Ehemalige Minden-Lübbecker Möbelfabrik muss erneut zwangsversteigert werden

Hille-Eickhorst. Für die Eickhorster ist es ein echter Schandfleck. Die ehemalige Möbelfabrik Hucke, in der einst Tische und Stühle für Schulen gefertigt wurden, verfällt zusehends. Von außen wirken die Gebäude baufällig, die Außenanlagen sind ungepflegt, Unrat stapelt sich und aus den Müllcontainern wachsen schon Brennnesseln. Bereits im letzten Jahr wurde das gesamte Areal zwangsversteigert, für den 6. Dezember ist nun ein erneuter Termin anberaumt. Den Zuschlag bekam damals ein Mann aus Bünde, der mehrfach straffällig geworden ist. Derzeit sitzt er Informationen des Mindener Tageblatts (MT) zufolge im Gefängnis. Das Gebäude ist augenscheinlich unbewohnt. In Eickhorst werden viele Geschichten über die ehemalige Schulmöbelfabrik Hucke und ihre Besitzer erzählt. Der Wahrheitsgehalt lässt sich nur schwer überprüfen. Sicher ist, dass Fritz Hucke das Unternehmen in den Vorkriegsjahren gegründet hat. Hier wurden von 1945 bis 1992 Möbel gefertigt. Auf Verkaufsportalen im Internet werden nach wie vor alte Holzpulte und Stühle zum Verkauf angeboten. Darauf sind kleine Blechschilder angebracht, auf denen "Schulmöbel Porta Westfalica Firma Hucke Eickhorst" zu lesen ist. Auf dem rund 5.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Lübbecker Straße (B65) befinden sich zwei Wohngebäude und drei gewerblich genutzte Gebäude mit ein bis zwei Geschossen, teilweise unterkellert. Die Möbelfabrik wurde im Jahr 1925 an die bestehenden Gebäude angebaut. Wie in einer amtlichen Bekanntmachung des Gerichts zu lesen ist, gibt es für diverse Baumaßnahmen keine Genehmigung. Ungeklärte und eigenartige Umstände des Feuers Der Sohn des Firmengründers, Ernst Hucke, führte das Unternehmen fort. Dessen Sohn wiederum übernahm die Firma nicht. Viele Eickhorster erinnern sich noch einen Brand im Jahr 1987, von dem weniger das Wohnhaus, sondern vielmehr die Produktionsstätte betroffen war. Wie man im Dorf erzählt, ist die Ursache für das Feuer bis heute ungeklärt und die Umstände zumindest "eigenartig". Seitdem sei das Areal zunehmend verfallen, wobei zumindest das Lagergebäude 1989 eingeschossig neu aufgebaut wurde. Vor dem Brand hatte sich zeitweise eine Poststelle in den ehemaligen Büroräumen der Möbelfabrik befunden, die dann aber aufgelöst wurde. Doch warum steht das Areal bereits nach einem Jahr wieder zur Zwangsversteigerung? Laut MT-Informationen soll der Bünder die seinerzeit gebotene Summe nicht vollständig gezahlt haben, sondern lediglich die sofort fällige Anzahlung getätigt haben. Seinerzeit kamen zahlreiche Interessenten aus dem gesamten Bundesgebiet zu der Versteigerung am Amtsgericht Minden - so viele, dass der Termin in die Parkgarage verlegt wurde. Damals mussten auch die noch geltenden Coronaregeln eingehalten werden, es gab eine Einlasskontrolle und es bestand Maskenpflicht. Diejenigen, die bei der Zwangsversteigerung dabei waren, berichten, dass der heutige Eigentümer für die Summe von 285.000 Euro den Zuschlag bekommen hat. Er selbst war nicht vor Ort, sondern bot über eine Kontaktperson telefonisch mit. Der Mann, ein Bosnier, stammt aus dem Kreis Herford und war zuletzt in Hille gemeldet. Der Unternehmer gilt als Intensivstraftäter und gewaltbereit, er stand bislang mehrmals unter anderem wegen Körperverletzungen vor Gericht. Derzeit sitzt er eine Haftstrafe ab. Im Dezember 2022 nahm ihn die Polizei mithilfe eines Spezialeinsatzkommandos in Bünde fest, weil ein Haftbefehl vorlag. In den vergangenen Jahren ist er selbst immer wieder Ziel von massiven Übergriffen geworden, war aber auch selbst als Täter von Ermittlungen betroffen. Zuletzt schoss ein Türsteher aus Vlotho im Sommer 2022 vor der Herforder Diskothek Go Parc auf den vorbeifahrenden Hummer-Geländewagen des Bosniers. Hintergrund soll ein Streit gewesen sein, der Vlothoer traf den Geschäftsmann nicht, wurde aber zu fünf Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Der Bosnier besitzt in Hiddenhausen mit einem zerfallenen Bordell eine weitere Immobilie. Dort kam es 2020 zu Großbrand, die Polizei stellte Brandstiftung fest. Diverse Wasser- und Feuchtigkeitsschäden Zurück zum Objekt in Eickhorst: Wie der Beschreibung des Amtsgerichts zu entnehmen ist, startet die Versteigerung am Mittwoch, 6. Dezember, um 11 Uhr am Amtsgericht Minden (Saal 223) mit einem Mindestgebot von 4.000 Euro. Laut einem Gutachten wird der Verkehrswert des Grundstücks allerdings nur mit einem symbolischen Euro angegeben. Zwar beläuft sich der Bodenwert auf 157.500 Euro und der Wert der Außenanlagen auf weitere 10.000 Euro. Die Gebäude sind wertlos und müssten abgerissen werden. Kalkuliert man den Rückbau mit 200.000 Euro und Sonderkosten von weiteren 10.000 Euro bliebe ein Minus von 42.500 Euro. Wie aus dem Gutachten hervorgeht, gibt es für den Bereich, in dem sich das Objekt befindet, keinen rechtskräftigen Bebauungsplan. Bei einer Begehung des Geländes Ende Mai stellten die Begutachtenden diverse Wasser- bzw. Feuchtigkeitsschäden an Decken, Wänden und Fußböden fest. Der besichtigte Bereich sei unbewohnbar beziehungsweise nicht nutzbar, heißt es. Aus Gründen der Sicherheit konnten nicht alle Flächen betreten werden. Es gebe einen massiven Unterhaltungsstau und einen ungenügenden Wärmeschutz. Ob es sich bei dem Wasser im Keller um Grundwasser handelte, konnten die Gutachter nicht klären. Der Baugrund wurde nicht untersucht. Allerdings wurde das Grundstück vom Kreis Minden-Lübbecke aufgrund der früheren gewerblichen Nutzung in ein Verzeichnis altlastverdächtiger Flächen aufgenommen. Zudem vermutet man im Bereich der ehemaligen Leimerei asbesthaltige Platten. Polizeieinsatz Ende August Zuletzt war die ehemalige Möbeltischlerei Ende August in den Schlagzeilen, als in einer leer stehenden Scheune auf dem Gelände eine Matratze brannte. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr konnten das Feuer zügig unter Kontrolle bekommen. Weil Zeugen zwei Jugendliche beobachtet hatten, die sich auf dem Gelände befunden haben sollen, ermittelte die Polizei wegen Brandstiftung. Wie Ortsheimatpfleger Jürgen Paulsmeyer auf MT-Anfrage mitteilt, sei es schade, dass ein solches Objekt mitten in der Ortschaft brach liege. Und das in einer Zeit, wo Bauplätze gesucht würden. Er hofft auf einen sinnvollen Verwendungszweck nach der erneuten Zwangsversteigerung.

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