
Kreis Minden-Lübbecke. Es geht, wie so oft, um Geld und um Gefühle. Seit fünfzehn Monaten wird der Physiotherapeut Karl-Friedrich Meyer aus Hüllhorst vermisst. Die Polizei geht schon seit längerem von einem Verbrechen aus. Am Mittwoch nahm die Kripo nun einen 46-jährigen Mann aus Petershagen wegen Totschlags in Untersuchungshaft. Eifersucht und das Vermögen des Opfers waren vermutlich die Tatmotive.
Offenbar hatte der tatverdächtige Jörg Z. "seit längerem" eine Liebesbeziehung zur Lebensgefährtin des weiterhin verschwundenen 47-jährigen Karl-Friedrich Meyer. Genauer wollten die Ermittler den Zeitraum nicht eingrenzen, sprachen jedoch von einer Dreiecksbeziehung, die also schon zu Lebzeiten Meyers bestanden haben muss. Nach Informationen dieser Zeitung lebte die 40-jährige Frau aktuell mit dem Verhafteten zusammen und war anwesend, als die Beamten mit dem Haftbefehl erschienen.
Vor den Beamten hatte die Lebensgefährtin lange versucht, die Beziehung zu dem Tatverdächtigen geheim zu halten. Auch Karl-Friedrich Meyer soll von seinem Nebenbuhler nichts gewusst haben. "Irgendwann entstand in diesem Dreiecksgeflecht der Plan, den Physiotherapeuten aus dem Weg zu schaffen", sagte Polizeisprecher Ralf Steinmeyer. "Wir gehen davon aus, dass das Opfer nichts ahnte."
Die bisherige Geschichte des Verschwindens, die zu großen Teilen auf den Angaben der Lebensgefährtin basiert, muss wohl neu erzählt werden. Bislang ging die Polizei davon aus, dass Meyer sich am Abend des 21. Oktober 2012 in seinem Eigenheim in der Straße Schnathorster Holz in Hüllhorst von der 40-Jährigen verabschiedete. "Ich muss noch einmal weg", soll er gegen 19 Uhr gesagt haben. Ohne sein Mobiltelefon, aber mit einer vierstelligen Bargeldsumme sei er in seinem Jeep Wrangler mit unbekanntem Ziel davon gefahren.
Wahrscheinlich entspricht nichts davon der Wahrheit. Bis heute können die Ermittler nicht klären, wo und mit wem Meyer die letzten Tage vor seinem angeblichen Verschwinden verbrachte. Auch von dem auffälligen Jeep fehlt jede Spur. Sicher ist, dass Meyer zuletzt am 12. Oktober 2012 von einer unbeteiligten Person lebend gesehen wurde.
Seit diesem Zeitpunkt gab es keinerlei Bewegungen auf den Konten Meyers, auch sein Handy loggte sich an keinem Mobilfunkmasten ein. Doch die Polizei fand eine eindeutige Spur des Vermissten, die nichts Gutes verheißt: Wenige Tage nach dem Verschwinden verkaufte der tatverdächtige Jörg Z. unter falschem Namen eine "Rolex Submariner" über einen Mittelsmann an eine nichtsahnende Person. Es war die Armbanduhr, die Karl-Friedrich Meyer zuletzt am Handgelenk trug.
Jörg Z. ist für die Polizei kein Unbekannter. Er wurde wegen Eigentumsdelikten, also Diebstahl und/oder Einbruch, zu einer Freiheitsstrafe verurteilt, die zum Zeitpunkt seiner Festnahme am Mittwoch auf Bewährung ausgesetzt war. Auch Meyers Lebensgefährtin wird verdächtigt, zumindest von dem Tatplan gewusst zu haben. Außerdem soll sie von der Tat profitiert haben, wie es in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft heißt.
Das könnte ein Hinweis auf das Tatmotiv sein, denn der erfolgreiche und in ganz Ostwestfalen bekannte Physiotherapeut Karl-Friedrich Meyer kassierte meist Bargeld für seine Behandlungen. Nach NW-Informationen trug er nicht nur viel Bargeld bei sich, sondern bewahrte auch größere Summen zu Hause auf.
Sieben Monate nach dem Verschwinden richtete die Polizei zuerst eine Ermittlungskommission (EK) ein, die dann in eine Mordkommission (MK) umbenannt wurde. Kurz vor Weihnachten wurde der Fall in der Sendung Aktenzeichen XY gezeigt.
"Wir ermitteln seit 41 Wochen", sagt MK-Leiter Thorsten Stiffel. "Trotz der Festnahme ist die Suche nach der Leiche aber weiterhin unsere oberste Priorität."