Espelkamp. Ganz weit im Osten der Stadt, dort, wo kaum noch jemand wohnt und die Grenze zum Altkreis Minden verläuft, wird Espelkamp von der Eon Westfalen Weser AG versorgt. Nicht von der RWE wie das große übrige Stadtgebiet. Es handelt sich um die Osterheide und den Osterwald, die an das Gemeindegebiet Hilles grenzen. Dort ist Eon Energieversorger. Und von dort werden aufgrund der Nähe auch die wenigen Bewohner von Osterwald und Osterheide versorgt. Insgesamt macht dies 0,01 Prozent am Haftkapital der Eon Westfalen Weser Energie GmbH aus.
Weil Eon im großen Versorgungsgebiet inzwischen viele Konzessionen verloren hat und ein großer Flickenteppich entstanden ist, will es auch alle noch übrigen kommunalen Anteile verkaufen. Man spricht hier von Rekommunalisierung.
Den Auftrag, die besagten 0,01 Prozent am Haftkapital der Westfalen Weser Energie GmbH & Co. KG zu übernehmen, erteilte der Rat der Stadt Bürgermeister Heinrich Vieker in seiner jüngsten Sitzung. Dies entspricht einem finanziellen Anteil in Höhe von 70.000 Euro. Die Stadt selbst müsste eine Bareinlage in Höhe von etwa 7.000 Euro übernehmen.
Die Stadt Espelkamp übernimmt für eine Kreditaufnahme der Westfalen Weser Energie GmbH & Co. KG zur Finanzierung des Erwerbs sämtlicher Aktien an der Eon Westfalen Weser AG eine anteilige Höchstbetragsbürgschaft in Höhe von etwa 70.000 Euro gegenüber dem finanzierenden Bankenkonsortium.
Espelkamp ist die einzige Kommune im Altkreis Lübbecke, die in einem Teilgebiet von Eon versorgt wird und somit die Chance erhält, diese Anteile zu kommunalisieren.
Weitaus größere Anteilseigner sind beispielsweise die Gemeinde Hille, die Städte Minden, Petershagen und Porta Westfalica.
Der 0,01 Prozent-Anteil erscheint sowohl der Stadtverwaltung als auch den Kommunalpolitikern als zu gering, um zukünftig mitreden zu können. So verabschiedete der Rat in seiner jüngsten Sitzung eine Absichtserklärung, wonach er gerne den städtischen Espelkamper Anteil auf 0,5 Prozent erhöhen würde. "Es müsste allerdings ein entsprechendes Angebot vorliegen", wie Kämmerer Achim Wilmsmeier im Gespräch mit der NW erläuterte.
Stichtag ist im übrigen der 24. Juni, an dem alle Anteile rückübertragen sein müssen. Espelkamp kann jedoch nur erhöhen, wenn andere Kommunen oder Gemeinden auf den Rückkauf verzichten würden, so Wilmsmeier. "Dann wären wir auch für alle anderen Anteilsnehmer ein wahrnehmbarer Partner", so Bürgermeister Heinrich Vieker.
Wilmsmeier hatte bereits nachgerechnet, was ein 0,5-Prozent-Anteil kosten würde., Der kommunale Anteil beträgt 350.000 Euro. Insgesamt müssten dreieinhalb Millionen Euro aufgebracht werden.
Paul-Gerhard Seidel (Unabhängige) stellte fest, dass es gut sei, "in dieser Frage einen Fuß in der Tür zu behalten. Wir sollten einen höheren Anteil an Westfalen-Weser anstreben." Dies sei auch vor dem Hintergrund der sich weiter positiv entwickelnden regenerativen Energien sehr wichtig. Auch CDU-Sprecher Wilfried Windhorst setzt sich dafür ein, mehr Gesellschafter-Anteile zu erwerben.
Kämmerer Achim Wilmsmeier hält diese Entwicklung für Espelkamp auch deshalb für sehr wichtig, weil es ab 2015 um die Verhandlungen über die Konzessionsabgabe mit der RWE gehen wird. "Es kann sicherlich nicht unser Schaden sein, wenn wir da bereits über Erfahrungen mit einem anderen Energieversorger verfügen."