Wolfsriss an Heiligabend? Minden-Lübbecker Schäfer bringt Herde in Sicherheit

Hille. Es ist kein schöner Anblick, der sich den Landwirten am ersten Weihnachtstag bietet. Auf der Wiese hinter ihrem Haus liegen drei tote Schafe. Umgehend informieren sie den Besitzer, Schäfer Dirk Rösener, und bringen die Tiere in Sicherheit. Denn es besteht der Verdacht, dass ein Wolf für den Tod der Tiere verantwortlich ist. Bereits im Herbst hatte der Schäfer seine Herde nach Neuenbaum gebracht, damit die Tiere - wie jedes Jahr - die Wiesen nachweiden. &bdquo;Die Schafe haben zuletzt auf den Flächen rund um unser Haus geweidet, die wegen der Nässe nicht mehr gemäht werden konnten. Die Tiere pflegen die Flächen außerdem“, sagt Landwirtin Tabea Wengenroth. An Heiligabend sei die Herde auf die Kuhwiese direkt hinter dem Stall umgezogen. Als die Hofbesitzer am Abend bei ihren Tieren waren, seien diese sehr unruhig gewesen. Eine Kuh sei über die Absperrung gesprungen und habe auf dem Futtertisch - also zwischen den Lauf- und Liegeflächen - gestanden. &bdquo;So etwas haben unsere Kühe noch nicht gemacht“, wunderte sich die Hofbesitzerin. Kein Notdienst an den Feiertagen Am nächsten Morgen habe ihr Mann &bdquo;etwas Komisches“ auf der Wiese hinter dem Haus liegen sehen. Beim genaueren Hinsehen stellte er fest, dass drei der Schafe die Nacht zum ersten Weihnachtstag nicht überlebt hatten. Eines der Tiere sei komplett aufgerissen gewesen. &bdquo;Wir haben dann sofort dem Schäfer Bescheid gesagt.“ Dirk Rösener, der zu der Zeit 140 Mutterschafe auf dem Hof der Familie Wengenroth weiden ließ, versuchte umgehend jemanden vom zuständigen Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) zu erreichen. &bdquo;Das war nicht so einfach, schließlich war Weihnachten“, schildert der Schäfer im Gespräch mit dem MT. Das Amt hätte eine Hotline geschaltet und nach einiger Zeit bekam Dirk Rösener einen Rückruf. Der Riss muss begutachtet werden und es werden Proben genommen. Dazu schickt das Lanuv einen ehrenamtlichen Wolfsberater, der diese Aufgabe übernimmt. Weil es jedoch an den Feiertagen keinen Notdienst gab, nahm der Schäfer - nach telefonischer Anleitung - die Proben selbst und machte Fotoaufnahmen. Am 27. Dezember holte ein Wolfsberater die Proben ab, fertigte ein Protokoll an und leitete die Unterlagen an das Lanuv weiter. Schon wenige Tage vorher hatte mutmaßlich ein Wolf drei Mutterschafe in Rahden gerissen. Hier geht’s zum Artikel. Nachbarn berichten von Wolfsbeobachtungen &bdquo;Ein DNA-Nachweis, dass es sich um einen Wolf gehandelt hat, ist nicht immer möglich“, ist Dirk Rösener gespannt auf das Ergebnis, das erst in einigen Wochen vorliegen wird. Das bestätigte auch Wilhelm Deitermann, Pressesprecher des Lanuv. Es besteht immer die Möglichkeit, dass sich andere Tiere an den Kadavern zu schaffen machen und so eine eindeutige Zuordnung erschwert wird. Wie Deitermann auf MT-Anfrage erklärt, seien die Proben eingegangen und würden derzeit untersucht. Die Bearbeitung könne einige Wochen dauern. Dass es sich tatsächlich um einen Wolfsriss handelt, könne er natürlich nicht mit Sicherheit sagen, so Dirk Rösener. Aber laut dem Wolfsberater, der sich vor Ort ein Bild gemacht hat, sei es sehr wahrscheinlich. Dafür spreche auch, dass Nachbarn der Wengenroths schon häufiger einen oder mehrere Wölfe in der Gegend gesehen hätten. Ob sein Verlust finanziell entschädigt wird, sei ebenfalls noch nicht sicher. Bei einem Übergriff im Jahr 2017 sei kein eindeutiger Nachweis eines Wolfsrisses möglich gewesen. Dennoch hätte er seinerzeit einen finanziellen Ausgleich bekommen, so der Schäfer. Der Grund: Es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass ein Wolf für den Tod seines Tieres verantwortlich war. Landwirte in Sorge um Rinder und Kühe Nach dem vermeintlichen Wolfsriss hätten sie noch am ersten Weihnachtstag alle Schafe eingefangen, auf einen Anhänger geladen und in Sicherheit gebracht. &bdquo;Bis jetzt ist zum Glück noch nichts wieder passiert“, ist Dirk Rösener erleichtert. Die Tiere würden jetzt in Hille in der Nähe des Kanals stehen. Bei Tabea und Helge Wengenroth bleibt ein mulmiges Gefühl, denn auch sie sehen ihre Tiere in Gefahr. &bdquo;Wir fragen uns, ob wir unsere tragenden Rinder und die Kühe in diesem Jahr noch mit ruhigem Gewissen auf ihre Weiden bringen können?“

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