Bielefeld / Hüllhorst

Haus des Vermissten leer geräumt

Physiotherapeut: Möbel und Küche verschwunden

27.07.2014 | 27.07.2014, 00:11

Bielefeld / Hüllhorst. Im Prozess um die Tötung des Hüllhorster Physiotherapeuten Karl-Friedrich Meyer hat am zweiten Verhandlungstag auch der Halbbruder der beschuldigten Christiane R. die Aussage verweigert. Aufgrund der verwandtschaftlichen Beziehung konnte sich der 57-jährige Auslieferungsfahrer aus Herford auf das Zeugnisverweigerungsrecht berufen. Der Bruder und die Schwägerin des Hauptangeklagten Jörg Z. hatten schon vor Prozessbeginn schriftlich mitteilen lassen, dass sie nicht aussagen würden.

Mitte Oktober 2012 verschwand Karl-Friedrich Meyer (47) unter ungeklärten Umständen spurlos von der Bildfläche. Bis heute hat die Polizei keine Erkenntnisse darüber, was geschah oder wo seine Leiche liegen könnte. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Beschuldigten Jörg Z. (46) vor, im Herbst 2012 seinen Nebenbuhler im "Raum Hüllhorst" getötet zu haben. Zu diesem Zeitpunkt hatte er seit längerem eine Beziehung zu Christiane R. (40), der Lebensgefährtin des Opfers, die mit Meyer ein Haus im Hüllhorster Ortsteil Schnathorst bewohnte.

Sieben Wochen nach dem Verschwinden Meyers erschienen Jörg Z. und Christiane R. vor dem Standesamt Petershagen, um einen Termin für die Eheschließung zu finden. Zwei Wochen darauf, am 3. Januar 2013, verschob Christiane R. die Vermählung jedoch "auf unbestimmte Zeit", wie es in den Prozessakten heißt.

Christiane R., die eine Bankvollmacht für ein Konto des Verschwundenen bei der Sparkasse hatte, wollte zu dieser Zeit auch die Abwesenheitspflegschaft für Meyer übernehmen. Dabei geht es um vermögensrechtliche Angelegenheiten, in diesem Fall vor allem um das 2007 erbaute Einfamilienhaus in Hüllhorst, dass in monatlichen Raten abbezahlt wurde. Das Amtsgericht Lübbecke betraute jedoch einen Hüllhorster Anwalt mit der Aufgabe.

Als die Polizei am 17. April 2013 - sechs Monate nach dem Verschwinden Meyers - das Haus mit Leichenspürhunden absuchte, fanden die Beamten die 200 Quadratmeter Wohnfläche leer vor. Die gesamte Einrichtung war verschwunden, selbst die Einbauküche fehlte. Die Hunde schlugen weder im Haus noch auf dem Grundstück an.

Im Gegensatz zu Christiane R., die bislang polizeilich nicht in Erscheinung getreten ist, besitzt der Hauptangeklagte Jörg Z. ein Vorstrafenregister. 2001 wurde der damalige Lagerarbeiter unter anderem wegen mehrfachem Autodiebstahls zu drei Jahren Haft verurteilt.

Vor Gericht zeigte sich Jörg Z. wie am ersten Verhandlungstag entspannt, jedoch deutlich zurückhaltender. Vielleicht lag es an der fehlenden Umarmung von Christiane Z., die dieses Mal von den Justizbeamten verhindert wurde.