Espelkamp

Wo "Quax der Bruchpilot" landete

Espelkamper Foto-Jam unterwegs auf ehemaligem russischen Militärflugplatz-Gelände Rechlin-Lärz

Diese drei Teilnehmer der Espelkamper Foto-Jam bereiten sich gerade vor. |

03.08.2014 | 03.08.2014, 10:30

Espelkamp (nw). Fotografen, die bei der Espelkamper Fotojam aktiv sind, unternahmen jetzt gemeinsam ein langes Fotowochenende der besonderen Art. Vier Fotografen, Peter Bauckhage aus Porta, Bernd Selig aus Espelkamp, Anne Bielz aus Tonnenheide und Carsten Nolte aus Bad Oeynhausen sowie zwei Fotomodelle, Rebecca Schmidtke aus Rahden und Nathali Skliniorz aus Stadthagen, machten sich auf eine fast 500 Kilometer lange Reise nach Lärz in Mecklenburg Vorpommern. Ziel der fotointeressierten Gemeinschaft war der Flugplatz Rechlin-Lärz, ein alter russischer Militärflugplatz, der heute als Sportflugplatz genutzt wird.

Die Gruppe hat vom Betreiber des Geländes, der Müritz Airpark GmbH, die Erlaubnis erhalten die Infrastruktur des Flugplatzes sowie die alten Flugzeugbunker für ihre Fotoshootings zu nutzen. Auch standen ihnen alte Flugzeuge des auf dem Gelände befindlichen Luftfahrttechnischen Museum s Rechlin zur Verfügung.

"Es ist schon beeindruckend auf einer über 2.300 Meter langen Startbahn stehen zu können und die Weite eines solchen Flugfeldes zu erleben," so Bernd Selig, Organisator des Espelkamper Fotojam.

Peter Bauckhage, der die Kontakte nach Lärz hat und den Event initiierte, ergänzte: "Genau diese Weite fotografisch einzufangen ist eine Herausforderung, die mich schon vom ersten Tag an gereizt hat, als ich das Flugfeld zum ersten Mal besuchte."

"Das hat Mega viel Spaß gemacht, da ist mir die Hitze egal," so Anne Bielz. Da es in Lärz an dem Wochenende bis zu 35 Grad Celsius bei strahlendem Himmel war, mussten die Fotoaufnahmen in dem Morgen- und Abendstunden stattfinden. Aber auch während der heißen und zu strahlenden Sonne zur Mittagszeit hatten die Fotografen ihre Location gefunden. Kurzum wurden die Shootings in den alten Flugzeugbunkern fortgesetzt.

Diese alten russischen Flugzeugunterstände, ein Stahlbetongewölbe, mit Erdreich zur Tarnung abgedeckt und mit Panzertoren geschützt, waren schön kühl und boten einen Rahmen der besonderen Art für Mode- und Portrait-Fotos.

Ein absolutes Highlight konnte die Truppe am Samstag erleben, hier standen ihnen morgens die Ausstellungstücke des Luftfahrttechnischen Museums Rechlin zur Verfügung, speziell ein Seeaufklärer vom Typ Breguet Atlantic, der innen und außen als Kulisse genutzt werden konnte.

Hier war es vor allem interessant, nicht alltägliche Stellen, wie die Tragflächen nutzen zu können.

Leider musste das Team aber schneller als geplant den Seeaufklärer verlassen.

Durch die pralle Sonne wurde der Innenraum des Flugzeuges schnell zur Sauna, und der Schweiß lief den Fotomodellen und Fotografen nur so durchs Gesicht.

Also wurde flux umgeplant, ein alter Rettungsfallschirm ausgepackt und auf den Rollwegen mit diesem ungewöhnlichen Accessoire experimentiert. Zudem wurde am Samstag das Modelteam noch von einem dritten Model ergänzt: Steffi Webel, Sudentin aus Rostock.

Für alle Beteiligten war es ein gelungenes Wochenende, zumal auch jeder Tag mit dem Flugleiter und seinem Team von Flugplatz bei Bier und Grillfleisch ausgeklungen ist und die Gruppe viele Informationen und Anekdoten aus der DDR- Zeit des Flugplatzes erzählt bekommen hat.

Aber das Team hatte nicht nur den Flugplatz als Location auserkoren, am Sonntag wurde, aufgrund der Hitzeerfahrungen vom Samstag, kurzerhand einer der vielen Seen angefahren. In der heißen Zeit, kurz vor der Rückreise, wurde das Fotoshooting ins Wasser verlegt.

Quintessenz des Fotowochenendes: die Reise hat sich gelohnt und die Region rund um die Müritz ist ein tolles Reiseziel, nicht nur für Fotografen.

Der Flugplatz hat seinen Ursprung in der 1916 an der Müritz entstandenen Flieger-Versuchs- und Lehranstalt. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Flugplatz als Militärflugplatz ausgebaut und diente dem Erprobungskommando Lärz als Basis u.a. für Testflüge der ersten Strahlflugzeuge Me 262 und He162.

Nach dem Krieg wurde Rechlin-Lärz zu einer sowjetischen Garnison ausgebaut. Der Flugplatz war die Basis des 165. Jagdfliegerregiments der UdSSR und wurde weiter ausgebaut, bis zum Abzug nach der Wiedervereinigung im Jahr 1993.

Als bekanntester Flugschüler bekam in Lärz der Schauspieler Heinz Rühmann seine militärische Flugausbildung. Rühmann, als Flugschüler Otto Groschenbügel aus dem Film "Quax der Bruchpilot" bekannt, soll in dem Film alle Flugszenen und Kunstflugeinlagen selbst geflogen haben.