Hüllhorst

So sah Mascher’s Karl Hüllhorst

Heimatmuseum stellt journalistischen Nachlass von Karl Maschmeier aus

Ein Tisch voller Fotos lockte viele Hüllhorster an, um die alten Geschichten lebendig werden zu lassen. Wilfriede Maschmeier (links) hat noch einige gefüllte Schuhkartons mitgebracht. | © FOTO: ANJA SCHWEPPE

05.06.2013 | 05.06.2013, 00:00

Hüllhorst. Vor acht Jahren ist der letzte Artikel von Karl Maschmeier in der Neuen Westfälischen erschienen. Fast 60 Jahre lang bestimmte er, was über seine Heimatgemeinde in der Zeitung zu lesen sein sollte. "Damit hat er Geschichte geschrieben – Hüllhorsts Geschichte", bedankte sich Bürgermeister Wilhelm Henke am Sonntag im Heimatmuseum bei Witwe Wilfriede Maschmeier sowie bei den Kindern Volker und Ute.

Karl Maschmeier, den die Hüllhorster "Mascher’s Karl" nannten, war ein Original, ein Urgestein, hieß es in der Laudatio des Bürgermeisters. Doch er war noch mehr: "Karl war die Zeitung! Wat Karl schrierm häf, dat häf wia gern lesn!", zitierte das Gemeindeoberhaupt die Stimmen über den Tengeraner.

60 Jahre hörte Karl Maschmeier den Menschen zu, interpretierte, was er sah und was ihm erzählt wurde und schrieb es dann auf. So sei er bei nahezu allen kommunalpolitischen Sitzungen gewesen und "war geprägt vom Willen, die Bürger gut zu informieren".

Dankbar zeigte sich auch Dr. Eckhard Struckmeier, Leiter des Heimatmuseums. Durch den Nachlass sei das Museum lebendig erweitert worden: "Karl Maschmeier ist ein Repräsentant der Zeitgeschichte und eine besondere Persönlichkeit. Wie habe Sie mit dem Mann gelebt, der nach der Arbeit bei der Sparkasse von einem Pressetermin zum nächsten gehetzt sei?, fragte er Wilfriede Maschmeier.

Das sei nicht immer einfach gewesen, denn Karl habe für die Zeitungen gelebt. Und das Schreiben sei immer vorgegangen. So erinnert sie sich, dass sie einmal in die Partnerstadt Ingelmunster gefahren seien. Dann habe er sich dort eine Schreibmaschine geliehen, um selbst im Urlaub die Artikel zu verfassen.

"Bis heute bin ich nicht Ute, sondern die Tochter von Mascher’s Karl geblieben", erzählte Ute Strikker-Eilbracht den gut 60 anwesenden Hüllhorstern, die bei der Eröffnung der Ausstellung dabei waren. "Mein Bruder Volker und ich waren auch manchmal bei Terminen dabei." So kam es auch vor, dass sie seine Fotoausrüstung tragen durfte und seine Artikel in einem roten Umschlag, in dem auch die Negative der Fotos waren, zur Redaktion bringen sollte: "Die roten Umschläge waren so etwas wie ein Heiligtum, ganz wichtig."

"Auf den Wühltischen liegen hunderte von Fotos und auch Schuhkartons, die mit noch mehr Bildern gefüllt sind und alle durchstöbert werden dürfen", lud Volker Maschmeier die Gäste ein. Auf vielen ist hinten drauf auch ein persönlicher Vermerk des Journalisten zu lesen. Vitrinen sind gefüllt mit seinen Exponaten. Sein Markenzeichen: Schreibmaschine, Kamera, Baskenmütze, Kreativität, Zuverlässigkeit und das Kürzel vor seinen Artikeln (ma).

Über vieles haben die Gäste am Sonntag gelacht, als sie sich an ihren Karl erinnerten und Geschichten erzählten, als sie die Szenen auf den Fotos wiedererkannten. "Auf den Fotos sind die Menschen von hier und stecken damit in all den Geschichten drin", beschrieb Ute Stricker-Eilbracht, seine Tochter.

Die Geschichten um Mascher’s Karl bleiben mit der Ausstellung und den Erinnerungen lebendig; aber auch durch die Geschichten, die Karl selbst schrieb, mit Holzschuhen an den Füßen und im blau-weiß gestreiften Hemd als "Hinnack". 1988 wurde auf der bunten Adventstraße sein Buch "Hinnack iuten Hüllster Holte" vorgestellt; aber davon gibt es nur noch wenige Exemplare", erzählt Sohn Volker; eines davon ist in der Vitrine ausgestellt. "Und wenn der Nachbar gerade den Maler zu Hause hatte, dann hatte auch Hinnack den Maler", erinnerte Wilfriede Maschmeier an ihren Mann, der ohne Block und Stift nirgends zu sehen war.

"Karl hatte auch so seine eigene Form, Geschehnisse zu interpretieren", erzählte Feuerwehrmann Andreas Henke über eine Geschichte aus dem Juli 1973: Ein Wohnungsbrand, bei dem auf der anderen Straßenseite auch der Kotten anfing, zu brennen: "Karl hat den Brandmeister kritisch gefragt, wie das denn sein könne." Daraufhin habe der Brandmeister Erich Bökenkröger geantwortet, der Funke eines brennenden Schwanzes einer Katze wäre übergesprungen. So hätte es dann in der Zeitung gestanden.

Karl war im positiven Sinne immer neugierig, sagte Willi Henke, und als hintersinniger Hinnack setzte er besondere Spitzen und Pointen. "Was durch seine Hände gelaufen ist, musste nicht mehr verändert werden. Er war unser heiße Draht zur Zeitung", hieß es einmütig unter den Gästen.

Im Oktober 2005 wurde der letzte Artikel des Hüllhorsters veröffentlicht. "Selbst, als er schon im Pflegebett lag und nicht mehr schreiben konnte, hat er mir noch diktiert", erinnert sich Volker Maschmeier.