Freigänger-Katzen sorgen für jede Menge Ärger in einer Nachbarschaft in Minden-Lübbecke

Hüllhorst-Oberbauerschaft. Das Haus der Jakomeits am Reineburgweg 104 ist sauber und gepflegt. Insbesondere der Vorgarten, die Hauszufahrt und die Terrasse des Zweifamilienhauses auch. Ihre Blumen sind der ganze Stolz von Lieselotte Jakomeit, ebenso wie die Stauden, die in großer Pracht rund ums Anwesen der Familie erblüht sind. Doch seit einiger Zeit stinkt's der Familie gewaltig. "Katzenpisse überall, das zieht inzwischen in unsere Wohnung", schimpft die Rentnerin. Doch das sei noch längst nicht alles. Seit Februar dieses Jahres fühlt sich die Familie mit Ehemann Hans-Lutz und auch Sohn Michael Jakomeit regelrecht von Katzen bedrängt. Zunächst sei da nur ein einsamer Stubentiger unterwegs gewesen, erzählt die Oberbauerschafterin im Gespräch mit der NW. Da habe man noch darüber hinweggeschaut. Man will ja kein Unmensch sein und "schließlich fangen die ja auch die Mäuse und vielleicht sogar die Ratten weg", hatte man bei Jakomeits zunächst noch Verständnis für den gelegentlichen Besucher. Denn sie seien keine Katzenhasser. Doch inzwischen ist die Welt bei den Jakomeits nicht mehr in Ordnung. "Unter dem Fenster hat es sich die Katze gemütlich gemacht" Die Besuche des Samtpfötigen mehrten sich und auch seine Hinterlassenschaften. In der Winterzeit hatte sie dann beobachtet, dass er in den Vorgarten gemacht habe und versuchte, die stinkenden Kothaufen zu vergraben. Nur ging das gerade einmal nicht, weil der Boden gefroren war, so Lieselotte Jakomeit. Schließlich sei die Katze immer häufiger gekommen und habe es sich "unter ihrem Fenster gemütlich gemacht". Später gesellten sich noch andere Vierbeiner hinzu. Jakomeits hatten einen Verdacht, dem sie auch nachgingen und der auch bestätigt wurde. Doch letztendlich habe sich nichts geändert. Es wurde Maschendraht gespannt und sogar Stacheldraht. Dann seien andere Wege zu ihrem Haus genommen worden. Schließlich hätten sich mehrere Katzen-Plätze in ihrem Garten befunden. Bei einem weiteren Gespräch, das ihr Mann geführt habe, habe man bestätigt, dass die Katzen kastriert seien. Inzwischen zählt Lieselotte Jakomeit vier Katzen. Auch auf der Terrasse und auf den Polstern der dort stehenden Möbel machten es sich die Vierbeiner inzwischen nachts bequem, auch hier seien Katzenhaare und auch Urin an der Tagesordnung. Selbst die Meisennester in Jakomeits Garten, die sie extra aufgehängt hätten, seien geplündert worden. Pfeffer gemixt mit Kaffeeprütt soll helfen Lieselotte Jakomeit ist wütend: "Was können wir tun? Doch nur verklagen." Denn sie will für die nicht mehr zu nutzenden Möbelbezüge Schadenersatz. Sie habe sich ein Kilo Pfeffer gekauft und den mit Kaffeeprütt vemischt. Den hatte sie überall verstreut, wo sich die Katzen normalerweise aufhalten. Man habe ihr gesagt, dass das gegen allzu häufige Katzenbesuche helfen würde. Doch das stimmte nur bedingt. Inzwischen ist Hans-Lutz Jakomeit fast täglich rund ums Haus unterwegs, um mit dem Gartenschlauch und Wasser den Katzenurin von den Pflastersteinen und Terrassenplatten zu säubern. Auch eine Lebendfalle haben sie sich besorgt. Das gefangene Tier wollen sie dann zum Ordnungsamt bringen. Doch das ist in einem solchen Fall gar nicht zuständig, erklärt Frank Gießmann vom Ordnungsamt der Gemeinde Hüllhorst, der allerdings noch nichts von den Jakomeits gehört hat, wie er gegenüber der NW deutlich machte. Auch im übrigen Gemeindegebiet sei ihm von einer Überpopulation von Katzen bisher nichts bekannt. Es handele sich um Belange des Tierschutzes, die in die Zuständigkeit des Veterinäramtes fielen. Sollten entsprechende Hinweise beim Hüllhorster Ordnungsamt eingehen, würde den Hinweisgebern die Kontaktdaten der zuständigen Mitarbeiter beim Veterinäramt mitgeteilt. Gießmann weist darauf hin, dass seit dem 13. Februar 2023 eine Katzenschutzverordnung in Kraft getreten sei. Darin sei geregelt, dass bei freilaufenden, fortpflanzungsfähigen Katzen die Halter dafür zu sorgen hätten, dass diese fortplanzungsunfähig gemacht würden. Weiterhin seien kreisweit seit diesem Zeitpunkt alle Freigängerkatzen mit einem Mikrochip zu kennzeichnen. Diese Nummer müsse bei Katzen in einem der beiden großen Haustierregister Tasso oder Findefix hinterlegt sein. Was sagt das Ordnungsamt dazu? Bei freilaufenden Katzen, die keinem Halter zugeordnet werden, könnten bestimmte Anordnungen von berechtigten Personen vorgenommen oder der Fundbehörde bei Fundkatzen veranlasst werden. Gießmann hält eine Katzensteuer für grundsätzlich zulässig. Ihm sei aber zumindest im weiteren Umfeld keine Kommune bekannt, die eine solche Besteuerung eingeführt habe. Das würde damit zusammenhängen, dass der Verwaltungsaufwand im Vergleich zu dem zu erwartenden Ertrag immens wäre. Eine Kontrolle wäre kaum möglich. Bei eventuellen Schadenersatzforderungen für durch die Tiere angerichtete Schäden oder Verunreinigungen handele es sich um einen privatrechtlichen Anspruch gegenüber den Katzenhaltern. Hier sei die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht betroffen und somit das Ordnungsamt ebenfalls nicht zuständig. Frank Gießmann: "Generell lässt sich dazu aber sagen, dass es bei Katzen ein typisches Verhalten ist, in ihrem Umfeld frei herum zu laufen und dabei auch die Nachbargrundstücke zu betreten. Da muss sicherlich eine unzumutbare Beeinträchtigung gegenüber dem Katzenhalter nachgewiesen werden." Wie sieht die Schiedsfrau die Situation? Marjon Grefte ist Schiedsfrau im zuständigen Bezirk für die Gemeinde Hüllhorst. Sie warnt davor, Tiere einzufangen, vor allem auch Katzen. Niemand wisse, ob das Tier vielleicht doch jemandem gehöre. Das gilt dann als Diebstahl und kann zu einem "bösen Erwachen" für die Tierfänger werden. In einem solchen Fall wie bei den Jakomeits könne sie als Schiedsfrau, wenn der Verursacher feststehe und es sich möglicherweise um einen Nachbarschaftskonflikt handele, angerufen werden. Möglicherweise könne man einen Kompromiss finden, dass die Tiere für eine bestimmte Zeit eingesperrt werden und am bzw. im Haus gehalten werden. Außerdem wäre es vielleicht auch möglich, dass sich der Betroffene meldet und anschließend der Halter die Hinterlassenschaften einsammelt. Grundsätzlich sei es jedoch schwierig, Katzen einzusperren und dies zu kontrollieren, so Marjon Grefte. Schließlich würden ja auch Igel, Waschbären, Ratten und Mäuse frei herumlaufen und im Garten ihre Spuren hinterlassen.

Meistgelesen