeit über mitgefiebert und ihrem Sohn zur Seite gestanden. Ihre Schwiegertochter nennen sie &bdquo;Xiu“, das finden sie noch viel schöner als Nhung, besonders, seit sie wissen, dass ihr diesen Spitznamen ihr Großvater gab, als sie noch ein kleines Mädchen war. In der neuen Heimat angekommen, musste Nhung erst einmal den Temperaturunterschied von 35 Grad verkraften – und die Erkenntnis, dass sie es nach all der Zeit nun wirklich geschafft hatten. &bdquo;Die ersten Wochen fühlten sich an wie ein Traum!“, sagt sie lachend. Seinen vorläufigen Höhepunkt fand ihr wahrgewordener Traum mit der Hochzeit am 31. Oktober. Nach dem emotionalen Hürdenlauf der vergangenen Jahre möchte sich das Paar jetzt erst einmal in Ruhe im neuen, gemeinsamen Leben einrichten. Nhung wird noch einige Sprach- und Integrationskurse besuchen und hofft, zukünftig wieder als Sprachlehrerin arbeiten zu können. In diesem Jahr möchten die Eheleute unbedingt gemeinsam ihre Familie in Vietnam besuchen, zu der sie engen Kontakt halten. Nhungs Mutter habe sich gewünscht, dass sie sie noch mal besuchen, bevor ein Baby die Reise erschwert – und die Familie bereichert.

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