Bielefeld/Hüllhorst. Auch am siebten Verhandlungstag um das Verschwinden des Hüllhorster Physiotherapeuten Karl Friedrich Meyer ist der umfangreiche Verkauf seiner Wertgegenstände durch mehrere Zeugen bestätigt worden. Seine damalige Lebensgefährtin Christiane R. und deren Liebhaber Jörg Z. veräußerten nur wenige Wochen nach dem angeblichen Verschwinden Meyers dessen Luxusuhren sowie Einrichtungsgegenstände. Jörg Z. wird verdächtigt, Meyer am 21. Oktober 2012 auf einem Supermarktparkplatz in Hüllhorst getötet zu haben. Seine Leiche wurde bislang nicht gefunden.
Christiane R. wollte im November 2012 die Abwesenheitspflegschaft für alle Vermögensangelegenheiten Meyers übernehmen. Da die Familie des Vermissten einen Interessenskonflikt erkannte - der sich nur Wochen später bestätigen sollte - betraute das Amtsgericht einen Hüllhorster Anwalt mit der Aufgabe. Am 23. November fand er Meyers Bankschließfach leer vor. Kurz darauf traf er zum ersten Mal auf Christiane R. im Schnathorster Holz, wo Meyer 2007 ein Haus gebaut hatte. "Sie machte nicht den Eindruck einer verzweifelten Frau", sagte der Anwalt im Zeugenstand. "Sie versuchte, auf die Tränendrüse zu drücken. Und sie wollte Geld von mir." Christiane R. führte an, sie habe 1.000 Euro bei der Suche nach Meyer ausgegeben und wollte diese Kosten erstattet haben.
Um die Verbindlichkeiten für den laufenden Hauskredit und die Energiekosten bedienen zu können, wollte der Anwalt die Einrichtung des Hauses durch einen Gutachter schätzen lassen. Ein erster Termin im Januar 2013 im Schnathorster Holz scheiterte, zwei weitere ebenfalls. Erst am 22. März kam es zu einem Treffen, bei dem Anwalt und Gutachter das Haus weitestgehend leer vorfanden. "Bis auf einen Schrank und bergeweise Klamotten war nichts mehr vorhanden", sagte der Anwalt. Christiane R. gab an, die Einrichtung eingelagert zu haben. Eine Liste der Gegenstände verweigerte sie dem Anwalt. "Ich habe mitgenommen, was ich brauche", soll Christiane R. gesagt haben.
Immerhin einen Porsche Geländewagen Meyers konnte der Anwalt für 20.000 Euro verkaufen, um auflaufende Rechnungen zu begleichen. Gegenüber Christiane R. gibt es zudem eine Forderung von etwa 150.000 Euro. 80.000 Euro sollen allein im Tresor des Hauses gewesen sein.