Erst fast verschwunden, jetzt gibt es so viele Störche wie nie zuvor

Kreis Minden-Lübbecke. Schlanker Hals, lange Beine, gepflegtes Federkleid. DerStorch macht eine gute Figur, wirkt majestätisch und elegant, wenn er durch die Lüfte segelt oder über die Wiesen schreitet. Unlängst wurde ersogar von Alfons Bense vom Aktionskomitee &bdquo;Rettet die Weißstörche im Kreis Minden-Lübbecke" als angehendes Sexsymbol bezeichnet. Doch im Moment steht dem Storch nicht der Sinn nach Flirten und Flanieren. Der Storch hat Stress. Er muss Futter für seinen nimmersatten Nachwuchs besorgen. So leben die Störche im Kreis Wohnen auf dem Schornstein Im Horst auf dem Schornstein der alten Holzschuhfabrik in Gehlenbeck an der Frotheimer Straße reißen drei Jungvögel ihre langen Schnäbel auf undbetteln nach Futter aus Mamas und Papas Hals. Ganz leicht vorverdaute Frösche, Mäuse, Larven oder Regenwürmer, am besten mehr als ein Kilo proNase am Tag, verlangen die fünf Wochen alten Küken. Und die Eltern benötigen auch Nahrung, damit sie bei Kräften bleiben. Ringe für die Storchenbeine StefanBulk steuert die Arbeitsbühne zwölf Meter hoch an das große Nest aus Ästen heran. Die drei Jungstörche bekommen schon die ersten Federn in ihrem weißen Flaum, liegen auf dem Bauch, geben keinen Piep von sich undbewegen sich kaum. &bdquo;Sie fallen in eine Starre zum Schutz", weiß Bulk. Der 52-jährige Krankenpfleger aus Lübbecke engagiert sich seit seiner Jugend für die Natur und die Weißstörche im Altkreis Lübbecke. Er beringt jedes Jahr einen Teil der Jungvögel, damit man sie anhand einer Nummer, ausgegeben von der Vogelwarte Helgoland, erkennen kann. Skeptisch kreisen die Altstörche über ihre Wohnung in luftiger Höhe. DieJungen lassen die Prozedur des Beringens über sich ergehen. Eins trägt nun einen ELSA-Ring (&bdquo;European Laser Signed Advanced Ring") mit der Nummer 7T924 aus Kunststoff, die beiden anderen Metallringe mit den Nummer 501V und 502V. &bdquo;Jeder Storch hat seinen eigenen Personalausweis",so Bulk und kneift den Ringe mit einer Zange vorsichtig zu. Ein alter Bekannter DerHorst auf dem alten Schornstein hat eine beachtliche Größe von 1,80 Meter im Durchmesser und gehört zu den ersten im Lübbecker Land. Stefan Bulk hat ihn selbst gebaut. &bdquo;1998 wurde das Nest auf dem ehemaligen Fabrikschornstein errichtet, im Jahr 2000 wurde es von dem ersten Paar bezogen, blieb allerdings zunächst ohne Brut", erinnert sich der Storchenberinger. Heute ist das 1996 in Ludwigshaven-Rheingönheim beringte Männchen mit der Nr. 06152 der Vogelwarte Radolfzell ein alter Bekannter in Gehlenbeck. Der jetzt 23-jährige Storch brütete zum ersten Mal 2001 auf dem Apsel und seit 2002 in Gehlenbeck an der Frotheimer Straße. Seine Auserwählte trägt keinen Ring. Wenn das Brutpaar zurück aus dem Winterquartier kommt, wird das Nest in Stand gesetzt. Die weicheUnterlage aus Moos erneuert es ständig, damit es die Küken bequem haben. Das Paar ist früh dran. Während ihre Jungen schon so groß sind, dass sie sich selbst gegen Wind, Kälte und Regen schützen müssen, weil sie nicht mehr unter die Fittiche der Eltern passen, brüten andere Paarenoch. Der Storch passt sich an Inden 1980er-Jahren gab es im Kreis Minden-Lübbecke nur noch drei Storchenpaare, im Altkreis Lübbecke keins. Der massive Umbruch in der Kulturlandschaft und die Flurbereinigung raubten dem Storch den Lebensraum, so Bulk. Ab den 1990er-Jahren ging es wieder bergauf. Der Storch kam zurück. Zu verdanken ist das der Arbeit des Aktionskomitees &bdquo;Rettet die Weißstörche", der Anpassungsfähigkeit und der Veränderung des Zugverhaltens dieser Tiere. Bulk: &bdquo;Nur ein viertel der Weißstörche fliegt im Winter auf der Westroute nach Afrika. Viele ziehen nur noch bis Spanien, andere bleiben im Umkreis von ein paar hundert Kilometern. Sie finden Futter auf Müllkippen oder in Zoos. Wenn sie nicht weit ziehen, ist ihre Kondition besser und sie legen mehr Eier." Neue Rekorde Heuteist die Population der Weißstörche im Kreis Minden-Lübbecke paradiesisch und es werden neue Rekorde aufgestellt. Stefan Bulk sprichtvon 74 Paaren und 166 Jungvögeln in 2018. In diesem Jahr seien es noch mehr. 88 Nester sind von Horstpaaren besetzt. Horstpaare deshalb, weil nicht jedes Paar gleich brütet. Im Altkreis Lübbecke wurden im vergangenen Jahr 22 Brutpaare gezählt, jetzt sind es bereits 31 Paare.

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