Bünde/Hüllhorst. Die Firma Starglas in Bünde ist ein "Hidden Champion". Das auf Flachglasveredelung und 3D-Laserinnengravur spezialisierte Unternehmen in Werfen ist nicht nur Partner vieler international tätiger Ladenbauer und Innenausstatter, es nimmt auch bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen einen Spitzenplatz ein. Fünf von 30 Mitarbeitern leben mit einem Handicap. Daniel Rahe ist einer von ihnen. Seit dem 1. Mai ist er fest angestellt.
Bis dahin hat Daniel Rahe fast sein gesamtes Berufsleben bei den Lübbecker Werkstätten verbracht, die als Einrichtung der Lebenshilfe Lübbecke Menschen mit Behinderungen Beschäftigung und eine geordnete Tagesstruktur bieten. Er hat im Metallbereich der Betriebsstätte Oberbehme gearbeitet.
Im Rahmen des Projektes "Rotary INKLUSIV" bekam der 26-Jährige die Möglichkeit, sich nach einem Betriebspraktikum für sein Berufsleben außerhalb der geschützten Werkstätten weiter zu qualifizieren. In der sechsmonatigen Qualifizierungsphase wurde Rahe durch Daniel Heinrichs von den Lübbecker Werkstätten betreut. In dieser Zeit hat er einzelne Qualifizierungsbausteine absolviert und so Teile der Ausbildung zum Flachglasmechaniker erlangt. Mit der Übernahme in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wird er im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe nun vom Integrationsfachdienst weiter betreut.
"Sowohl für den Beschäftigten als auch für den Arbeitgeber ist es wichtig, einen Ansprechpartner zu haben, mit dem Probleme und Fragen schnell und kompetent gelöst werden können", erklärt Hans-Jürgen Gerland, der die Firma Starglas und Daniel Rahe in den nächsten Jahren begleiten wird.
Die Beschäftigung eines Menschen mit Behinderung wird finanziell gefördert. Für die ersten fünf Jahre im Beschäftigungsverhältnis stehen Mittel pauschal zur Verfügung. Danach kann die Förderung auf Antrag des Arbeitgebers bis zu fünf Jahre weitergeführt werden.
Geschäftsführer Michael Klausing beschäftigt Menschen mit Behinderung allerdings aus anderen Gründen. "Natürlich müssen wir Geld verdienen, und die Förderungen helfen, eventuelle Leistungsdifferenzen auszugleichen", erklärt der Glasspezialist. "Was mich aber wirklich beeindruckt, ist das große Verantwortungsgefühl und die Zuverlässigkeit, die auch und gerade unsere Beschäftigten mit Behinderung beweisen."
Daniel Rahe habe zwar Schwierigkeiten mit der Kommunikation, bringe aber großes technisches Verständnis mit. Selbst kleinste Fehler im fertigen Produkt erkenne er schnell und zuverlässig, und auch die CNC-Sandstrahlanlagen bediene er selbstständig und professionell. "Für uns war eigentlich schon nach dem Praktikum klar, dass wir Daniel gerne übernehmen möchten", erzählt Anja Barresi, bei Starglas für Marketing und Vertrieb zuständig.
"Das besondere Betriebsklima und die Atmosphäre bei Starglas haben ihm sicherlich geholfen", ist sein Qualifizierungsbegleiter Heinrichs überzeugt. Klausing: "Wir bringen unseren Mitarbeitern großes Vertrauen entgegen. Und die schöpfen durch die Atmosphäre im Betrieb Mut, sich weiter zu entwickeln."
Neue Wege zu gehen, ist bei Starglas Unternehmensphilosophie. "Wir sind immer vorne mit dabei, wenn es im Glasbereich neue Technologien gibt", sagt Klausing.
Auf die konzentrieren sich die Bünder auch bei ihrem Personal. "Wir passen unsere Abläufe an die Bedürfnisse unserer Mitarbeiter an", erklärt Barresi. "Natürlich sind Menschen mit Behinderung nicht so flexibel einsetzbar wie unsere anderen Mitarbeiter, dafür haben sie aber sehr ausgeprägte Stärken."
Aus Sicht des Bünder Unternehmens hat auch die Lebenshilfe Lübbecke einen großen Anteil an der erfolgreichen Integration Rahes. "Die Lebenshilfe hat immer mit offenen Karten gespielt und vertrauensvoll mit uns zusammengearbeitet."
Rotary Club initiierte das Projekt
- Unterstützung bekommen Behinderte von den Integrationsfachdiensten (IFD), die auch Arbeitgeber bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen beraten und Fördermittel bereitstellen können.
- Gemeinsam mit der Lebenshilfe Lübbecke sind die Integrationsfachdienste Westfalen-Lippe Projektpartner von Rotary INKLUSIV. Der Rotary Club Lübbecke hat das Projekt mit den Lübbecker Werkstätten initiiert.
- Weitere Informationen zum Projekt und zur Arbeit der Projektpartner gibt es auf den Webseiten www.rotary-inklusiv.de, www.ifd-westfalen.de und www.lebenshilfe-luebbecke.de