Kinderpornografische Schriften: 52-jähriger Hüllhorster muss in Haft

Hüllhorst/Minden. Statt sich aktiv um Hilfe zu bemühen, habe der Angeklagte acht Jahre seit seiner ersten Verurteilung nach Vogel-Strauß-Manier den Kopf in den Sand gesteckt und sich zu Haus eingekapselt. Das warf das Schöffengericht Minden jetzt dem 52-jährigen Nico B. (Name geändert) aus Hüllhorst vor und verurteilte ihn wegen Besitzes von 39 kinderpornografischen Schriften zu zwei Jahren Haft. Es können auch insgesamt vier Jahre und vier Monate hinter Gittern werden. Die Unterbringung ist ihm bekannt. Er hat bereist wegen eines einschlägigen Delikts 2015 zehn Monate in Haft verbracht, jetzt wurde er aus der Untersuchungshaft in der JVA Bielefeld zum Gericht nach Minden gebracht. Die Erklärung zu den Vorwürfen des Staatsanwalts überließ der Angeklagte in der gut dreistündigen Verhandlung seinem Verteidiger Tobias Diedrich aus Bad Oeynhausen. Dieser sagte, sein Mandant räume die Taten voll und ganz ein. Er habe aber versucht, seine als krankhaft geltende Neigung zu bekämpfen. Doch eine Therapie zu bekommen, sei so gut wie unmöglich. So habe er eine dauerhafte Beratung bei der Hilfsorganisation Man-o-Mann in Bielefeld abbrechen müssen. Es habe nicht ausreichend finanzielle Kapazitäten gegeben, darin sah der Rechtsanwalt auch eine Ursache für die Wiederholungstaten. Staatsanwalt: &bdquo;Alles aktive Bilder echter Personen“ Ein Facharzt habe ihm bestätigt, dass es für Sexualtäter kaum ausreichend Hilfsangebote gebe. Wenn, dann müssten sie die Betroffenen aus eigener Tasche bezahlen. Für den Angeklagten kaum möglich, er lebt nach eigenen Angaben vom Ersparten. Familie und Job habe er verloren, musste aus einer anderen Kommune nach Hüllhorst umziehen. Von einer zwar generellen Bereitschaft, sich an der Problemlösung zu beteiligen, aber auch von Schwierigkeiten bei der Kontakterhaltung sprach die Bewährungshelferin des 52-Jährigen. Sie bestätigte aber die Problematik der Hilfesuche. B. kapsele sich von der Welt ab, habe sich monatelang in seiner Wohnung eingeschlossen und deswegen Termine versäumt, berichtete sie. Diese Haltung wurde von den beiden Polizeibeamtinnen im Zeugenstand bestätigt. Eine erste Durchsuchung seiner Wohnung im Dezember 2022, nachdem seine Bilderquelle im verborgene Teil des Internets – Darknet genannt – aufgeflogen war, blieb erfolglos. Man vermutete zwar, dass er zu Hause war. Er öffnete aber nicht. Chancen anderer Gerichte nicht genutzt Einer Vorladung zur Polizei kam er nicht nach, worauf die zweite Durchsuchung im Januar 2023 vorgenommen wurde. Dabei wurden die fraglichen Bilddateien, meist von nackten Kindern in eindeutigen Posen, aber auch von einer sexuelle Misshandlung eines dreijährigen Mädchens gefunden. &bdquo;Alles aktive Bilder echter Personen“ hob der Staatsanwalt hervor. Ob der Hüllhorster zuvor die Dateien von seinem Handy zu löschen versucht oder sie nur abgelegt hatte, blieb offen. Im Zwischenspeicher wurden sie dennoch gefunden. Dass er in acht Jahren seit dem ersten entdeckten Fall nicht selbst alles unternommen habe, um seine krankhafte pädophile Neigung zu bekämpfen, dass er &bdquo;sich nicht mal ärztliche Hilfe geholt“ habe, bemängelte das Gericht im Urteil nach einstündiger Beratung. Es räumte zwar den Mangel an Therapieplätzen ein bedauerte aber, dass es – anders als bei Drogendelikten – hier keine Pflichtauflagen machen könne. Da müsse der Betroffene schon selbst tätig werden, was er nicht getan, sondern stets das Problem von sich weggeschoben habe. Das zeige sich auch darin, dass er die Chancen, die ihm andere Gerichte gaben, nicht genutzt habe. Selbst zehn Monate Gefängnis hätten ihn offenbar nicht beeindruckt. Der Verurteilte musste nicht zurück in U-Haft Zwar blieb das Gericht mit einer Haftstrafe von zwei Jahren drei Monate unter dem Antrag des Anklägers. Aber es lehnte eine weitere Bewährungschance, die der Verteidiger vorsichtig ins Spiel brachte, ab. Zudem sei vor diesen Taten das Gesetz mit einer Anhebung der Mindeststrafe von drei Monaten auf ein Jahr erheblich verschärft worden. Zu den jetzt verhängten zwei Jahren könnten noch zwei weitere Jahre und vier Monate kommen, denn die stehen noch aus zwei Verurteilungen der Amtsgerichte Rahden (2016) und Minden (2020) aus – wenn die Bewährungen widerrufen werden. Doch der Verurteilte musste nicht aus dem Gerichtssaal zurück in die Untersuchungshaft. Den Haftbefehl ließ das Gericht zwar weiter bestehen, setzte aber den Vollzug aus: mit der Auflage, dass sich der 52-Jährige zweimal in der Woche in der Polizeiwache Lübbecke meldet und jeden Wohnsitzwechsel mitteilt. Denn es bestehe auch die Gefahr, dass sich der Verurteilte, wenn er seine bisherige Kopf-in-den-Sand-Haltung nicht aufgebe, sich dem Fortgang des Verfahrens entziehe. &bdquo;Das muss nicht Flucht irgendwohin heißen, sondern kann schon die Nichterfüllung der Auflage sein“, warnte der Richter.

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