Nachfrage nach E-Bikes steigt: Fahrradbranche trotzt der Corona-Krise

Lübbecker Land. Viele Menschen mussten ihren Urlaub wegen der Corona-Pandemie stornieren. Um die schönsten Wochen des Jahres dennoch genießen zu können, haben sich viele für den Kauf eines klassischen Fahrrads oder eines E-Bikes entschieden. Die nw.de hat nachgefragt, welche Erfahrungen Fahrradhändler aus der Region gemacht haben. &bdquo;Corona hat die Nachfrage nach E-Bikes deutlich verstärkt", sagt Sieglinde Borchert vom Fahrradkeller Borchert in Hüllhorst. Es sei zu merken, dass viele, die aufgrund der Pandemie nicht in Urlaub fahren könnten, ihr Geld in Rädern anlegen. &bdquo;In unserem Familienbetrieb ist uns die persönliche Beratung wichtig", sagt die Geschäftsführerin. Auch lege sie Wert auf hochwertige Markenräder, denn &bdquo;wir sind hier am Berg." Bislang habe es noch keine Lieferschwierigkeiten gegeben. &bdquo;Wir Händler sind die Gewinner in der aktuellen Situation", macht Borchert deutlich. &bdquo;Persönlich tut es uns aber für alle Betroffenen wie auch Gastronomen oder Geschäftsinhaber leid." "Unsere Kunden sind ab 30 Jahre alt" &bdquo;Es sind viel mehr Radfahrer unterwegs", hat Ute Siebrecht vom Isy Center in Hüllhorst beobachtet. Das Unternehmen bietet 20-Zoll-Kompakträder an, die individuell zusammengestellt werden. &bdquo;Unsere Kunden sind ab 30 Jahre alt", sagt die Centerleiterin. Es gebe aber auch Ausnahmen. &bdquo;Wir hatten jetzt auch ein paarmal Interessenten hier, die Mitte 20 waren." E-Bikes gäbe es noch am Lager, ansonsten werden die Aufträge nach Eingang abgearbeitet. Aufgrund der gestiegenen Bestellzahlen dauere es manchmal länger, &bdquo;dafür ist dann aber die Vorfreude größer", sagt Siebrecht schmunzelnd. Die Fahrradhändler als Gewinner der Corona-Krise? – &bdquo;Ganz so einfach ist das nicht", sagt Burkhard Lohmeier vom gleichnamigen Fahrradhandel in Pr. Oldendorf-Lashorst. Die Nachfrage sei groß, man könne aber nicht alle Kunden schnell zufrieden stellen. Wer jetzt ein bestimmtes Fahrrad bestellt, muss möglicherweise Monate auf die Lieferung warten. &bdquo;Die Prognose ist, dass der Markt bis August radikal leergefegt ist", so Lohmeier. "Die Lieferketten sind durch Corona alle unterbrochen." Denn viele Teile kämen aus Asien. Allein in der Werkstatt müsse man derzeit einen Vorlauf von vier bis sechs Wochen rechnen – sonst seien es während der Saison lediglich höchstens zwei Wochen. 80 Prozent der verkauften Räder sind E-Bikes In seinem Geschäft sind 80 Prozent der verkauften Fahrräder E-Bikes. Die Kunden kommen aus fast allen Altersgruppen. &bdquo;Ab 30 Jahre aufwärts." Die Räder mit Hilfsantrieb hätten nichts mit &bdquo;Unsportlichkeit" zu tun. &bdquo;Man fährt schneller, länger und weiter – und das ist doch gut." Um die 2.800 Euro kostet ein E-Bike bei Lohmeier im Schnitt. Alles ab 2.000 Euro sei qualitativ vertretbar, sagt der Firmenchef. Auch würden E-Mountainbikes immer beliebter. Ebenso sei das Arbeitnehmerleasing immer öfter Thema in kleinen und mittleren Betrieben. &bdquo;Generell ist die Nachfrage nach Rädern nicht verstärkt", sagt hingegen Markus Bussmann vom Zweirad Center Helmut Dorn in Lübbecke. Sie sei genau wie die des vergangenen Jahres. &bdquo;Ich würde auch nicht alles auf Corona schieben", so der geschäftsführende Inhaber. Für ihn sei der Trend zum Radfahren, egal ob mit oder ohne Motor, eher eine Auswirkung des Klimawandels und des steigenden Gesundheitsbewusstseins. In seinem Geschäft wählen die Kunden zu 60 Prozent klassische Räder und zu 40 Prozent E-Bikes beziehungsweise Pedelecs. Ein Trend zeichne sich jedoch ab. &bdquo;Immer mehr Eltern fragen nach E-Bikes für Kinder", berichtet Bussmann. In Süddeutschland und in der Schweiz sei es aufgrund der Berge gang und gäbe, dass die junge Generation mit Motorunterstützung fahre. Einiges sei jedoch auf die Corona-Krise zurückzuführen. Zulieferer der Fahrradindustrie könnten nicht produzieren oder hätten Lieferschwierigkeiten. &bdquo;Wir kriegen die Ware deshalb später – oder gar nicht", so der Geschäftsführer. Zudem seien die Speditionen überlastet, weil der Onlinehandel extrem angezogen habe. "Wir gehören zu den Profiteuren der Corona-Krise" &bdquo;Das Radgeschäft hat nicht unter der Corona-Krise zu leiden", sagt Frank Thielemann vom Fachgeschäft Neise in Rahden. &bdquo;Wir gehören im Gegenteil sogar zu den Profiteuren." Die Nachfrage steige, weil viele ihren Urlaub zuhause verbrächten. Auch wenn seitens der Industrie der Markt ausgebrannt sei, was auch an der Unterbrechung der globalen Lieferketten läge, &bdquo;haben wir noch ein breites Angebot", so der kaufmännische Geschäftsführer. Ein Anstieg sei auch beim Firmenleasing zu bemerken. &bdquo;Unternehmen leasen für ihre Mitarbeiter E-Bikes", erklärt Thielemann. Die Kosten würden in kleinen monatlichen Raten vom Gehalt abgezogen. So müsse niemand 2.000 Euro oder mehr selbst auf einen Schlag bezahlen.

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