Online-Handel mit Tieren: Hund kommt halb blind und fast taub ins Tierheim Lübbecke

Lübbecke. Ein Gebrauchtwagen, ein Kleiderschrank oder eine Spielekonsole sind schnell im Internet gekauft. Doch zunehmend gehen Menschen dazu über, ihr Haustier über Onlineplattformen wie Ebay-Kleinanzeigen zu erwerben – teils mit fatalen Folgen. Von den knapp 50 Hunden, die vergangenes Jahr im Lübbecker Tierheim abgegeben wurden, stammen die meisten aus Internetkäufen, sagt Lena Nehls, 2. Vorsitzende beim &bdquo;Tierschutzverein Lübbecke und Umgebung“. Besonders traurig ist der Fall des Rüden &bdquo;Joker“. Im November kam der Malteser-Bichon Frisé-Mischling als Fundhund ins Tierheim. Fast taub, halb blind und mit starken neurologischen Ausfällen. Die Mitarbeiter der Einrichtung dachten zunächst, es würde sich um ein betagtes Tier handeln, doch eine erste Untersuchung zeigte, dass &bdquo;Joker“ erst einige wenige Monate alt ist. Und es offenbarte sich zudem, dass der kleine Mischling im Lübbecker Tierheim kein Unbekannter war. Acht Wochen zuvor war er schon einmal als Fundhund in der Einrichtung am Heuweg abgegeben worden. Damals allerdings war er ein vollkommen uneingeschränkter junger Hund mit ganz normalen Reaktionen. Lena Nehls weiß, dass &bdquo;Joker“ aus einem Wurf stammt, der zum Preis von 1.400 Euro pro Welpe im Internet angeboten wurde. Untersuchung an Tierärztlicher Hochschule nur dank Spenden möglich Als der kleine Rüde das erste Mal im Tierheim landete, hätten sich die Besitzer auch noch gemeldet und ihn wieder abgeholt. Doch beim zweiten Mal hätte sich niemand gemeldet. &bdquo;Sie hatten wohl einfach kein Interesse mehr an Joker“, vermutet Nehls. Das Warum ist nicht schwer zu ergründen. Eine erste Untersuchung in der Tierärztlichen Hochschule Hannover bei der unter anderem ein MRT gemacht wurde, lässt darauf schließen, dass der kleine Rüde einen angeborenen Gendefekt hat, der unter anderem massive Anfälle auslöst. Die Untersuchungskosten von rund 2.000 Euro konnte das Tierheim nur dank Spenden stemmen. &bdquo;Joker bekommt jetzt Medikamente und wir hoffen, dass es dadurch ein bisschen besser wird“, sagt Nehls. Wenn dem nicht so sei, bliebe vermutlich nur Joker einzuschläfern, &bdquo;denn so wie es jetzt ist, ist es für ihn nicht wirklich lebenswert“. Was die engagierte Tierschützerin besonders auf die Barrikaden bringt ist die Tatsache, dass die Besitzer den kleinen Rüden nicht viel eher haben behandeln lassen. &bdquo;Vielleicht wäre es dann nicht so schlimm gekommen, wie es jetzt ist oder man hätte ihm zumindest sein Leiden erleichtern können.“ Tierhandel im Internet ein lukratives Geschäft Ausgewiesene Züchter würden die Elterntiere immer auf mögliche Gendefekte untersuchen lassen. Diese Mühe machen sich die &bdquo;Vermehrer“, wie Lena Nehls sie nennt, nicht. Der Tierhandel im Internet ist ein lukratives Geschäft. Teils würden bis zu 2.000 Euro für einen Welpen verlangt. Manchmal seien die Pässe gefälscht, um die Tiere schon früher abgeben zu können, und es würden falsche Fotos von Elterntieren gezeigt. Es komme auch vor, dass die Hunde in Verschlägen gehalten würden und nur für das &bdquo;schöne Foto“ oder den Verkauf in eine Wohnung geholt werden. Manchmal seien die Welpen auch krank und würden kurz vor der Abgabe &bdquo;gesund gespritzt.“ Für den Käufer sei das schwer zu erkennen, weshalb Nehls grundsätzlich davon abrät sich ein Tier über eine Onlineplattform anzuschaffen. &bdquo;Ein richtiger Züchter hat es nicht nötig, sein Tiere im Internet anzubieten“. Züchter würden die potenziellen neuen Besitzer ihrer Hunde auch erst einmal kennenlernen wollen, zudem gebe es einen Kaufvertrag und im Falle eines Falle würde der anerkannte Züchter ein Tier auch wieder zurücknehmen, so dass es nicht im Tierheim landen muss, wenn die Besitzer mit dem neuen Haustier nicht klar kommen. Hund "Bambi" irrte tagelang über ein Feld Genau hier tut sich nämlich ein weiteres Problem des Internethandels auf. In der Pandemie und Homeoffice-Zeit hätten sich viele Menschen Haustiere angeschafft, um die sie sich mit Ende des Lockdowns dann aber nicht mehr kümmern konnten oder die sie überforderten. Deshalb handelte es sich bei den Vierbeinern, die vergangenes Jahr im Tierheim abgegeben wurden größtenteils um noch recht junge Hunde. Die lassen sich glücklicherweise relativ gut wieder vermitteln. Anders verhält es sich mit &bdquo;Bambi“ einem Zwergpudel-Mischling, der zur Zeit in einer Pflegestelle untergebracht ist. Bambi irrte im Dezember vergangenen Jahres bei klirrender Kälte mehrere Tage auf einem Feld nahe der B 239 in Espelkamp herum. Kurz bevor die Mitarbeiter des Tierheims ihn einfangen konnten, geriet der kleine Mischling auf der Bundesstraße unter ein Auto und zog sich einen komplizierten Beckenbruch zu. Die OP kostete rund 5.000 Euro und konnte nur durch Spenden finanziert werden. &bdquo;Bambis Genesungsprozess verläuft besser, als wir es erwartet hätten“, erzählt Lena Nehls. Auch bei Bambi vermutet die 2. Vorsitzende des Tierschutzvereins einen Ebay-Kauf, der lästig wurde. Der Zwerpudel-Mischling ist zwar gechippt, aber nie registriert worden und es hat auch nie jemand nach dem kleinen, tapferen Kerl gefragt. Weitere Informationen Mehr Informationen über das Team des Tierheims Lübbecke, die vierbeinigen Bewohner, Spendenmöglichkeiten sowie Öffnungszeiten und Kontaktaufnahme finden Interessierte unter tierheim-luebbecke.de Falls jemand einen Hund bei einem anerkannten Züchter erwerben möchte, ist das Tierheim auch dabei gerne behilflich und kann Adressen nennen.

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