Bauarbeiten am Sportplatz: Wird der Espelkamper Fußballverein Türk Gücü benachteiligt?

Espelkamp. Der 36 Jahre junge Vorsitzende des Fußballvereins Türk Gücü, Oktay Akbulut, lehnt sich an das kleine Toilettenhäuschen und eine daneben stehende Blechgarage, die als einziges noch übrig sind von den Bauarbeiten am Sportplatz Hindenburgring. Er ist traurig und enttäuscht und blickt auf den großen Rasenplatz und die Flutlichtanlage. "In einem Vertrag mit der Stadt, den wir 2019 abgeschlossen haben, hat man uns versprochen, dass 2020, spätestens 2021, auch Umkleidekabinen mit dazugehörigen Sanitäranlagen gebaut werden. Erst dann ist es ein für uns nutzbarer eigener Sportplatz", sagt der Vorsitzende des Vereins, der in Espelkamp geboren ist und sich hier auch etabliert hat. Er ist Unternehmer, ihm gehören zwei Tankstellen, die er erfolgreich betreibt. Das will er auch mit "seinem" Verein, der für ihn mehr ist als nur Fußballspielen. "Wir betreiben hier richtig Integration. Jeder kann bei uns mitspielen. Wir fühlen uns wohl hier und wir wünschen uns, dass wir gegenüber den anderen Vereinen gleichberechtigt behandelt werden." Er habe das Gefühl, dass Türk Gücü im Verbund mit den anderen Sportvereinen in der Stadt benachteiligt wird. Deshalb will er jetzt auch mit seinem Vorstand prüfen, ob die Stadt nicht mit dem jetzigen nochmaligen Verschieben des Baus der Umkleiden Vertragsbruch begeht. Bürgermeister hat gesagt, dass die Umkleiden auch ohne Förderung gebaut werden Er wolle das juristisch prüfen lassen und gegebenenfalls dagegen vorgehen, macht er im Gespräch mit der NW deutlich. Der Bürgermeister habe doch erst vor gut einem Jahr, als bekannt wurde, dass die erwartete Förderung denn doch ausgeblieben war, weil der Fördertopf überzeichnet war, noch öffentlich verkündet hatte, dass die Anlage auch ohne Förderung gebaut werde. "Das ist Wort- und Vertragsbruch", wird er deutlich. Inzwischen ist der Bau noch einmal verschoben worden, weil die Stadt Espelkamp durch die Rückzahlung von 20 Millionen Euro Gewerbesteuern in diesem Jahr in eine haushalterische Schieflage geraten ist und nunmehr überall schauen muss, wo Mittel eingespart werden können. Und da hatte man sich - gegen die Stimmen von SPD und Grünen - wieder einmal gegen den Bau der Umkleidekabinen entschieden. Das will und kann der junge Vorsitzende des Fußballvereins so nicht hinnehmen. Er verweist darauf, dass der Verein Eigenmittel in Höhe von 50.000 Euro im Vorfeld aufgebracht habe. Von ihnen sei die Flutlichtanlage errichtet worden, ohne die man den neuen Rasenplatz noch nicht einmal zu Trainingszwecken hätte vernünftig nutzen können. Besonders in der dunklen Jahreszeit nicht. Zum Umziehen und Duschen müssen die Spieler ins Albert-Pürsten-Stadion Seit gut anderthalb Jahren wird der Platz am Hindenburgring einmal die Woche von den drei Senioren- und den zwei Jugendmannschaften zu Trainingszwecken genutzt. Zum Umziehen und Duschen müssen die Spieler anschließend ins Albert-Pürsten-Stadion fahren. Dort werden auch die Spiele von Türk Gücü ausgetragen, eine Mannschaft spielt sogar in der Kreisliga A. Akbulut und seine Vorstandskollegen - ebenso auch die aktiven Sportler des Vereins - finden es traurig, dass der Verein seit seiner Gründung im Jahre 1979 immer wieder vertrieben worden sei und nie - im Gegensatz zu den anderen Vereinen in der Stadt - einen eigenen Sportplatz erhalten habe und somit an einer Stelle die Aktivitäten bündeln konnte. "Wir müssen auch jetzt auf absehbare Zeit hin- und herpendeln. Das ist einfach nicht gut für den Zusammenhalt", sagt der Vorsitzende. Es sei einfach wichtig, einen festen Standort zu haben. Immer wieder auf andere Fußballplätze So begann alles zunächst auf dem Sportplatz hinter der heute nicht mehr existierenden Ina-Seidel-Schule. Als diese aufgegeben wurde, ging es zum Sportplatz in Isenstedt in Höhe von Kaiser Dorfkrug. Als es dort nicht mehr weiterging, musste der Fußballverein ins Espelkamper Albert-Pürsten-Stadion umziehen. Schließlich ging es von dort auf den Sportplatz der ehemaligen Waldschule, in der heute die Grundschule am Auewald residiert, dann ging es zum Sportplatz der gegenüberliegenden Martinsschule. Dort müssen sie einem neuen Wohngebiet weichen. Und schließlich wurde wieder das zentrale innerstädtische Albert-Pürsten-Stadion zur vorübergehenden neuen Heimat, mit der Option zwischen Hindenburgring als Trainingsstätte und Stadion hin- und herzupendeln. Dort sei es schon manchmal etwas störend, dass man sich die Nutzung mit dem ATSV teilen müsse, so Akbulut. Die Situation dort vor Ort sei für alle Seiten nicht zufriedenstellend. Dies sei keine Lösung auf Dauer. Im Sommer wolle man wahrscheinlich noch eine dritte Jugendmannschaft gründen. Der Verein leiste wichtige Integrationsarbeit und benötige schon deshalb auch einen eigenen Platz, machte er deutlich. Dennoch wolle man sich jetzt zu Beginn der Saison mit Vertretern der Stadt und allen Vereinen, die das Stadion nutzten, an einen Tisch setzen und miteinander besprechen, wie man das Stadion gemeinsam am besten nutzen könne, ohne sich zu sehr in die Quere zu kommen. Oktay Akbulut hofft im Sinne aller Verantwortlichen, dass es am Hindenburgring doch noch zu einer tragbaren Lösung komme, damit Türk Gücü "endlich eine Heimat bekommt".

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