Hüllhorst. Jürgen Wiemann (57), Ortsvorsteher von Hüllhorst, und der Schnathorster Lars Wunderlich (41) kehrten am 1. März der CDU- Fraktion den Rücken und gründeten mit der Unabhängigen Hüllhorster Union (UHU) ihre eigene Fraktion. Ein halbes Jahr als UHUs liegt jetzt hinter den beiden Abtrünnigen. Im Interview sprechen sie darüber, wie es zu dem Schritt kam, was sie bisher politisch bewegt haben und wo sie ihre Zukunft sehen.
Herr Wunderlich, Herr Wiemann, durch Ihr Ausscheiden aus der Fraktion haben die Christdemokraten gleich zwei Sitze eingebüßt. Wie kam es zu dem Schritt?
Lars Wunderlich: Wir waren sehr unzufrieden mit den Gegebenheiten in der CDU-Fraktion, speziell mit der Informationspolitik und dem Führungsstil des damaligen Fraktionsvorsitzenden Günter Obermeier und der Fraktionsspitze. Wir hätten uns frühere und bessere Informationen gewünscht und vor allem neue Impulse statt nur zu verwalten. Die CDU hat ja kontinuierlich an Prozenten verloren.
Jürgen Wiemann: Enttäuscht war ich persönlich über die Findungsphase zur Bürgermeisterwahl. Ich hätte mir auch einen anderen Kandidaten für die CDU vorstellen können und habe auch einen Namen ins Spiel gebracht. Darauf wurde aber gar nicht eingegangen. Wir hatten kein Mitspracherecht.
Wunderlich: Natürlich haben wir im Wahlkampf alles gegeben und den Kandidaten der CDU, den wir fachlich sehr schätzen, voll unterstützt. Doch eine Bürgermeisterwahl ist eine Persönlichkeitswahl und in unseren Augen war Elmar Vielstich nicht der richtige Gegenkandidat zu Bernd Rührup von der SPD.
War es eine Spontanentscheidung?
Wiemann: Nein. Das hat sich langsam und stetig entwickelt. Das Verfahren zur Kandidatenfindung und das schlechte Ergebnis für die CDU bei der Bürgermeisterwahl hat dann das Fass zum Überlaufen gebracht.
Wunderlich: Wer so verliert, der muss auch bereit sein, Verantwortung zu übernehmen und dem Wähler signalisieren ,Ja, wir haben das verstanden?. Auf Parteiebene hat ein entsprechender Umbruch stattgefunden. Der Vorstand, zu dem auch ich gehörte, hat sich nicht mehr zur Wiederwahl gestellt. Auf Fraktionsebene ist nichts passiert. Das war ein tiefer Kinnhaken für uns.
Nunmehr hat die Fraktion mit Klaus Kuhlmann aber einen neuen Vorsitzenden. Bereuen Sie Ihren Schritt?
Wunderlich: Nein. Wir bereuen nichts. Durch die Gründung einer eigenen Fraktion sind wir viel intensiver als zuvor in die Gemeindearbeit eingebunden. Durch die Teilnahme an interfraktionellen Runden bekommen wir mehr und schnellere Informationen. Und wir haben als Unabhängige Fraktion schon mehrere Anträge unter anderem zur Verkehrssicherheit eingebracht.
Ihre Anträge sind aber nicht durchgekommen.
Wunderlich: Wir haben aber zum Beispiel durch unseren Antrag zur Schulsozialarbeit den Anstoß gegeben, sich intensiv mit dem Thema zu befassen und zum Haushaltsjahr 2017 über eine Stellenaufstockung nachzudenken.
Haben Sie durch Ihren Austritt der CDU nicht einen weiteren Schaden zugefügt?
Wiemann: Wir haben den Schritt auch in Gesprächen mit dem CDU-Kreisverband und der Kreisgeschäftsstelle begründet. Die CDU Hüllhorst hat aus unserer Sicht keinen Schaden genommen, sondern wurde vielmehr wachgerüttelt. Gegen uns wurde auch kein Parteiausschlussverfahren eingeleitet. Auf diese Tatsache legen wir großen Wert. Wir sind nach wie vor beide Parteimitglieder der CDU.
Wie ist Ihr Verhältnis zur CDU?
Wunderlich: Die Unabhängige Hüllhorster Union hat dem neuen CDU-Fraktionsvorsitzenden Klaus Kuhlmann die Kooperation angeboten, auf die aber nicht eingegangen wurde. Unser Austritt hat natürlich Wellen geschlagen.
Wo sehen Sie sich im politischen Ratsgefüge?
Wiemann: Wir fühlen uns in den Ausschüssen und im Rat ernst genommen und von allen Parteien akzeptiert.
Wie reagieren die Bürger?
Wiemann: Also ich fühle mich im Kontakt mit den Bürgern sehr wohl als UHU. Ich führe viele Gespräche, höre mich um und das macht einfach Spaß.
Wunderlich: Wir haben eigentlich nur positive Stimmen gehört. Manch einer begrüßt einen mit den Worten ,Ah, da kommt ein UHU?.
Was hat sich für Sie besonders geändert?
Wunderlich: Vorher haben wir nur stundenlang den Arm gehoben, für Sachen, die ohnehin längst vorbesprochen und beschlossen waren. Jetzt können wir die großen Themen, die uns wichtig sind in die Entscheidungsfindung einbringen.
Die da wären?
Wiemann: Verkehrssicherheit, Schulpolitik und die innere Sicherheit.
Wunderlich: Ich bin Vater von vier Kindern. Da liegt mir das Thema Schule natürlich sehr am Herzen. Ich freue mich, dass der Schulausschuss mit Andreas Jaeger von der CDU jetzt einen sehr engagierten Ausschussvorsitzenden hat.
Wie sehen Sie Ihre Zukunft?
Wunderlich Wir können derzeit noch gar nicht sagen, wohin die Reise führt. Die Gründung eines UHU-Ortsvereins schließen wir zum jetzigen Zeitpunkt aus. Aber alles ist möglich. Uns ging es ja lediglich darum, einmal zum Nachdenken anzuregen. Der Spielball für die zukünftige Ausrichtung liegt jetzt bei der CDU.
Wiemann: Wir würden zur CDU-Fraktion zurückkehren, wenn alles stimmt.
Das Interview führte Kirsten Tirre.