Kokain und Tabak geschmuggelt: Zoll lässt Drogenhändler auffliegen

Hüllhorst/Bielefeld. Lukrativ war vermutlich der Handel mit unversteuerten Zigaretten und auch Kokain, den die drei Angeklagten aus Hüllhorst über 15 Monate betrieben. Scheinbar völlig sorglos fädelten sie ihre Geschäfte mit Zulieferern aus Polen ein und bauten für die unverzollte Ware ein Abnehmernetz auf, dass vermutlich vom Osnabrücker Land bis nach Brandenburg und Berlin reichte. Aus den Niederlanden wurden, so die Anklage, Betäubungsmittel wie Kokain nach Detmold in eine große Lagerhalle transportiert. Bei der strafbaren Einfuhr wurden von den Angeklagten sogenannte Piloten beschäftigt. Sie fuhren vor dem Transportfahrzeug her und kundschafteten aus, ob irgendwo unliebsame Kontrollen auf Autobahnen, Raststätten oder Landstraßen drohten. Was das umtriebige Trio allerdings nicht bedacht hatte: Schon bald war ihnen das Zollamt Hannover/Bielefeld auf den Fersen. Sie hatten Wind von den unsauberen Geschäften bekommen. Teilweise live und in Farbe wurde observiert und beobachtet. Verkaufswert soll bei fünf Millionen Euro liegen Als am Montagvormittag die Hauptermittlerin des Zollamtes als Zeugin vor dem Bielefelder Landgericht aussagte, erstaunten Findigkeiten, aber auch die Ausdauer der Ermittler. Je länger die Observationen dauerten, um so genauer wurde das Gesamtbild der Straftaten. Immerhin geht man von rund vier Millionen Euro Steuerschaden aus, was den Tabakschmuggel anbelangt. Und der Verkaufswert des gehandelten Kokains soll bei rund fünf Millionen Euro liegen. Anfang September 2020, so die Zöllnerin in ihrer Zeugenaussage, machten sich zwei der Angeklagten, K. und N., mit dem Hauptlieferanten aus Polen, Sch., bekannt. Der wurde inzwischen nach langer Fahndung Anfang Mai auf dem Flugplatz Leipzig festgenommen. Immer wieder kontaktierte man sich gegenseitig. Bevor es zur ersten Lieferung von Zigaretten nach Deutschland kam, inspizierte Sch. zunächst die Lagerhalle in Detmold und befand sie für gut. Dort konnten ohne Probleme kleinere Transportfahrzeuge einfahren, um sie so ungesehen zu entladen. Anhänger mit doppeltem Boden als Versteck Ging die erste Lieferung zunächst noch in eine kleine angemietete Garage in Bünde, fanden die folgenden Lieferungen dann nach Detmold statt. Ab November 2020 liefert Sch. regelmäßig Zigaretten in Mengen von 1.000 bis zu 15.000 Stangen. Zwischen 15 und 17 Euro berechnete er den beiden Angeklagten pro Stange. Ein Teil des Geldes wurde bei Lieferung, der Rest nach dem Weiterverkauf bezahlt. Zu Geldübergaben kam es zum Teil auf Raststätten an der Autobahn A2. Manchmal wurde sogar Kaufgeld polnischen Lkw-Fahrern, die auf dem Weg in ihre Heimat waren, zur Weiterleitung übergeben. Kurze Zeit später liefen auch die Lieferungen unversteuerten Tabaks aus den Niederlanden an. Wieder hatte, so die Zeugin, Sch. seine Hände mit im Spiel. Vor den Lieferfahrzeugen fuhren sogenannte Piloten, die ausspähten, ob es auf der Strecke durch das Osnabrücker Land Richtung Detmold unliebsame Polizei- oder Zollkontrollen gibt. Dazu war die Ladung noch getarnt, indem sie in oder unter Holz versteckt war. Teilweise hatten Anhänger einen doppelten Boden, unter dem sich Zigaretten oder Kokain befanden. Mit einem Gabelstapler wurde dann in Detmold, ungesehen von der Nachbarschaft, in der Halle entladen. Lieferfahrzeuge mit GPS-Sendern verwanzt Die Kommunikation zwischen Lieferanten und Empfängern, den Angeklagten, lief zum größten Teil über tschechische Mobilfunkanbieter. Regelmäßig wurden Telefonnummer gewechselt. Weitere Kontakte liefen ausschließlich über den Messenger-Dienst Telegram. Der Angeklagte N. führte ordentlich Buch über Einnahmen und Ausgaben. Er fand auch Abnehmer für die Zigaretten in Osnabrück und Ostwestfalen. Doch zwischen den drei Angeklagten lief es nicht mehr so gut zusammen. N. hatte Schulden bei seinen Kompagnons. Man hatte sich auseinandergelebt. &bdquo;Ich habe Krieg mit den A..löchern“, vernahmen die Abhörexperten des Zolls in einem Telefonat von N. Ganze Arbeit hatten die Ermittler geleistet. Inzwischen waren die Lieferfahrzeuge, in denen Tabak und Drogen transportiert wurden, mit GPS-Sendern versehen. Jede Bewegung der Schmuggelfahrzeuge konnte gesehen werden. Gesprächen in den Autos wurden belauscht. Die Lagerhalle in Detmold war innen und außen verwanzt, Kameras waren ständig auf Sendung für den Zoll. Der war so immer auf dem aktuellen Stand. Bis es reichte. Das Trio wurde im November 2021 festgenommen, ebenso Hintermänner. Am Mittwoch wird der Prozess mit weiteren Zeugenvernehmungen fortgeführt.

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