Ärger mit der Eurobahn: Linie im Lübbecker Land hält zweifelhaften Rekord

Lübbecker Land. Die Probleme bei der Eurobahn reißen nicht ab. In den vergangenen Tagen gab es immer wieder Hinweise auf verringerte Kapazitäten in den Zügen, zuvor mussten Bahnreisende im Lübbecker Land wieder einmal mit teils erheblichen Verspätungen und Zugausfällen leben. Ein Leser aus Rahden beklagte sich über einen Zugausfall am Montag voriger Woche. Der Zug um 20.05 Uhr ist der letzte, der Rahden gen Bielefeld verlässt, er fiel an diesem Tag aus. Infos für Reisende habe es nicht gegeben, sagt der Rahdener. Stattdessen sei ein Zug um etwa 21.20 Uhr in Rahden angekommen. Fahrgäste hätten einsteigen wollen, ein Mitarbeiter der Eurobahn habe ihnen aber erklärte, nicht einzusteigen: &bdquo;Heute läuft hier gar nichts mehr." Taxi mit anderem Ziel als angekündigt Es sei dann ein Taxi bestellt worden, es sollte nach Herford gehen, da Reisende von dort ihre Anschlüsse Richtung Bielefeld, Paderborn und anderen Zielen erreichen mussten. Entgegen einer Abmachung in Rahden fuhr das Taxi nicht nach Herford, sondern sollte nach Bünde, berichtet der Rahdener. Zwei Tage später fiel der Zug um 18.05 ab Rahden aus – Hinweise auf Schienenersatzverkehr (SEV) gab es nicht. Das ging dann so weiter und am Freitag voriger Woche mussten Reisende Verspätungen von bis zu 60 Minuten hinnehmen. Der Zug um 19.05 Uhr ab Rahden fiel aus und startete seine Tour Richtung Münster erst in Bielefeld. Zugausfall wegen "Verspätungsabbau" Auf der Homepage der Eurobahn wurde das als &bdquo;Verspätungsabbau" begründet. Kurz vor dem Ausfall dieses Zuges wurde darüber auf der Homepage der Eurobahn informiert. Die Reisenden aber, die etwa am Bahnhof Espelkamp auf diesen Zug warteten, wurden auf der Anzeigetafel nicht mit einem Wort darüber informiert. Diese fehlenden Informationen für Reisende kritisieren viele Leser, die sich in der Redaktion melden und ihrem Unmut Luft machen. Manche bezeichnen Fahrten mit der Eurobahn schon als Lotteriespiel: &bdquo;Kommt der Zug oder nicht?". Welchen Pünktlichkeitswert die RB 71 einfährt Auf ihrer Homepage nennt die Eurobahn Pünktlichkeitswerte für die von ihr betriebenen Linien. Bei manchen ist das ordentlich, für die Linie Bielefeld – Lemgo gibt die Keolis-Tochter sogar eine Pünktlichkeit von 100 Prozent an. Die Regionalbahn 71 Rahden-Bielefeld dagegen hat eine Pünktlichkeit von 37,8 Prozent. Ein zweifelhafter Rekord: Schlechter ist keine andere Linie. Auf dem Abschnitt Bielefeld – Münster (RB 67) liegt die Pünktlichkeit bei 63,3 Prozent. Was die Eurobahn "mit Bedauern zur Kenntnis nimmt" Die Eurobahn, die zu Keolis gehört, einer Tochtergesellschaft der französischen Staatsbahn SNCF, nennt auch Werte zu Verspätungsursachen. Demnach soll es nur bei 13,6 Prozent aller Verspätungen zwischen Rahden und Bielefeld eigenes Verschulden sein, in 86,4 Prozent aller Fälle gibt die Eurobahn Fremdverschulden an. Die Eurobahn nahm nach eigenen Angaben &bdquo;mit Bedauern zur Kenntnis, dass die Fahrt von Fahrgästen ab Rahden in der vergangenen Woche schwierig war." Die Schuld dafür macht das Unternehmen in anderen Bereichen aus: In der ganzen vorigen Woche habe es eine Infrastrukturstörung im Bereich Bünde–Kirchlengern – Bruchmühlen gegeben, teilte die Eurobahn auf Nachfrage mit. Welchen Grund die Störung im Bahnbetrieb hat &bdquo;Diese Störung betraf die Telekommunikationsanlagen und die Anlagen Leit- und Sicherungstechnik der DB Netz. Das Problem ist, dass die Bereiche vor und nach dem gestörten Bereich eingleisig sind. Das heißt ab Bünde in Richtung Rahden und ab Kirchlengern in Richtung Bielefeld." Dadurch seien die Auswirkungen einer Störung sehr groß. Eine Verspätung von einem Zug erzeuge so weitere Verspätungen, da die eingleisigen Abschnitte nur in eine Richtung befahren werden könnten und andere Züge an Kreuzungsstellen warten müssten und sich so ebenfalls verspäten. Von dieser Störung war laut Eurobahn neben der RB 67/71 auch die RB 61 (Bielefeld-Hengelo) betroffen. Die Störung sei seit vorigem Freitag behoben. Was die Eurobahn "nicht positiv beeinflussen kann" Durch diese Störung sei auch am Montag voriger Woche der Zug um 20.05 Uhr ab Rahden zwischen Rahden und Lübbecke ausgefallen. Dieser Zug sei regulär abends der letzte. &bdquo;Ab 20.06 Uhr haben wir die Information, dass der Zug ausfällt, an das System weitergegeben. So müsste es sowohl auf der Anzeige am Bahnsteig, als auch in der DB-App sichtbar gewesen sein." Es sei ein Notverkehr mit Taxen eingerichtet worden, um Fahrgäste nach Bünde zu bringen, da dort Anschluss durch andere Zuglinien gewährt sei. Auch am Mittwoch voriger Woche habe der Ausfall des Zuges um 18.05 Uhr ab Rahden an der gleichen Störung. Was aus der Fahrplan-Auskunft ersichtlich ist Als Grund für die immensen Verspätungen am Freitag voriger Woche nannte die Eurobahn für den Zug um 16.17 Uhr ab Münster nach Rahden einen technischen Defekt an einem Bahnübergang in Herzebrock, weswegen ein Gegenzug auf der eingleisigen Strecke abgewartet werden musste. Das erkläre auch, weshalb nachfolgende Züge &bdquo;in einen Verspätungsmodus geraten", so Eurobahn-Sprecherin Nicole Pizzuti. &bdquo;Das ist an dieser Stelle natürlich ärgerlich für unsere Fahrgäste, lässt sich bedauerlicherweise jedoch nicht von uns positiv beeinflussen. Das erklärt somit auch die Verspätung des Zuges um 17.17 Uhr ab Münster Hbf." Laut einem Fahrplanausdruck hatte der betreffende Zug um 16.17 Uhr von Münster aber nicht erst in Herzebrock Verspätung. In Telgte war er noch pünktlich, in Einen-Müssingen und Warendorf waren es dann 26 Minuten Verspätung, in Herzebrock 32 Minuten und Rheda-Wiedenbrück verließ der Zug 60 Minuten zu spät. Warum es keine Bahnsteig-Info zum Ausfall des Zuges vorigen Freitag um 19.05 Uhr ab Rahden gab, dazu äußerte sich die Eurobahn nicht. Kommentar Bahnfahren als Lotterie Wer in einen Zug steigt, den interessiert eigentlich eine Service-Nummer nicht. Der will umweltfreundlich reisen – und pünktlich. Bei anderen Bahnunternehmen läuft auch nicht alles rund, aber sie fahren verlässlich.Was man bei der Eurobahn nicht unbedingt sagen kann. Nicht nur, dass die Züge von Bielefeld nach Hengelo gern mal vorzeitig enden und Reisende dann beispielsweise wie bestellt und nicht ab geholt in Bad Bentheim stehen.Und eine Pünktlichkeitsquote von nicht einmal 38 Prozent bei der Linie Rahden-Bielefeld geht gar nicht. Nur gut jeder dritte Zug fährt pünktlich – da wird Bahnfahren wirklich zur Lotterie. Das Ende vom Lied: Pendler wechseln von der Schiene auf die Straße. Das aber kann es nicht sein.Mitverantwortlich für die Misere sind mehrere Beteiligte: Da ist die bundeseigene Deutsche Bahn AG, die ja gerade wegen ihres irrsinnigen und klimafeindlichen Plans in der Kritik steht, Teile der Bahnstrecke Rahden-Bremen zu entwidmen und zu verkaufen, in der Kritik steht. Die Bundesbahn und heutige Deutsche Bahn AG hat Kreuzungsmöglichkeiten abgebaut – aber die braucht es auf eingleisigen Strecken. Da ist die Politik, die das alles hat geschehen lassen.Und da ist die Eurobahn, die neue Strecken befahren und damit Geld verdienen will, obwohl es beim Personal und bei den Fahrzeugen sehr knapp zu sein scheint. Für fehlende Informationen gegenüber Reisenden aber ist auch das kein Grund. joern.spreen- ledebur@nw.de

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