Innenstadt: Für Espelkamp wünschen sich viele mehr Gastronomie und Einzelhandel

Espelkamp. Die Corona-Zeit hat in der Espelkamper Innenstadt ihre Spuren hinterlassen. Nach wie vor gibt es Probleme mit dem Warenangebot, alte Leerstände haben sich zum Teil wieder gefüllt, neue sind entstanden. Es gibt sicherlich hoffnungsvolle neue Ansätze, aber auch immer wieder Rückschläge. So erklärt es sich, dass die Veränderungssperre für die Breslauer Straße vom Rat wieder um ein Jahr verlängert wurde (nw.de berichtete). Nach der Aufgabe von Mode Hesse hatte es eine Grundsatzdiskussion darüber gegeben, ob eine Umwandlung von Geschäftsflächen in Privatwohnungen möglich sein könnte. Von einer Mehrheit im Rat wurde dies abgelehnt. Und das wurde jetzt wieder verhindert, allerdings gegen den erklärten Willen der Unabhängigen. Fraktionssprecher Paul-Gerhard Seidel sieht in der Öffnung der Einzelhandelsflächen für andere Nutzungen eine Chance, wieder mehr Leben in die Innenstadt zu holen. Allerdings wurde auf das in Auftrag gegebene Einzelhandelskonzept verwiesen, das erst abgewartet werden solle. "Mehr als ein Einzelhandelskonzept" Das liegt zwar noch nicht auf dem Tisch. Dafür aber das Ergebnis der Online-Umfrage in Sachen Innenstadtkonzept. Junker und Kruse, ein bekanntes Planungsbüro mit Sitz in Dortmund, hatte Anfang 2022 den Auftrag erhalten, die Espelkamper Innenstadt nachhaltig und zukunftsfähig zu gestalten. Gemeinsam mit Verkehrsplaner Nils Krenz wird seither an einem tragfähigen Innenstadtkonzept gearbeitet, so erklärte es Alexander Borchard von der Stabsstelle Stadtentwicklung Mobilität im Fachbereich Bauen. "Das ist mehr als ein Einzelhandelskonzept", so Borchard seinerzeit. Lukas Michel stellte seinerzeit im Ausschuss für Stadtentwicklung das Procedere vor. So soll das Konzept in öffentlichen Veranstaltungen mit den Bürgern und anderen gesellschaftlichen Gruppen gemeinsam entwickelt werden. Dann wurde eine kleine Unterrichtsreihe gemeinsam mit dem Söderblom-Gymnasium entwickelt. Es schließen sich Workshops an, die begleitet werden von einer Online-Umfrage. Deren Ergebnis liegt jetzt vor. Insgesamt haben 170 Personen teilgenommen Insgesamt haben 170 Personen teilgenommen. Nicht alle Teilnehmenden haben alle Fragen beantwortet, sodass die Stichprobengröße in den einzelnen Fragen variiert. Das durchschnittliche Alter liegt bei 43 Jahren. Nur rund die Hälfte der Befragten wohnt im Espelkamper Kernort. Ein Drittel lebt in den Ortsteilen, 18 Prozent haben ihren Wohnort in einer anderen Stadt. Er kommt zu dem Schluss, dass die Espelkamper Innenstadt für die Befragten eine "erfreulich hohe Relevanz hat". Viele Menschen würden hier ihren Tag verbringen und gingen dabei ganz unterschiedlichen Bedürfnissen und Tätigkeiten nach. Mit der "Neuen Mitte" habe die Innenstadt eine stark ausgeprägte und auch überörtlich relevante Versorgungsfunktion. Der kurze Versorgungseinkauf mit dem Pkw stelle eines der zentralen Motive des Innenstadtbesuches dar. Ein wesentlicher Aspekt der Befragung sei die räumliche Wahrnehmung des Innenstadtbereiches und daran geknüpft das Wohlbefinden sowie die Verkehrsmittelwahl in den unterschiedlichen Teilbereichen. Im Ergebnis werde der Innenstadt überwiegend der gesamte Verlauf der Breslauer Straße zugerechnet. Ein signifikant wahrnehmbarer "Ausschluss" des westlichen Bereiches des Angers zeige sich nicht. Nichtsdestotrotz fühlten sich hier deutlich weniger Menschen wohl bzw. hielten sich vor allem gar nicht erst hier auf. "Ganz überwiegend" wird City mit Pkw erreicht Die Innenstadt werde "ganz überwiegend" mit dem Pkw erreicht. Innerhalb der Breslauer Straße überwiege, trotz der durchgängig vorhandenen straßenbegleitenden Stellplätze, jedoch der Fußverkehrsanteil. Aus der Bewertung der Erreichbarkeit der Innenstadt ergebe sich ein erheblicher Handlungsbedarf für den Busverkehr. Aus der jeweiligen persönlichen Zufriedenheit ließen sich Handlungsfelder und ihre jeweilige Dringlichkeit ableiten, so Lukas Michel. Hier würden die durchschnittliche Bewertung gegenüber starken (Un)Zufriedenheiten überwiegen. Parkplatzverfügbarkeit, Gehwege und Sauberkeit schnitten am besten ab. Stadtbild, Dienstleistungsangebot und die Vielfalt des Einzelhandelsangebotes am schlechtesten. Die Bewertung der Vielfalt im Einzelhandel sei immer differenziert und im Zusammenhang mit dem konkurrierenden Online-Handel zu betrachten, gibt er zu bedenken. Verbesserung der Aufenthaltsqualität ein wichtiger Wunsch Die Verbesserung der Aufenthaltsqualität und ein vielfältiges Angebot in Gastronomie und Einzelhandel stellten die zentralen Wünsche an die Espelkamper Innenstadt dar. Besondere zukünftige Handlungsfelder, so der Planer, seien dementsprechend die Verkehrsberuhigung, die Gestaltung des öffentlichen Raumes gemäß des menschlichen Erlebnismaßstabes und ein proaktives Leerstands- und Ansiedlungsmanagement. Auf die Frage: "Wo fühlen sie sich (un)wohl? gab es beispielsweise ein klares Ergebnis. So fühlten sich im westlichen Bereich des Angers "deutlich weniger Menschen wohl als im übrigen Teil der Innenstadt", so das Ergebnis. Rund ein Viertel der Befragten (24 Prozent) gab an, sich dort unwohl zu fühlen, rund die Hälfte (49 Prozent) hält sich dort gar nicht auf. Mit 70 bis 80 Prozent ist das Wohlbefinden in den übrigen Bereichen deutlich höher. Spitzenreiter ist mit 80 Prozent der Wilhelm-Kern-Platz als Stadtmitte und offensichtlich positiv besetzter Identifikationsort, so Lukas Michel.

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