Mordkommission ermittelt

Unternehmer aus Hüllhorst bleibt verschwunden: „Ein feiner Kerl und immer hilfsbereit“

Der 62-jährige Jörg Döhnert wird seit dem 18. Oktober vermisst. Ein Tatverdächtiger aus dem Kreis Herford wurde festgenommen. Er steht unter Totschlag-Verdacht.

Das Auto des Unternehmers wurde dank eines Zeugenhinweises gefunden. | © Polizei

06.12.2023 | 07.12.2023, 13:48

Hüllhorst/Enger/Bielefeld. Im Fall des vermissten Unternehmers Jörg Döhnert gibt es eine Festnahme. Das melden die Staatsanwaltschaft und die Polizei Bielefeld am Mittwoch. Demnach ist ein 37-Jähriger aus Enger am Dienstag verhaftet worden. Der Verdächtige wurde einem Richter des Amtsgerichts Bielefeld vorgeführt. Dieser ordnete die Untersuchungshaft an. Der Vorwurf lautet auf Totschlag.

Der 37-jährige Tatverdächtige sei bereits früh in den Fokus des Teams um den Ersten Kriminalhauptkommissar Markus Mertens geraten, heißt es von Polizei und Staatsanwaltschaft. In dem Fall ermittelt die Mordkommission „Cayenne“. Verdachtsmomente hätten sich demnach im Zusammenhang mit der Übernahme der Firmenimmobilie des Unternehmers aus Hüllhorst ergeben. Der Verdächtige wollte diese als Nachmieter übernehmen, kurz bevor der 62-jährige Unternehmer aus Hüllhorst vermisst wurde.

Umfangreiche Durchsuchungen in mehreren Objekten

Der dringende Tatverdacht gegen den 37-Jährigen - ein ehemaliger Bielefelder, der inzwischen in Enger gemeldet ist - habe sich „durch die Gesamtwürdigung der Indizien ergeben“, so formuliert es der ermittelnde Staatsanwalt Christopher York. Er will dabei nicht weiter ins Detail gehen.

Parallel zur Öffentlichkeitsfahndung der Mordkommission am 30. November hatte es damals umfangreiche Durchsuchungen in mehreren Objekten gegeben, die mit dem Fall zu tun haben. Genauer wollte York nicht darauf eingehen, um welche Objekte es sich dabei handelte. Es dürfte sich aber nicht nur um die Geschäftsräume der Firma in Hüllhorst gehandelt haben. Nach bisher unbestätigten Berichten soll es auch eine Durchsuchung in Enger gegeben haben.

Diese Durchsuchungen hätten inzwischen zu mehreren Indizien geführt, die nun in ihrer Gesamtheit zu der Verhaftung des dringend wegen Totschlags tatverdächtigen Mannes aus Enger führten.

Aktuell laufen zahlreiche Ermittlungen im Hintergrund

Die Mordkommission „Cayenne“ war übrigens bereits deutlich vor dem 30. November dem Tatverdacht eines Kapitaldelikts nachgegangen, konnte aber erst nach dem Zusammentragen verschiedener Indizien mit den Fotos des Vermissten sowie seines Porsche Cayenne an die Öffentlichkeit gehen. Die Auswertung der bei den Durchsuchungen sichergestellten Akten und Dateien laufe derzeit noch weiter.

„Aktuell finden im Hintergrund zahlreiche Ermittlungen statt“, so York gegenüber der Neuen Westfälischen. Dazu gehöre auch die Frage, woher sich Jörg Döhnert und der nun verhaftete Nachmieter überhaupt kannten. Waren sie sich vorher schon über den Weg gelaufen oder haben sie sich erst im Zuge der Mietvereinbarung kennengelernt? „Diese Frage können wir noch nicht beantworten“, so York.

Der Fall des verschwundenen Unternehmers bewegt die Hüllhorster und auch Bürgermeister Michael Kasche zeigte sich von dem Vermisstenfall überrascht. Die Polizei habe im Vorfeld der Durchsuchung auf dem Firmengelände im Schnathorster Gewerbegebiet die Verwaltung informiert. Doch näheres zu dem Vermisstenfall hat auch Bürgermeister Michael Kasche erst aus den Medien erfahren. Persönlich habe er Jörg Dehnert nicht gekannt und auch als Unternehmer sei dieser nicht in Erscheinung getreten. Die Metallfirma sei nie aufgefallen, weder im positiven noch im negativen Sinne.

Jörg Döhnert wird als fleißig und hilfsbereit beschrieben

Aus einem Eintrag des Handelsregisters Bad Oeynhausen geht hervor, dass die Firma Watertech GmbH - zum Wasserstrahlschneiden von Werkstoffen - 1996 in Hüllhorst gegründet wurde, mit einem Stammkapital von damals 100.000 DM (50.000 Euro). Jörg Döhnert hatte zunächst einen Mitgesellschafter, der allerdings laut Handelsregister im Dezember 2000 als Geschäftsführer aus dem Unternehmen ausschied.

Jörg Döhnert soll „fleißig bis zum geht nicht mehr“ gewesen sein. So beschreibt den 62-jährigen Unternehmer ein Nachbar. Tag und Nacht habe Döhnert gearbeitet und wenn er mal Zeit hatte, noch im Garten gewerkelt. „Ein feiner Kerl und immer hilfsbereit“, so der Nachbar weiter. Jörg Döhnert hätte auch immer mal Mitarbeiter in seiner Firma Watertech beschäftigt. Aber nie lange.

Lebensmittelpunkt nach Bulgarien verlegt

Vor geraumer Zeit habe Döhnert seinen Lebensmittelpunkt allerdings nach Bulgarien verlegt, weiß der Nachbar. Der geschiedene Unternehmer soll dort eine neue Lebensgefährtin gehabt haben. Eigentumswohnungen habe er wohl auch in dem osteuropäischen Land besessen. Das Unternehmen hatte er in Zeiten der Abwesenheit an einen Mitarbeiter übertragen. Als dieser im Herbst längere Zeit im Urlaub war, sei Jörg Döhnert aus Bulgarien zurück gekehrt, um den Betrieb weiter zu führen.

Der Nachbar weiß auch nur, dass der Vermisste die Firma dann weiter vermietet hat, auch über einen Verkauf soll er zwischenzeitlich nachgedacht haben. Der neue Mieter soll wohl auch gleich die gesamte Jahresmiete gezahlt haben, so wurde erzählt. „Bislang habe ich Jörg immer wiedergetroffen. Und man realisiert erst langsam, dass er vielleicht nie mehr wieder kommt“, sagt der Nachbar.

So sieht Jörg Döhnert mit Brille aus. - © Polizei
So sieht Jörg Döhnert mit Brille aus. | © Polizei

Ob bei den Durchsuchungen der Mordkommission auch Spuren eines möglichen Tatorts entdeckt worden sein könnten, ist derzeit noch Bestandteil der Ermittlungen. Es werden noch weitere Spuren ausgewertet, teilen die Ermittler mit.

Unternehmer weiterhin vermisst

Die Ermittler haben bislang noch immer keine Informationen, wo sich der vermisste Unternehmer befinden könnte. Es wurde bisher auch keine Leiche gefunden. Die Vermisstenanzeige soll nach NW-Informationen der Sohn des Unternehmers aufgegeben haben.

Genauso wichtig sind für die Ermittler Hinweise zu dem verschwundenen Porsche des 62-Jährigen. Der auffällige SUV stand zuletzt am Sonntag, 22. Oktober, in Melle an der Grönenberger Straße. Es handelt sich dabei um einen weißen Porsche Cayenne Diesel, Baujahr 2017, mit auffälligen roten Ledersitzen. An dem Fahrzeug sind die amtlichen Kennzeichen MI-JD 9999 angebracht.

Hinweise nimmt die Mordkommission „Cayenne“ der Polizei Bielefeld unter 0521 5450 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

Anm. d. Red.: In einer früheren Mitteilung der Polizei hatte es geheißen, der Verdächtige stamme aus Bielefeld. Dies wurde inzwischen korrigiert.