Bielefeld/Hüllhorst (tyl). Seit nahezu drei Monaten läuft der Prozess um das mysteriöse Verschwinden des Physiotherapeuten Karl Friedrich Meyer. Acht Verhandlungstage schon hält das zähe Ringen um die Geschehnisse im Herbst 2012 in Hüllhorst (Kreis Minden-Lübbecke) an.
Die Zeugen berichten über viel Geld, noch mehr Gier, vermeintliche Liebe und käuflichen Sex. Was fehlt, ist die Leiche Meyers. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus: Nur die beiden Angeklagten wissen, wo die sterblichen Überreste des Physiotherapeuten liegen. Doch der wegen Totschlags angeklagte Jörg Z. schweigt beharrlich, ebenso Christiane R., die ehemalige Lebensgefährtin Meyers.
Die Aussage eines Kriminalbeamten und Andeutungen weiterer Zeugen machen nun ein genaueres Bild der Person Karl Friedrich Meyer möglich. Der seit gut zwanzig Jahren praktizierende Physiotherapeut besaß einen derart guten Ruf, dass Patienten aus ganz Ostwestfalen zu ihm in den Hüllhorster Heideweg kamen.
Meyer soll bis zu zwölf Stunden am Tag gearbeitet haben, fast ausschließlich gegen Bargeld. Das erklärt nicht die Geldbeträge, die ihm über Jahre zur Verfügung standen, doch sein Fleiß und Können stehen außer Frage. Über viele Jahre, die er mit einer Frau aus Hüllhorst zusammen lebte, wurde eine "Neigung zum Rotlicht" deutlich, wie es der Kriminalbeamte aus der Mordkommission "Heide" - benannt nach der Praxis im Heideweg - ausdrückte.
Der Kommissar hatte ein halbes Jahr nach dem Verschwinden Meyers die beste Freundin seiner Lebensgefährtin vernommen. Yvonne P. lernte Christiane R. Anfang des Jahrtausends im Club Steinegge kennen, einem Bordell nahe der Autobahnabfahrt Vlotho/Exter, wo beide als Prostituierte arbeiteten. Karl Friedrich Meyer soll dort, wie auch im "Café Wien" in Löhne-Gohfeld, Stammgast gewesen sein.
Wegen seiner Großzügigkeit und der Markentreue zu den Fahrzeugen war er dort als "Porschemann" unter den Frauen bekannt, sagte der Ermittler. Meyer besaß einen Porsche Cayenne Geländewagen sowie einen 911 Carerra. Nach Aussage von Yvonne P. war Meyer regelmäßiger Kunde von Christiane R., woraus sich eine Beziehung entwickelte.
In den folgenden Jahren übernahm Meyer alle finanziellen Verpflichtungen gegenüber seiner neuen Lebensgefährtin. 2007 zog das Paar in das neue Haus im Schnathorster Holz, Christiane R. hatte neuwertige Pkw zur Verfügung und erhielt offenbar eine tägliches Taschengeld von 100 Euro. 2011 lernte Christiane R. in einem Schnathorster Imbiss Jörg Z. kennen. "Der Jörg macht die Christiane kaputt", soll ein dortiger Mitarbeiter gesagt haben. Doch wer die treibende Kraft hinter dem Verschwinden Meyers war, ist bis heute unklar.